Unisys Security Index

Bürger wollen härtere Datenschutzgesetze

11.07.2012 von Johannes Klostermeier
Nach einer Studie von Unisys will die Mehrheit der Bundesbürger strengere Sicherheitsregelungen. Dabei wollen sie deutsche Gesetze, keine EU-Vorgaben.
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Die Mehrheit der Befragten bei der Erhebung des neuen Unisys Security Index in diesem Frühjahr fordert gesetzliche Bestimmungen für den Einsatz der besten Technologien zum Schutz persönlicher Daten. Die Studie zeigte laut Unisys, dass Datenschutz für die Deutschen nach wie vor ein besonders wichtiges Thema ist.

81 Prozent der Befragten fordern laut der Umfrage, dass Unternehmen und Organisationen per Gesetz verpflichtet werden, bestmögliche Sicherheitstechnologien für den Schutz von personenbezogenen Daten vorzuhalten. 69 Prozent der Befragten sind zudem der Meinung, dass Unternehmen und Organisationen gesetzlich verpflichtet sein sollten, ihre Maßnahmen zur Datensicherheit durch ein unabhängiges Prüfunternehmen zertifizieren zu lassen.

Wenig Vertrauen in EU-Regelungen

Hier wird nach den jüngsten Datenskandalen und Hackerlecks der Wunsch der Verbraucher nach mehr Transparenz in Punkto Datensicherheit in Unternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung sichtbar. Beim Datenschutz setzen die Deutschen mehr Vertrauen in die eigene Gesetzgebung denn in EU-weite Regelungen.

Der Unisys Security Index wird zweimal jährlich durchgeführt und befragt Konsumenten mehrerer Länder, darunter und 1000 deutsche Teilnehmer, über ihre Ansichten zu einer Reihe von Sicherheitsfragen. Die Ergebnisse der im Februar 2012 zum neunten Mal durchgeführten Studie zeigen auch, dass die meisten Befragten nach wie vor ein deutsches Datenschutzgesetz beibehalten wollen.

Unabhängige Zertifizierung und Siegel können beim Aufbau von Vertrauen helfen.

Die Mehrheit der Befragten lehnt es demnach ab, das deutsche Datenschutzgesetz zugunsten einer EU-weiten Regelung aufzugeben, selbst wenn diese strengere Bestimmungen verlangen würde: Lediglich 23 Prozent der Befragten würden für neue EU-weite Regelungen auf ein deutsches Datenschutzgesetz verzichten.

Datensicherheit ist und bleibt ein Top-Thema in der IT-Branche. "Wirtschaft, Wissenschaft und öffentliche Verwaltung müssen zusammenarbeiten, um den Nutzern die Sicherheit ihrer Daten zu gewährleisten. Das anspruchsvolle deutsche Datenschutzrecht hilft dabei, die Bedürfnisse des Marktes zu erfüllen", sagte Lutz Neugebauer, Bereichsleiter Sicherheit beim Bitkom. „Jedes Unternehmen muss Datenschutz als Kernaufgabe begreifen und sensible Daten effizient sichern, aber auch Maßnahmen ergreifen, um den eigenen Kunden ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Unabhängige Zertifizierungen können dabei helfen", so Neugebauer weiter.

Social Media, Apps und Online-Anwendungen sorgen für Unsicherheit

„Die Ergebnisse des aktuellen Unisys Security Index zeigen uns, dass die Deutschen das Thema Datenschutz kontinuierlich sehr ernst nehmen. Vor allem wenn es um ihre persönlichen Daten geht, ist die deutsche Bevölkerung sehr vorsichtig", kommentierte auch Dietrich Schmitt, Geschäftsführer von Unisys Deutschland.

Gerade in Zeiten, in denen die Mehrheit der Menschen Social Media, mobile Apps und andere Online-Anwendungen nutzten und jeder von uns zahlreiche Logins und Passwörter verwende, gewänne der Datenschutz noch mehr an Bedeutung. Die Sicherung persönlicher Daten werde In Zukunft wichtiger, vor allem, wenn immer mehr Menschen immer mehr private Informationen online teilten.

Bedrohung der persönlichen Daten

Der Gesamtwert des Security Index fällt trotz der Sorge um persönliche Daten: Während der aktuelle Security Index zeigt, dass die Deutschen sich nach wie vor insbesondere um ihre persönlichen Daten sorgen (hier fiel der Wert des Index lediglich um neun Prozent seit Herbst 2011), ist der Gesamtwert des Index, der neben der persönlichen Sicherheit, nationale, finanzielle und Internet-Sicherheit untersucht, auf den niedrigsten Wert seit der ersten Befragung 2007 gesunken. Und zwar um 29 Punkte auf 135 von 300 möglichen Punkten.

Ein ähnlicher Trend zeichnet sich auch in den anderen europäischen Staaten ab, in denen Unisys die Befragung durchführt. Im Bereich Nationale Sicherheit sank der Wert in Deutschland um 31 Punkte gegenüber der Umfrage im Herbst 2011. Im Bereich finanzielle Sicherheit ging der Index um 30 Punkte nach unten. Die Befragten scheinen Vertrauen in die deutsche Politik und Wirtschaft zu haben.

Die größte Sorge: Identitätsdiebstahl

Die größten Sorgen machen sich die Befragten - wie auch in den Vorjahren - um das Thema Identitätsdiebstahl: Obwohl der Wert hier um neun Prozent sank, sind immer noch mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) extrem oder sehr besorgt darüber, dass ihre persönlichen Daten gestohlen oder missbraucht werden könnten.

Der Security Index ist eine weltweite Studie über Sicherheitssorgen in den Bereichen nationale, finanzielle, persönliche und Internet-Sicherheit. Er wird zweimal pro Jahr erhoben. Die Firma Liebermann Research führt die Umfrage in Brasilien, Europa und den USA durch, Newspoll in Asien und dem pazifischen Raum.

Im Rahmen der Befragung werden Personen in den folgenden elf Ländern befragt: Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Hongkong, Kolumbien, Mexico, Niederlande, Neuseeland, Spanien und den USA. In Deutschland wurden im Frühjahr 2012 972 Personen über 18 Jahre vom 13. bis 16. Februar 2012 befragt.

Ein Index von 0 - 75 bedeutet keine Sicherheitsbedenken, ein Wert von 75 - 149 geringe Bedenken, ein Wert von 150 - 224 hohe Bedenken, und ein Index von 225 - 300 zeigt extreme Sicherheitsbedenken auf. Die vollständigen Daten der Security Index-Studie für Deutschland und alle anderen Länder stehen hier.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.