Hitze-Knigge

Birkenstocks sind im Büro tabu

20.07.2012 von Anke Quittschau und Christina Tabernig
Bei 30 Grad wird auch der Bürojob schweißtreibend. Die Verlockung ist groß, die Hose gegen die Bermuda zu tauschen. Doch was ist erlaubt? Ein kleiner Dresscode für den Sommer.
Birkenstocks mit weißen Socken sind als Business-Dresscode nicht erlaubt.
Foto: G.G. Lattek/Fotolia.com

Der Sommer ist da. Endlich. Jetzt fragen sich diejenigen, die im Büro arbeiten müssen, jeden Morgen: Was ziehe ich heute an. Sind jetzt tatsächlich Seidenstrümpfe und dunkle Kostüme angesagt? Dürfen es auch mal Bermudas sein? Offene Sandalen, luftiges Top? Welche Dresscodes sind im Büro erlaubt?

Wir haben Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig von der Agentur korrekt! gebeten, die wichtigsten Tipps für die heiße Jahreszeit zusammenzufassen. "Jeder sollte sich zuerst fragen, was sein Kunde von ihm erwartet und inwieweit er dem Image seiner Firma gerecht werden muss", rät Christina Tabernig.

Sommersünden
Endlich Sommer!
Barfuss, bauchfrei, Bermuda oder Birkenstock sind auch bei 30 Grad im Büro ein Fauxpax. Klicken Sie sich durch die größten Sommer-Sünden in Sachen Kleidung.
Dazu Knigge-Expertin Christina Tabernig:
Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern.
Das Sakko bleibt an ...
... solange der Vorgesetzte nicht abgelegt und Erleichterung angeboten hat. Frauen müssen den Blazer nicht ablegen, vielleicht tragen sie ja nur ein leichtes Shirt darunter.
Männer in Bermudas oder Shorts ...
... sollten sich in deutschen Büros nicht blicken lassen, auch wenn das Thermometer auf 30 Grad und mehr klettert. Dazu die Faustregel von Knigge-Expertin Tabernig: "Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen."
Mit Sandalen ...
... oder Birkenstocks ...
... sollte kein Mann im Sommer ins Büro gehen. Mit weißen Tennissocken übrigens auch nicht.
Auch Flipflops ...
... sind nur in der Freizeit erlaubt, wenngleich sie auch bequem und luftig sind.
Auf Socken ...
... können Männer nur in der Mittagspause im Park verzichten, aber niemals im Büro Slipper oder Schuhe ohne Socken tragen.
Es geht auch ohne Sakko und Krawatte ...
... oder mit Kurzarmhemd. Letzeres aber nur ohne Krawatee und Sakko tragen.
Vertriebler und Berater ...
... müssen dagegen in der Regel das Sakko auch im Sommer anziehen. Ihre oberste Richtschnur ist immer der Kunde beziehungsweise die Kleidung in dessen Untenrehmen.
Luftige Sommerkleider ...
... können Frauen im Job gern anziehen, wenn denn die Rocklänge stimmt. Eine Handbreit oberhalb des Knies ist erlaubt, alles andere geht zu weit.
Auch mit Spaghetti-Trägern ...
... und nackten Schultern sollte Frau sich zurückhalten. Freie Schultern gehören nicht ins Büro. Auch beim klassischen Etuikleid muss ein Blazer oder Jäckchen darüber getragen werden.
Dicke Gürtel ...
... sind auch nicht für den Einsatz im Büro vorgesehen.
Bauchfrei, Cut-Outs und Hotpants ...
... taugen für die Disco oder den Strand, sind aber kein Outfit fürs Büro.
In Sachen Schuhe ...
... haben Business-Frauen eine größere Auswahl als ihre männlichen Kollegen.
Geschlossene Schuhe statt offener Sandalen ...
... heißt die Devise für Business-Frauen im Sommer. Rot lackierte Fussnägel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch Feinstrumpfhosen sind im Sommer ein Muss.
Slingpumps sind eine Alternative
Noch nie gehört? Das sind Sandalen, die vorne geschlossen und hinten offen sind.
Große Schweißflecken ...
... kommen bei bestimmten Farben (lindgrün, khaki) noch deutlicher heraus. Diese Farben sollte man meiden.
Wenn das Deo versagt und der Schweiß siegt, ...
... kann man das dem schwitzenden Kollegen unter vier Augen und im freundlich-verständnisvollen Ton sagen. Vielleicht fällt ihm selbst der Schweißgeruch ja gar nicht mehr auf.
Eis in der Mittagspause ...
... hilft über so manchen heißen Bürotag hinweg. Was aber, wenn man einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie damit leben.

1. Bermudas und Birkenstocks: Tabus für Männer

Bermudas: Männer können keineswegs wie in Australien oder USA in Shorts ins Büro kommen. Niemals! Sie müssen auf jeden Fall eine lange Hose tragen.

Kurze Hemden: Solange Sie keinen Kundenkontakt haben, können Sie auch ein kurzärmeliges Hemd tragen, dann aber ohne Krawatte und leger ohne Sakko. Gehen Sie zum Kunden, kommen Sie im Grunde nicht um einen Anzug mit langärmeligem Hemd und Krawatte herum. Und es gilt, je höher Sie auf der Karriereleiter sind, desto eher müssen Sie den Anzug auch im Sommer tragen.

Birkenstocks und Co.: Das Schuhwerk der Herren sollte immer geschlossen sein. Mit Sandalen, Birkenstocks oder Latschen geht niemand ins Büro. Slipper ohne Socken sind nur in der Freizeit möglich.

