CIOs bewerten Flexibilität und Qualität höher als früher

Beim Netzwerk-Outsourcing werden Soft Skills wichtiger

14.05.2007 von Christine Ulrich
Gute Beziehungen kommen vor harten Fakten: Was ihre Prioritäten bei der Bewertung von Netzwerk-Dienstleistern betrifft, hat bei den CIOs offenbar der Wind gedreht. Hinsichtlich des Wide Area Network (WAN) stehen erstmals "weiche" Faktoren ganz oben auf der Wunschliste - darunter Flexibilität, Quality of Service (QoS) und eine gute Zusammenarbeit mit den Anbietern. Das britische Marktforschungsinstitut ICM Research spricht in seiner Studie gar von einer "Trendwende".

In Europa haben derzeit 74 Prozent der Unternehmen ihr WAN outgesourct. ICM Research fragte IT-Manager nach ihren wichtigsten Zielen für die kommenden zwei Jahre. Dabei rangiert die Reduktion von Netzwerkkosten weiterhin auf Platz eins, ist aber abgefallen: 21 Prozent der CIOs nennen dies als oberste Priorität - im Vorjahr waren es noch 28 Prozent.

Technisches Können spielt untergeordnete Rolle

In der Gunst gesunken ist auch der zweite Favorit: Sicherheitslösungen für das WAN sind für 13 Prozent der Befragten vorrangig (2006: 16 Prozent). Und an dritter Stelle geben nur noch zehn Prozent die Einrichtung von mehr Bandbreite als oberstes Ziel an (2006: 15 Prozent).

Hat immer noch bei einem Fünftel der IT-Manager oberste Priorität: das Senken von Netzwerkkosten. Der Punkt "Sonstige" allerdings ist zugleich explodiert.

Dagegen fällt die Antwort auf die Prioritäten-Frage bei 46 Prozent der CIOs unter "Sonstige": Dazu zählen Flexibilität, Quality of Service (QoS), Performance, Handhabbarkeit, schneller und einfacher Service sowie Partnerschafts- und Beziehungs-Management. 2006 führten nur 27 Prozent einen dieser Punkte auf - was den Schluss nahelegt, dass CIOs den Beziehungen mit ihren Providern einen zunehmenden Stellenwert einräumen.

Leicht verändert hat sich auch die Rangliste der Faktoren, die CIOs als entscheidend für die Auswahl eines Dienstleisters anführen. Zwar nennen weiterhin 73 Prozent "niedrigste Gesamtkosten" als wichtigste Anforderung an den Provider, genauso wie im Vorjahr. An zweiter Stelle steht mit 29 Prozent nach wie vor die geographische Abdeckung der Netzwerklösung (2006: 27 Prozent), gemeinsam mit der Service-Verfügbarkeit (2006: 24 Prozent).

Was beeinflusst Netzwerk-Entscheidungen? Zunehmend die "Geographische Abdeckung" und die "Höchste Service-Verfügbarkeit" beim Dienstleister.

Auch der Sicherheitsfaktor wird höher eingestuft, ebenso das Verständnis des Dienstleisters für die Bedürfnisse des Unternehmens. Dagegen spielen jedoch Faktoren wie die technischen Fähigkeiten oder die finanzielle Stabilität des Providers inzwischen eine untergeordnete Rolle.

Überflüssige WAN-Probleme rauben Zeit

Es sei eine "interessante Entwicklung, dass immer mehr CIOs weichen Faktoren mehr Bedeutung zumessen als Hard Facts wie Kosten, Sicherheit und Bandbreite“, sagt Joachim Trickl, Geschäftsführer des Dienstleisters Vanco in Deutschland. "Die genannten Soft Skills wurden bereits in früheren Umfragen genannt, aber sie standen viel weiter unten auf der Prioritätenliste."

Nach wie vor wird viel Zeit für WAN-Probleme aufgewendet, um die sich eigentlich der Provider kümmern sollte. Der obere (farbintensive) Balken bezieht sich jeweils auf 2007, der untere auf 2006.

Allerdings fördert die Studie auch Unerfreuliches zutage: Im europaweiten Durchschnitt wächst die Zeit, die wöchentlich für WAN-Probleme aufgewandt wird, für die eigentlich der Netzwerk - Dienstleister verantwortlich ist. Deutschland bewegt sich europaweit zwar im Mittelfeld. Doch im Jahresvergleich hat sich die Situation hierzulande deutlich verschlechtert.

So geben für 2007 gerade mal 25 Prozent der Befragten an, gar keine Zeit mit WAN-Schwierigkeiten zu verbringen - im Vorjahr waren noch glückliche 44 Prozent derart sorgenfrei. Jetzt müssen 40 Prozent mindestens einen Tag pro Woche dafür aufwenden - 2006 waren es nur 18 Prozent.

Das Hauptproblem, das das WAN am reibungslosen Betrieb hindert: die Unfähigkeit, Netzwerkfehler schnell zu erkennen.

Dabei sagen zwei Drittel der Befragten, die häufigste Hürde für ein funktionierendes WAN sei die Unfähigkeit, Netzwerkfehler schnell zu identifizieren (2006: 56 Prozent). 40 Prozent beklagen den Mangel an Flexibilität, die Software-Lösung an sich verändernde Bedürfnisse anzupassen (2006: 28 Prozent). Und auf der Rangliste geradezu nach oben geschossen ist das Problem, dass die Verfügbarkeit des Netzwerks unter den vereinbarten Service-Level-Agreements (SLA) liegt: 40 Prozent der CIOs geben dies an, was eine Steigerung seit 2006 um 48 Prozentpunkte bedeutet.

Für die Studie befragte ICM Research im Auftrag des Dienstleisters Vanco 276 CIOs aus mehreren Ländern.