IT-Manager wetten

Bis zu 60 Prozent aus der Cloud

26.08.2011 von Uwe Dumslaff
Uwe Dumslaff, CTO Deutschland, Österreich und Schweiz, Capgemini, wettet, dass im Jahr 2021 ... Wetten Sie mit!
Uwe Dumslaff, CTO Deutschland, Österreich und Schweiz, Capgemini.
Foto: Capgemini

"Ich wette, dass man in zehn Jahren maßgeschneiderte Softwarelösungen von der Stange bekommt."

Für viele Unternehmen ist es schwer zu entscheiden, ob sie ihre geschäftskritischen und strategisch bedeutenden Geschäftsprozesse mit Standard-, Best-of-Breed- oder Individual-Lösungen unterstützen sollen. Obwohl die Integration in die Anwendungslandschaft und die Vernetzung der einzelnen Applikationen inzwischen leichter geworden ist, hat jede Variante ihre Vor- und Nachteile. Man bekommt nie genau das, was man braucht, ohne einen entsprechend hohen Preis dafür zu zahlen. In meiner Vorstellung führt die verbreitete Nutzung von Cloud Services dazu, dass es in zehn Jahren maßgeschneiderte Softwarelösungen "von der Stange" gibt. Die Voraussetzung dafür wäre, dass bis dahin circa die Hälfte aller Anwendungs-Services aus der Wolke kommt.

Wie realistisch ist diese Hypothese? Laut einer aktuellen Studie der Experton Group für den Birkom wird der Umsatz mit Cloud Services im Geschäftskundenbereich in Deutschland von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 anwachsen. Damit würden laut Studie in vier Jahren etwa zehn Prozent der IT-Ausgaben von deutschen Unternehmen in diese Technologie investiert werden.

Zehn Prozent, das klingt zunächst nicht viel, aber wenn man weiß, dass diese Prognosen in den letzten beiden Jahren stets deutlich nach oben korrigiert wurden, könnte man sich vorstellen, dass in zehn Jahren 50 bis 60 Prozent aller Services aus der Cloud bezogen werden. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass so manches, was zunächst utopisch erschien, wenige Jahre später alltäglich war. Etwa die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg.

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Als dieses Konzept aufkam, war die Skepsis groß - kaum ein CIO wollte Lieferanten Zugriff auf einen Teil seiner Daten geben. Inzwischen gibt es die entsprechenden Sicherheitsstandards und Governance-Prozesse, sodass die Effizienz der Zusammenarbeit durch die Öffnung enorm gestiegen ist. Aus der Automobilindustrie zum Beispiel sind solche Prozesse, die alle an der Entwicklung und Produktion beteiligten Unternehmen einbeziehen, gar nicht mehr wegzudenken.

Der entscheidende Schub für Cloud

Genau solche Sicherheitskonzepte und Governance-Regeln müssen auch für die Bereitstellung und Nutzung von Cloud Services entwickelt werden. Wenn die ersten tragfähigen Lösungen für die Sicherheit und die Wahrung der Datenintegrität präsentiert werden, wird es meiner Meinung nach einen Schub geben, der immer mehr Unternehmen dazu veranlassen wird, Cloud Services zu nutzen.

Das wiederum zieht neue Anbieter in diesen Markt. Sie haben Innovationen im Gepäck und sorgen für Bewegung. Denken Sie nur an den iPhone-Effekt: Bis Apple sein erstes Mobilfunkgerät auf den Markt brachte, ging die Entwicklung von Smartphones relativ schleppend voran. Seitdem ist die Innovationsrate für Hard- und Software in diesem Bereich stark gestiegen. Deshalb nehme ich an, dass die Bereitstellung und Nutzung von Cloud Services nicht linear, sondern eher exponentiell steigen wird, sobald die Anlaufschwierigkeiten überwunden sind.

Angenommen, die Entwicklung geht in diese Richtung, und in zehn Jahren kommt ein großer Teil der Anwendungs-Services aus der Wolke. Das hat zur Folge, dass die Vermarktung von Nischenlösungen einfacher wird. Darüber hinaus erweitern das Deployment-Modell Cloud und der globale Marktplatz den potenziellen Kundenkreis enorm. Dadurch können auch Anbieter von Nischenlösungen so viele Nutzer finden, dass das Geschäft langfristig gesichert ist. Die Folge davon wäre, dass es in Zukunft nicht mehr nur drei, fünf oder zehn Lösungen für eine Branche gibt, sondern vielleicht 50, 75 oder 100. Unternehmen werden genau die Anwendung finden, die optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Selbst der Betrieb von Spezialanwendungen wird effizient

Ein Ein anderer Aspekt dieses Servicemodells ist, dass selbst der Betrieb von Spezialanwendungen, die nur eine Handvoll Mitarbeiter nutzen, effizient würde. Da die Software vom Anbieter gepflegt und gewartet wird, macht es keinen Unterschied mehr, ob ein Unternehmen fünf oder 50 verschiedene Anwendungen nutzt. Vorausgesetzt natürlich, dass die Datenstrukturen der verschiedenen Anwendungs-Services aufeinander abgestimmt werden, damit alle reibungslos zusammenarbeiten. Darüber hinaus sollten Unternehmen ihre Infrastruktur und die Anbindung an das Internet anpassen oder ausbauen, um die Verfügbarkeit der Services sicherzustellen. Dass diese vonseiten der Anbieter hoch sein muss, versteht sich von selbst.

Der Betrieb von Services aus der Cloud setzt natürlich übergreifende Standards voraus, damit die einzelnen Komponenten in die eigene Anwendungslandschaft integriert werden können. Auf die Integrierbarkeit von Cloud Services mit Drittanwendungen werden die Cloud-Anbieter selbst achten, denn Offenheit und Interoperabilität werden sich meiner Meinung nach zu ihren größten Wettbewerbsvorteilen entwickeln. Ganz nach dem Motto: jeder mit jedem.

"Maßgeschneiderte" Software von der Stange wird kommen

All diese Überlegungen haben mich zu dem Schluss geführt, dass Cloud Services das Angebot an vorkonfektionierter Software deutlich erweitern werden. Die Voraussetzung ist, dass die Sicherheitsprobleme gelöst werden und die Nutzung der Technologie Schub gewinnt. Dann werden der vor allem in der Anfangsphase hohe Wettbewerb, die Öffnung der Systeme sowie die Möglichkeit der Spezialanbieter, großen Softwareherstellern in Nischen Konkurrenz zu machen, zu deutlich mehr Vielfalt führen. Aus der großen Auswahl unterschiedlicher Anwendungs-Services kann sich dann jeder diejenigen heraussuchen, die seine Prozesse passgenau unterstützen, und so die "maßgeschneiderte" Softwarelösung von der Stange kaufen.

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

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