2. Hot-Pant oder Spaghetti-Träger: Tabus für Frauen

Niemals bauchfrei ins Büro!
Foto: Sergey Ilin - Fotolia.com

Etwas einfacher als ihre männlichen Kollegen haben es Business-Frauen im Sommer. Mit Rock und Bluse ist eine Frau schon meist gut gekleidet. Aber auch hier gilt, je höher die Management-Etage, in der Sie sich bewegen, desto strenger ist Ihr Dresscode.

- Zu viel Haut zeigen: Grundsätzlich kann man sagen, alles was für den Strand tauglich ist, ist kein Outfit für das Büro. Also niemals: Bauchfrei, Spaghetti-Träger oder Schultern zeigen in konservativen Unternehmen.

- Offene Schuhe: Offene Sandaletten oder Flip-Flops sind im Büro tabu. Greifen Sie stattdessen besser zu Slingpumps, die vorne geschlossen und hinten offen sind. Polizeiliche Vorschriften gibt es auch: Wer sich in Deutschland mit Flipflops oder offenen Sandalen ans Steuer setzt, muss bis zu 50 Euro Strafe zahlen.

- Zu kurze Röcke: Röcke und Kleider sollten Knie umspielend sein oder länger. Miniröcke enden höchstens eine Handbreit über dem Knie. Also zu breite Gürtel oder Hot-Pants sind nicht für den Einsatz im Büro gedacht. Längere Shorts, die am Knie enden, können durchaus passend kombiniert eingesetzt werden. Frauen haben einfach einen größeren Spielraum.

3. Achtung Schweißflecken

Gerade im Sommer ist uns nach heller Kleidung in freundlichen Farben. Endlich raus aus den dunklen Sachen und rein in die weißen Blusen. Doch helle Farben sind empfindlich.

Achten Sie daher besonders darauf, dass

Vermeiden Sie aber Kleidung zu tragen, bei der man Schweißränder oder Flecken gut sehen kann. Hierunter fallen Farben, die durchgeschwitzt deutlich dunkler werden als der Ursprungston. Dazu gehören etwa lindgrüne Seidenblusen, khaki-farbene Kleider oder Sakkos.

4. Wie spreche ich ein Schweißproblem an?

Schweißgeruch bei Kollegen oder Mitarbeitern sollte man auf jeden Fall ansprechen, denn der Schwitzende riecht es oft selber nicht; er hat sich an seinen Geruch gewöhnt. Das gleiche kann passieren, wenn jemand über einen langen Zeitraum das gleiche Parfum verwendet und die richtige Dosis nicht mehr einschätzen kann.

Sprechen Sie das Schweißproblem auf jeden Fall unter vier Augen an und möglichst auf der gleichen Geschlechterebene. Beginnen Sie mit verständnisvollen Einleitungssätzen wie "Es fällt mir nicht leicht das anzusprechen . . ." oder "Es ist mir etwas unangenehm, aber mir ist aufgefallen . . .".

Wenn man jemanden wirklich gut kennt, dann kann man ihm auch sagen: "Hör mal, du hast heute ganz schönen Mundgeruch." Oder: "Heute riechst du aber sehr intensiv nach Schweiß." Versuchen Sie diese Nachricht aber möglichst freundlich zu übermitteln und geben Sie dem Betroffenen das Gefühl, dass Sie es gut mit ihm meinen. Niemand wird dann beleidigt sein. Ihre Kollegen werden eher dankbar für Ihre Ehrlichkeit sein.

5. Flecken auf der Kleidung und Anzüge ohne Gerüche

Was passiert, wenn man nach der Mittagspause einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie einfach damit leben.

Passiert Ihnen dies auf dem Weg zum Meeting, hilft am Schluss nur die Flucht nach vorne. Entschuldigen Sie sich charmant für Ihren Aufzug und erwähnen Sie vielleicht, dass Sie normalerweise nicht so rumlaufen.

Mit Hilfe moderner Technologien werden Anzüge und Kostüme heute resistent gegen Flecken und Gerüche ausgestattet. Hightechfasern machen dies möglich. Viele Kleidungsstücke sind schon mit der Nanotechnologie ausgestattet und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Anzüge mit geruchsschluckender Funktion gibt es beispielsweise von Bugatti ab 199,95 Euro. Blusen und Hemden die den Geruch stoppen von Eterna (um 49 Euro). Fleckabweisende Krawatten gibt es von Bugatti oder Olymp ab 29,95 Euro.

6. Gepflegte Hände und Fingernägel sind wie eine Visitenkarte

Hände sprechen Bände. Sie sind Zeichen des Vertrauens und für jeden sichtbar. Fingernägel sollten also stets sauber und gepflegt sein. Eingerissene Nagelhaut sowie abgesplitterter Nagellack wirken abstoßend. Pflegen Sie Ihre Nagelhaut mit einer reichhaltigen Nagelcreme oder gönnen Sie Ihren Händen ab und zu ein Ölbad.

Unser Extratipp: Ein Fingerbad in Oliven- oder Mandelöl wirkt gegen rissige Nagelhaut und spröde Fingernägel. Und so gehts: Eine viertel Tasse Öl erwärmen, etwas Zitronensaft hinzugeben und großzügig einmassieren oder über Nacht in Baumwollhandschuhen einwirken lassen.

Längst ist die Zeit vorbei, in denen Mann sich nicht um sein Äußeres kümmert. Das Haar muss sitzen, die Kleidung muss passen und die Schuhe müssen blitzen. Und dann scheitern viele Männer gerade beim ersten Eindruck ihrer Hände. Und wie schon gesagt: für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das ist schon immer so, und wird auch sicher die nächsten Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte so bleiben. (Computerwoche)