IT-Manager wetten

CIO- und COO-Jobs verschmelzen

31.10.2012 von Edeltraud Leibrock
KfW-Vorstand Edeltraud Leibrock wettet, dass sich CIOs im Jahr 2023 um neue Geschäftsmodelle, die globale Wertschöpfungskette und alle internen Abläufe kümmern werden. Die Entwicklung hat längst begonnen.
Edeltraud Leibrock ist Vorstandsmitglied der KfW Bankengruppe (COO/CIO).
Foto: KfW Bankengruppe

"Ich wette, dass die Informationstechnik im Jahr 2023 unsichtbar ist."

Damals, vor 40 Jahren, begann in der KfW das digitale Zeitalter: Eine Hausmitteilung am 20. Juni 1972 verkündete den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass die Förderbank den Einstieg ins Informationszeitalter wage. Vier Jahre zuvor war eine hausinterne Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass "die Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung auf einigen Teilgebieten zweckmäßig" sei.

Die Revolution rollte im Schwertransporter an den Hauptsitz der KfW in Frankfurt. 1973 wurde der erste Großrechner installiert. Der machte seinem Namen alle Ehre: schrankgroß, schwer, laut, teuer und - zumindest aus heutiger Sicht - nicht besonders leistungsstark. Er diente als Datenbank für Kreditverträge und das Rechnungswesen. Parallel dazu entstand unter Leitung eines einzelnen EDV-Fachmanns das erste Rechenzentrum der Bank mit zwei Operatoren und drei Datentypistinnen.

Die IT war in den Anfangsjahren in erster Linie eines: Hardware - und der begegnete die Mehrheit der Bevölkerung zunächst mit Misstrauen. Die KfW-Mitarbeiter verhielten sich nicht anders. Es gab große Widerstände gegen die Einführung von EDV, und es war einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Zunächst waren nur wenige wagemutige Pioniere bereit und interessiert, mit der neuen Technologie zu arbeiten.

Ein PC kostete 1985 rund 14.000 Mark

Dass deren Siegeszug nicht aufzuhalten war und sich rasanter vollziehen würde als damals vorstellbar, wissen wir heute. Im Schnelldurchlauf: 1985 schaffte die KfW acht PCs auf rollbaren Arbeitstischen an zum Kaufpreis von rund 14.000 Mark je Gerät. Es gab Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbankfunktionen. 1989 wurde aus den IT-Pionieren in der KfW ein eigenständiger Fachbereich. 1994 entstand das erste PC-Netzwerk in der Bank, seit 1997 ist jeder Arbeitsplatz ganz selbstverständlich mit entsprechender Technik ausgestattet.

Weitere Wetten finden Sie im CIO-Jahrbuch 2013. Die CIO-Redaktion stellt das Buch am 22. November anlässlich der Gala zum CIO des Jahres 2012 vor.
Foto: cio.de

Heute werden ganze Geschäftsprozesse mit IT nicht nur unterstützt, sondern sind ohne sie gar nicht mehr denkbar. Änderungen im Produktportfolio oder im Prozessablauf führen unweigerlich zu einer Veränderung in den stark integrierten IT-Systemen. Diese Anpassungen müssen fast immer schnellstmöglich vorgenommen werden, um den Geschäftserfolg sicherzustellen.

Rolle als Dienstleister, Berater und Steuerer

Da jede Produkt- oder Prozessveränderung an die IT zur Umsetzung adressiert wird, laufen hier die Fäden zusammen. Die IT muss den Überblick über die komplexen Systeme und Zusammenhänge behalten. Eine ihrer Kernaufgaben ist es sicherzustellen, dass alle Räder ineinandergreifen - eine große Architekturaufgabe. Aber nicht nur das. Neben dem technischen Verständnis sind vor allem auch fachliches Wissen und Prozess-Know-how unabdingbar. Damit ist die IT nicht mehr nur in derRolle des Technikers und Dienstleisters, sondern auch des Beraters und Steuerers.

Eine ganz neue Dynamik erleben wir zudem durch die Mitarbeiter im Unternehmen. Während vor 40 Jahren bei der Einführung von IT-Produkten Misstrauen aufkam, fordern unsere Mitarbeiter heute technische Neuerungen in ihrem beruflichen Umfeld geradezu ein. Sie leben in der digitalen Welt, und sie wollen sich auch in ihrem Arbeitsalltag in dieser Welt bewegen.

Kaum ein Anwender, der privat nicht mit Internet, Tablet oder Smartphone ausgestattet ist. Die Bereitstellung dieser Technologien auch seitens des Arbeitgebers wird erwartet, denn sie ermöglichen den Mitarbeitern eine höhere Flexibilität und Mobilität und leisten damit einen Beitrag zur Work-Life-Balance. Der Einsatz moderner IT ist für Unternehmen deshalb im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter schon heute von großem Vorteil. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend in Zukunft noch verstärken wird.

Die Mensch-Maschine-Schnittstelle wird kleiner

Wie wird die Entwicklung in Zukunft weitergehen? Ich wette, dass IT und insbesondere Kommunikationstechnologie unser Leben und unseren Alltag zunehmend durchdringen werden - und das immer unauffälliger und selbstverständlicher, ja unsichtbar. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle (das, was heute das mobile Endgerät ist) wird kleiner, integrierter und letztlich zum Teil des Menschen selbst - wie ein neues Sinnes- und Kommunikationsorgan.

Dies ermöglicht es, sich immer und überall zu vernetzen und auf das globale Wissen "in der Cloud" zuzugreifen. Reale Welt und virtuelle Welt werden eins. Wir tragen die Verantwortung, dass dies nicht zu einem totalen "1984", zur ständigen Überwachung führt, sondern selbstbestimmt und im wahrsten Sinne des Wortes "bewusstseinserweiternd" eingesetzt wird.

Neuerungen und Optionen frühzeitig bewerten

Was bedeutet eine allgegenwärtige Technologie wiederum für die Unternehmens-IT und für den CIO? Auch hier geht es um das Abwägen und den richtigen Einsatz der Möglichkeiten. Die zentrale Aufgabe wird es sein, die Vielfalt der Neuerungen und Optionen frühzeitig zu bewerten, Konsequenzen für das Geschäft zu erkennen und Veränderungen anzustoßen. Nicht die inzwischen selbstverständlich gewordene Technologie steht im Mittelpunkt, sondern wie damit Geschäftsprozesse besser gestaltet werden können.

Die IT wird entscheidend dazu beitragen, dass ein Unternehmen neue, bedarfsgerechte und innovative Produkte erfolgreich auf den Markt bringt. Dafür muss die IT flexibel, agil und schnell sein - ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.

CIOs werden sich um neue Geschäftsmodelle, um die globale Wertschöpfungskette und die Gesamtheit der internen Abläufe kümmern. CIO- und COO-Aufgabe werden verschmelzen, mit einer starken geschäftsstrategischen Sicht. Und diese Entwicklung hat längst begonnen.

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

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