Wechsel bei Otto Group

CIO geht nach Ärger um SAP-Projekt

12.04.2011 von Nicolas Zeitler
Die SAP-Einführung ist ins Stocken geraten, Otto baut um: Thomas Tribius geht. Drei Direktoren teilen sich ab Mai seine Aufgabe als CIO und Chef der IT-Tochter.
CIO und gtp-Chef Thomas Tribius verlässt die Otto Group. Drei Nachfolger verantworten von jetzt an die IT bei dem Versandhändler.
Foto: Otto Group

Statt einem CIO verantwortet bei der Otto Group ab Mai ein Dreigespann die Informationstechnik. Der bisherige IT-Chef Thomas Tribius geht. Den internen IT-Dienstleister Group Technology Partner (gtp) leiten fortan gleichrangig Uwe Kolk, Christoph Möltgen und Michael Picard. Die drei Direktoren berichten an Jürgen Schulte-Laggenbeck, den Finanz- und IT-Vorstand der Otto Group.

Größtes IT-Projekt in der Geschichte von Otto

Mit der Neuaufstellung sei das Unternehmen besser gerüstet für die Herausforderungen der Otto Group IT, hieß es. Der Umbau findet statt vor dem Hintergrund, dass das konzernweite Programm "Passion for Performance" (P4P) ins Trudeln geraten ist. P4P ist nach Angaben von Otto das größte IT-Projekt in der Geschichte der Gruppe. Ziel ist eine Zentralisierung der Anwendungslandschaft mit SAP-Standardsoftware.

Christoph Möltgen verantwortet jetzt als einer von drei gtp-Chefs die IT-Seite des SAP-Projekts P4P.
Foto: Otto Group

Im Rahmen dessen werden die Geschäftsprozesse in allen 123 Einzelgesellschaften überprüft. Das 2009 angelaufene Projekt wurde Anfang dieses Jahres gebremst und eine "Analysephase" für rund sechs Monate ausgerufen. Man wolle in dieser Zeit "Strukturen nochmals überdenken", sagte ein Sprecher gegenüber CIO.de.

Auf Fachbereichsseite hatte bisher ein Team das Projekt gelenkt. Dessen Zuständigkeiten wurden bereits vor kurzem bei Vorstandsmitglied Alexander Birken zusammengefasst. Jetzt wurde in der Diskussion um neue Strukturen der bisherige Posten von Tribius in Frage gestellt.

Einen "Flaschenhals CIO" sollte es nicht mehr geben, so der Sprecher. Er betonte aber, mit der Person Tribius habe das nichts zu tun. Der CIO gehe "nicht nur in gegenseitigem sondern in bestem Einvernehmen". Die Lebensmittelzeitung hatte zuvor berichtet, gtp und andere Otto-Töchter hätten sich zu viele Freiheiten genommen, und das Projekt sei aus dem Ruder gelaufen.

Die Gesamtverantwortung für die IT-Seite des Programms P4P übernimmt im neuen Führungstrio der gtp jetzt Christoph Möltgen. Der 43-Jährige führte seit Januar als Geschäftsbereichsleiter das Projekt-Management-Office. Vorher war er IT-Verantwortlicher bei Electronic Partner.

Uwe Kolk arbeitet seit Herbst 2009 bei der IT-Tochter von Otto. Jetzt verantwortet er als Direktor den Bereich IT-Services.
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Uwe Kolk wird den Bereich IT-Services von gtp verantworten. Der 47-Jährige ist seit Oktober 2009 Geschäftsbereichsleiter Betrieb bei gtp. Zuvor arbeitete der Diplom-Wirtschaftsinformatiker als Senior Consultant.

Change Management wird Chefsache beim IT-Dienstleister von Otto

Direktor für Steuerung und Change Management bei gtp wird Michael Picard. Der 47-jährige Diplom-Ökonom ist seit mehreren Jahren Direktor Personal in der Konzernzentrale.

Der scheidende CIO Thomas Tribius werde sich außerhalb des Unternehmens neuen Herausforderungen stellen, teilte die Otto Group mit. Er habe "wesentlich dazu beigetragen, eine robuste Grundlage für die zukünftige Ausrichtung der IT bei der Otto Group zu schaffen", ließ IT-Vorstand Jürgen Schulte-Laggenbeck mitteilen.

Michael Picard ist neuerdings für Steuerung und Change Management bei gtp zuständig.
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Der 46-jährige Tribius war genau zwei Jahre lang CIO bei Otto. Bevor er im April 2009 zu dem Versandhaus stieß, leitete er den internen IT-Dienstleister des Springer Verlags, die Axel Springer Media Systems.

Die 1949 gegründete Otto Group ist mit ihren 123 Töchtern in 20 Ländern in Europa, Nordamerika und Asien vertreten. Der Handels- und Dienstleistungskonzern hat nach eigenen Angaben rund 48.000 Mitarbeiter. Otto bedient die drei Geschäftsfelder Multichannel-Einzelhandel, Finanzdienstleistungen und Service. Im Geschäftsjahr 2009/10 erwirtschaftete die Otto Group einen Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro. Otto ist nach eigener Auskunft weltweit größter Online-Händler für Mode und insgesamt die Nummer 2 hinter Amazon.