Neuer Führungsstil

Chefs haben Probleme mit der Kommunikation

15.06.2011 von Kolja Kröger
Die Führungskräfte von heute wollen teamorientiert sein und ein offenes Ohr für Mitarbeiter haben, so eine Commerzbank-Studie unter 4000 deutschen Firmen.
Die Tür steht immer offen, sagen nahezu alle Firmenchefs im deutschen Mittelstand.
Foto: Commerzbank

Der Patriarch hat ausgedient. An der Spitze mittelständischer Unternehmen steht nur noch selten der ergraute Firmengründer und Eigentümer. In der jüngsten Mittelstands-Erhebung "UnternehmerPerspektiven" der Commerzbank mit 4000 befragten Firmen sind nur noch 15 Prozent der Führungskräfte selbst die alleinigen Eigentümer. Mittlerweile ist jeder zweite Geschäftsführer selbst Angestellter bei seinem Unternehmen - ohne eigene Anteile.

Und die Führungsriege verjüngt sich. Ein Drittel ist heute jünger als 45 Jahre alt. Interessant ist, dass viele Führungsteams im Einsatz sind, bei denen jüngere und ältere Menschen die Geschicke eines Unternehmens leiten. Zwei Drittel der Firmenchefs arbeiten erfüllen ihre Aufgabe mittlerweile in einer Mannschaft.

79 Prozent arbeiten teamorientiert - sagen sie

Gerade unter den jüngeren Firmenchefs, der Ü30-Generation, sind auch Frauen mittlerweile stark vertreten. 37 Prozent sind es in dieser Gruppe. Aber auch stehen im deutschen Mittelstand mit 21 Prozent vergleichsweise viele Frauen an der Spitze.

Mit einer neuen Chef-Generation hat in deutschen Firmen der Commerzbank-Studie zufolge auch ein frischerer Führungsstil Einzug gehalten. 79 Prozent der befragten Führungskräfte schätzt den eigenen Stil als teamorientiert ein - und fast alle (97 Prozent) sind der Überzeugung, die Tür zu ihrem Büro müsse den Mitarbeitern offen stehen. 87 Prozent setzen zudem auf ständige Erreichbarkeit per Telefon oder E-Mail.

Diese Fehler geben deutsche Chefs bei der Mitarbeiterführung zu.
Foto: Commerzbank

Aber trotz dieser großen Kommunikationsbereitschaft, scheint es mit dem Verständnis des Öfteren zu hapern. 74 Prozent geben zu, die Kollegen in der Belegschaft häufig zu über- oder unterschätzen. Vielleicht sollten sie nur deutlicher sagen, was sie wollen? "Ich bin nicht eindeutig genug in meinen Anweisungen", äußerten 46 Prozent der Befragten Führungskräfte.

"Führung ist für sich betrachtet eine Managementaufgabe, die sehr stark mit Kommunikation verbunden ist und im Geschäftsalltag leicht ins Hintertreffen geraten kann. Dabei ist Kommunikation auch ein Erfolgsfaktor der Führung - ganz unabhängig von Größe oder Branche", so Markus Beumer, Vorstandsmitglied bei der Commerzbank.

Wie man den Führungsstil verbessert

Das formelle Mitarbeitergespräch halten 88 Prozent der befragten Firmenchefs für unerlässlich. "Allerdings wird das aufwendige Verfahren nicht konsequent für die Entwicklung von Mitarbeitern und Unternehmen genutzt", urteilt die Commerzbank-Studie. Nur 47 Prozent bewerten ihre Mitarbeiter regelmäßig, über ihre Führungskräfte urteilen sie sogar nur in 40 Prozent der Fälle.

Die eigene Berufserfahrung halten die meisten für die beste Schule zur Führung von Mitarbeitern.
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Für die meisten Chefs aber ist klar: Ihre Mitarbeiter sind eine entscheidende Ressource für den Erfolg der Firma. 89 Prozent wollen vorhandene Mitarbeiter an das Unternehmen binden, und 95 Prozent setzen ausdrücklich auf Mitarbeiterqualifizierung. Die Suche nach Fachkräften treibt zudem 84 Prozent um, bei der Talentsuche wollen sich 40 Prozent auch gegen Großunternehmen durchsetzen.

Ausbildung macht sich bezahlt: Über vier von fünf Führungskräften in deutschen Unternehmen ist ein Gewächs dieser Firma. Fast alle glauben, dass ihre bisherige berufliche Erfahrung ihnen bei ihren Aufgaben in der Mitarbeiterführungen hilft, noch vor der eigenen Persönlichkeit (93 Prozent). Auf Coaching oder Mentoring setzen nur 34 Prozent, auch Studium oder Ausbildung rangieren mit 70 Prozent hinter Fortbildungen (78 Prozent) und dem Austausch mit Kollegen.