Fachbereiche in der Verantwortung

Business muss sagen, wo IT sparen soll

19.10.2009 von Werner Kurzlechner
Es wird viel über neue Sparrunden diskutiert, auch die IT-Budgets stehen wieder einmal auf dem Prüfstand. Unvermeidlich geht es ans Eingemachte. Und da täte nach Ansicht vieler CIOs ein bisschen mehr Zusammenhalt im eigenen Hause gut, wie eine Umfrage ergab.

Allzu oft arten die Diskussionen zwischen IT und Business darüber, wie sich in einer angespannten Situation das Ruder herumreißen lässt, in gegenseitiger Zerfleischung aus. Die CIOs leiden darunter, dass alle Last oftmals alleine auf ihre Schultern geladen wird. Viele beschleicht das Gefühl, dass die Fachabteilungen sich aus der Verantwortung stehlen – obwohl sich die Probleme gemeinsam besser lösen ließen.

Wie die Hamburger Unternehmensberatung Schickler im Juli ermittelte, gehen die CIOs von erneuten Kostensenkungen zwischen zehn und 15 Prozent aus. 60 Prozent der Befragten denken, dass sich die bereits optimierten IT-Budgets nicht mehr ohne Verzicht aus Leistungen senken lassen.

Während der Alltag in den Unternehmen oft von Kontroversen und Rechtfertigungsschlachten geprägt ist, halten 80 Prozent der CIOs eine Mitverantwortung der Business-Partner für wichtig, wenn nicht erfolgskritisch.

Ausnahmslos haben die CIOs erkannt, dass eine moderne und zielführende IT-Governance von der Mitarbeit der Fachbereiche abhängt. Schließlich kann nur dort fundiert eingeschätzt werden, auf welche IT-Leistungen man notfalls verzichten kann, ohne das Geschäft zu beeinträchtigen. Die Fachbereiche sind es auch, die über erforderliche Service Levels Bescheid wissen.

Daraus ergibt sich, dass die angestrebten Resultate nur unter Mitverantwortung des Business erreicht werden können. Das beginnt mit der Erhöhung der Geschwindigkeit im Budget-Prozess, läuft fort über die Maximierung der Einsparungsergebnisse, die Vermeidung von Frustrationseffekten und die Klarheit der Umsetzungsverantwortung. Letztlich mündet alles idealerweise in einen Einklang von Business und IT.

Konstruktives Miteinander am Flughafen München

Das klingt in den Ohren nicht weniger CIOs sicher wie eine schöne Utopie. Aber glücklicherweise gibt es Beispiele, dass eine derart konstruktive Zusammenarbeit auch in der Realität exisitert. So sind am Flughafen München die Fachabteilungen in die Diskussion früh einbezogen worden und übernahmen auch die Verantwortungen für Entscheidungen. „Das führte zu einem regen Austausch und wesentlich geringeren Reibungsverlusten sowie zu einem schnelleren Umsetzungserfolg“, berichtet Michael Zaddach, Leiter des IT-Service-Bereiches am Flughafen.

Die Unternehmensberater von Schickler verwundert das nicht. Ein Verlagern der Spar-Initiative auf die Business-Seite mache die einzelnen Positionen überschaubar und leichter zu handhaben. Auch Auslöser von Streits entfielen.

Die IT kann sich dann darauf konzentrieren, die Applikationen und Services anzupassen sowie Infrastruktur und Service-Leistungen zu konsolidieren. Dem CIO obliegt es dann, die Einsparmaßnahmen zu einem schlüssigen Gesamtkonzept und einem tragfähigen Budget zusammenzuführen.

Gängige Ansätze der Kostensenkung wie Vertragsoptimierung, Prozessverbesserung oder Organisationsanpassung könnten so direkt und schnell greifen. IT-Maßnahmen wie Infrastrukturkonsolidierung oder Portfolio-Steuerung würden sie sinnvoll flankieren. Die Erkenntnis ist also da. Sie muss sich nur noch in der Praxis durchsetzen.