Kommunikation und Projektmanagement

Chaos bei Change-Projekten

18.06.2012 von Andreas Schaffry
Change-Management scheitert, weil es unsystematisch und chaotisch durchgeführt wird. Auch die Verbindung zum Projektmanagement fehlt, so eine Mutaree-Studie.

Veränderungen sind notwendig und stehen in jedem Unternehmen auf der Tagesordnung. Doch meist herrscht beim Change Management das pure Chaos, bei der Prozess- und Projektsteuerung regiert König "Zufall". Es fehlt an einer geeigneten und etablierten Methodik und an offener Kommunikation wie auch generell am Bewusstsein für Veränderungen.

Change-Prozesse laufen chaotisch

Die meisten Firmen verzichten bei Change-Projekten auf eine etablierte Methodik - und scheitern.
Foto: Mutaree

Zu diesen Ergebnissen kommt der "Change-Barometer" von Mutaree, einem Spezialisten für das Veränderungsmanagement aus dem hessischen Eltville-Erbach. Knapp 55 Prozent der befragten Firmen gaben zu, dass sie über kein etabliertes Vorgehensmodell zur Durchführung und Steuerung von Change-Management-Prozessen verfügen.

Die Studie definiert ein Vorgehensmodell als Framework und Toolbox mit Zielen, Meilensteinen und Rollen, die Skills, Aufgaben, Rechte und Pflichten der Mitarbeiter umfasst. Hinzu kommen die Steuerung von Change-Prozessen und eine Überwachung der Zielerreichung.

Ebenso wichtig ist die Verbindung der Change-Prozesse mit dem klassischen Projektmanagement. Rund 80 Prozent sagten, dass dies die größte Herausforderung für einen systematischen Veränderungsprozess sei. Doch 58 Prozent der befragten Firmen halten die Verzahnung zwischen dem Projekt- und dem Change-Management für weitgehend ineffizient.

Darüber hinaus beklagen 63 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass es in ihrem Unternehmen am Bewusstsein für die Notwendigkeit von Veränderungs-Management fehlt. Insbesondere mangelt es an der Unterstützung von Change-Projekten durch die Geschäftsführung und das Top-Management. Nur 21 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Unternehmensführung aktiv dazu bekennt.

Das Know-how fehlt …

Wenn beim Change Management das Commitment aus der Chefetage fehlt, verpuffen Änderungsprozesse wirkungslos.
Foto: Mutaree

Es überrascht deshalb kaum, dass die für den Change-Prozess verantwortlichen Mitarbeiter nicht die dafür erforderlichen Kompetenzen haben und es ihnen zugleich am fachlichen Know-how gebricht. 40 Prozent der Umfrageteilnehmer stimmen dem ganz zu, rund 32 Prozent teilweise. 84 Prozent kritisierten, dass es keine offene Kommunikation gibt, insbesondere bei negativen Ergebnissen im Veränderungsprozess dominiert das Schweigen.

… und die Ressourcen auch

Hinzu kommt, dass die Umfrageteilnehmer die Wirksamkeit und den Erfolg von Change-Management-Maßnahmen nicht richtig messen können. Es hapert an verlässlichen Methoden, um die erforderlichen Kennzahlen zu definieren, zu erfassen und auszuwerten. Ein Grund liegt darin, dass Change-Management-Projekte personell chronisch unterbesetzt sind. Rund 60 Prozent bemängelten die aus ihrer Sicht unzureichenden personelle Ressourcen. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass mehr als zwei Drittel der Unternehmen weniger als zehn Prozent des gesamten Projektbudgets für das Change Management einsetzen.

Aufschlussreich ist, welche Voraussetzungen die Firmen als notwendig erachten, um Veränderungsprozesse erfolgreich steuern zu können. Ganz oben stehen dabei die Themen "Know-how" (19 Prozent) und "Führung" (15 Prozent). Knapp 13 Prozent halten ein etabliertes Vorgehensmodell für notwendig und rund 12 Prozent ausreichend Personal. Immerhin zehn Prozent machten den Change-Management-Erfolg davon abhängig, dass es eine Veränderungskultur im Unternehmen gibt.

Für die Umfrage wurden branchenübergreifend 132 Firmen zu ihren Change-Abläufen befragt. Knapp 54 Prozent der Firmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von mehr als 45 Millionen Euro, der Rest liegt darunter. Rund die Hälfte beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter. Elf Prozent der Studienteilnehmer sind der Geschäftsleitung zuzurechnen, 14 Prozent dem Bereich Unternehmensentwicklung und -strategie und 19 Prozent der Personalabteilung.