Gewerkschaft IG BCE

Brauchen wieder mehr Arzneiproduktion in Europa

24.04.2020
Die Gewerkschaft IG BCE appelliert in der Corona-Krise an die Politik, sich stärker für eine Rückverlagerung der Produktion wichtiger Arzneien nach Europa einzusetzen. Nur so lasse sich die Verwundbarkeit im Fall ausfallender Lieferungen verringern.

Nicht nur bei "vergleichsweise einfachen Produkten wie Schutzmasken" sei Europa von China und anderen Produzenten abhängig, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. "Das reicht bis zu essenziellen Medikamenten und Wirkstoffen."

Viele Arzneimittel werden inzwischen im Ausland produziert.
Foto: nokwalai - shutterstock.com

Der Gewerkschafter warnte: "Es kann nicht sein, dass Deutschland als einstige Apotheke der Welt heute bei manchen Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln oder Antibiotika auf Asien angewiesen ist. Eine Lehre aus dieser Krise muss lauten: zentrale Produkte, Wirkstoffe und Abhängigkeiten identifizieren, Produktion nach Deutschland und in die EU zurückholen, Versorgungssicherheit und gute Arbeit schaffen."

Verschärfte Lieferengpässe

In der Corona-Krise haben sich die Lieferengpässe bei Arzneien in Deutschland verschärft. Aus Sorge vor dem Virus haben Verbraucher etwa Schmerz- und Erkältungsmittel gehamstert. Derzeit verzeichnet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 428 knappe Mittel - im November waren es 290. Und die EU-Kommission fürchtet in der Pandemie Engpässe bei Arzneien für Intensivpatienten.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller hält indes nichts von einer Produktionsverlagerung nach Europa. "Kein Land der Welt kann sich heute komplett allein mit Arzneimitteln versorgen", erklärte Präsident Han Steutel. So beziehe China deutlich mehr innovative Arzneimittel aus europäischer Produktion als umgekehrt.

Bei Nachahmermedikamenten liege China dagegen vorn. "Diese Austauschverhältnisse einseitig außer Kraft setzen zu wollen, wäre ökonomischer Unsinn. Und obendrein wäre es gefährlich für Deutschland, das nicht nur bei Arzneimitteln vom Export lebt." (dpa/ad)