Trotz erkannter Vorteile

BI-Tools bleiben ungenutzt

18.04.2012 von Johannes Klostermeier
IT-Chefs im öffentlichen Sektor erwarten von Analyse-Tools bessere Steuerung - und setzen sie doch nicht umfassend ein, so eine Studie von SAS und Uni Potsdam.
Business Analytics wird zwar als wichtig angesehen, aber von der Verwaltung noch kaum eingesetzt, zeigt eine Umfrage.
Foto: SAS

Entscheider aus der öffentlichen Verwaltung schätzen das Potenzial IT-basierter Analytics zur Optimierung der eigenen Leistungsfähigkeit als sehr hoch ein. Das geht aus der Studie „Wettbewerbsfaktor Analytics" der Universität Potsdam in Kooperation mit dem BI-Hersteller SAS hervor. Von den 52 Befragten gaben über 90 Prozent an, dass die strategische Nutzung von Geschäftsdaten für den Erfolg der eigenen Organisation Relevanz besitzt.

Die vorhandenen Tools werden aber offenbar noch nicht konsequent zur strategischen Steuerung eingesetzt. So setze jede vierte Organisation im Public Sector die vorhandenen Analysewerkzeuge gar nicht ein.

Nutzung stagniert trotz Wissen über die Vorteile

Die generelle Nutzung stagniert trotz der Kenntnis des Mehrwerts. So gaben die Befragten an, in ihre Entscheidungen nach wie vor noch Erfahrungswerte einfließen zu lassen, obwohl eine stärker faktenbasierte Steuerung möglich sei, kritisieren die Autoren der Studie. Denn die Befragten befänden sich in einem Sektor, „der als einer der Vorreiter für die Nutzung von Business Intelligence gilt und wo Instrumente der Analytics wie statistische Analysen, Vorhersagen/Explorationen und Prognosemodelle bereits im Einsatz seien."

Im öffentlichen Sektor sind die Daten für Analysezwecke laut Befragung zwar bei jedem Dritten vorhanden, jedoch fehlten die übergreifende Darstellung und damit der Überblick. Hinzu komme, dass es standardisierte und strukturierte Vorgehensweisen bei der Auswertung von Informationen nur in jeder zweiten Organisation gibt. Diese stammen aus unterschiedlichen Quellen, vornehmlich jedoch aus CRM- (31 Nennungen) und ERP-Systemen (26 Nennungen).

Zu über 50 Prozent liegt die Entscheidung über die Einbindung entsprechender Daten zur strategischen Ausrichtung in den Händen von Personen in leitender Funktion. Gleichzeitig gab die Mehrheit der Befragten jedoch an, dass es sich bei diesen Mitarbeitern nicht um Experten handelt.

Entsprechend schwer falle es, so die Autoren, den Mehrwert von Analytics derzeit voll zu nutzen. Dieser liegt laut der Studie vor allem in der Identifikation von Stärken und Schwächen (40 Prozent) einzelner Geschäftsbereiche sowie im frühzeitigen Erkennen von Risiken (30 Prozent).

Analysen sollen besseren Bürger-Service ermöglichen

Professor Norbert Gronau erkennt "noch keine flächendeckende Investitions- und Handlungsstrategie" bei Analyse-Werkzeugen im öffentlichen Sektor.
Foto: Uni Potsdam

Die Optimierung von Geschäftsprozessen ist für beinahe jeden zweiten Befragten eine Motivation für die Anwendung von Analytics. Diese bezieht sich im öffentlichen Bereich vor allem auf die möglichst effiziente und schnelle Erbringung von Bürger-Services.

„Unsere Studie zeigt eindeutig, dass das Bewusstsein für die Leistungsfähigkeit fortschrittlicher Analysemethoden bei Entscheidungsträgern der öffentlichen Verwaltung stark ausgeprägt ist. Trotzdem ist zu erkennen, dass es noch keine flächendeckende Investitions- und Handlungsstrategie in diesem Bereich gibt", sagt Professor Norbert Gronau vom Institut für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government an der Universität Potsdam. Und weiter: „Gleichwohl scheint der öffentliche Sektor einem verstärkten Regulationsdruck zu unterliegen, der die handelnden Personen zunehmend zur Konzeption einer klaren Analytics-Roadmap zwingt."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.