Aberdeen: Web 2.0 steigert Produktivität

Blockaden und Erfolgsfaktoren bei Web 2.0

17.07.2009 von Christiane Pütter
Unternehmensforen und interne soziale Netzwerke können die Einarbeitungszeit verkürzen. Entscheidern fällt es jedoch schwer, den Erfolg von Web 2.0-Tools zu überprüfen. Das geht aus einer Studie von Aberdeen hervor.
Die Nutzung von Web 2.0 heute und vor einem Jahr.

Web 2.0 als Stellenbörse, Web 2.0 als Weiterbildungs-Tool und als Umsatzmotor - glaubt man den Analysten von Aberdeen, geht nichts mehr ohne interaktive und kollaborative Werkzeuge. Sie haben den Zusammenhang zwischen Performance und dem Einsatz von Web 2.0 unter die Lupe genommen. Wie bei dem Marktforscher üblich, werden die analysierten Unternehmen in drei Kategorien eingeteilt: besonders erfolgreiche Firmen ("Best in Class", kurz BiC), Mittelfeld ("Average") und Schlusslichter ("Laggards").

Dazu ein paar Zahlen: Die BiCs verbuchten binnen Jahresfrist sowohl bei Mitarbeiterbindung als auch beim Umsatz pro Mitarbeiter eine Steigerung um 31 Prozent. Das Mittelfeld kam nur auf zehn Prozent Verbesserung und die Schlusslichter auf ein Prozent.

Außerdem verkürzten die besonders erfolgreichen Unternehmen die so genannte Time-to-Productivity - den Zeitraum, den ein neuer Kollege braucht, bis er richtig eingearbeitet ist - um ein gutes Drittel (34 Prozent). Im Schnitt reduzierte sich dieser Zeitraum um ein Zehntel. Dabei erzielten die Laggard-Firmen jedoch überhaupt keine Verbesserung

Hinzu kommt, dass 78 Prozent der Kollegen in einem BiC-Unternehmen angeben, sie seien hoch engagiert. Bei den Durchschnittsfirmen sind es 55 Prozent und bei den Nachzüglern 16.

Hemmnisse für den Web-2.0-Einsatz.

Um den Gründen für diese Unterschiede auf die Spur zu kommen, haben sich die Analysten den Einsatz von Web 2.0-Tools näher angesehen. Demnach betreiben 71 Prozent der BiCs Unternehmensforen, aber nur 54 Prozent der Nachzügler. Außerdem gibt es in 54 Prozent der Erfolgsfirmen interne soziale Netzwerke. Bei den Nachzüglern trifft das nur auf 31 Prozent zu. Darüber hinaus arbeiten die Klassenbesten häufiger mit Employee-Communities und Wikis.

Signifikant ist auch der Stellenwert von Kontrolle. 37 Prozent der "Best in Class"-Unternehmen messen die Wirksamkeit ihrer Web 2.0-Tools mindestens einmal im Jahr. Unter den Schlusslichtern tun das nur zwölf Prozent. Und während 41 Prozent der BiCs Prozesse für die Nutzung solcher Werkzeuge etabliert haben, sind es im Schlussfeld nur 25 Prozent. Womit belegt sein dürfte, dass Web 2.0 kein Selbstläufer ist, sondern einen gewissen Aufwand erfordert.

Ohne den wird es aber nicht mehr gehen. Schließlich nutzen in diesem Jahr bereits 43 Prozent aller Studienteilnehmer Web 2.0 für das Rekrutieren neuer Leute. 2008 waren es noch deutlich weniger - 21 Prozent. Außerdem setzen heute 39 Prozent der Unternehmen die Tools zu Lern- und Trainings-Zwecken ein. Im Vorjahr waren es erst 29 Prozent.

Web 2.0 soll die verstreute mobile Belegschaft zusammenhalten

Die Analysten wollten von den Unternehmen wissen, warum sie überhaupt mit den neuen interaktiven Tools arbeiten. Ergebnis: In erster Linie geht es darum, Kollegen in verschiedenen Büros, zu Hause oder unterwegs arbeiten lassen zu können (41 Prozent der Nennungen).

34 Prozent reagieren damit auch auf veränderte Kunden-Erwartungen und 33 Prozent geben zusätzlich an, Web 2.0 sei die Antwort auf die verschiedenen Erwartungen und Wünsche der Mitarbeiter.

Erfolg von Web 2.0-Tools ist schwer messbar

Schließlich ging es in der Studie auch darum, was den Einsatz von Web 2.0 blockiert. Mehr als jeder zweite Befragte (54 Prozent) nennt die Schwierigkeit, den Erfolg der Tools zu messen. Jeder Dritte gibt an, der Firmenleitung sei die Dringlichkeit von Web 2.0 nicht bewusst. Fast ebenso viele (31 Prozent) erklären, es sei nicht einfach, Web 2.0 in die Firmenkultur zu integrieren.

Aberdeen hat für die Studie "HR executive’s guide to web 2.0" Entscheider aus 220 Unternehmen befragt.