Blockade oder Kooperation

CIO versus Fachabteilung

26.03.2013 von Thomas Heimann
Fachabteilungen geben immer mehr Geld für IT am CIO vorbei aus. CIOs machen sich deswegen zu Recht Sorgen. Doch statt auf Stur zu schalten, rät Thomas Heimann von Capgemini in seiner Kolumne zum Kooperieren.
Thomas Heimann ist Senior Enterprise Architect bei Capgemini in Deutschland.
Foto: Capgemini

Die Tatsache, dass Fachabteilungen jetzt vermehrt selbst in Technologie investieren, IT-Innovationen entwickeln lassen und externe Services in der Cloud beauftragen, wird das Verhältnis zwischen Fachabteilung und CIO verändern. Die Vorboten dieser Entwicklung kündigen sich bereits an und sorgen für Unruhe unter den CIOs.

Die Ergebnisse der IT-Trends-Studie 2013 zeigen, dass Fachabteilungen einen immer höheren Anteil an den Technologieausgaben von Unternehmen haben. Waren es im vergangenen Jahr im Mittel noch 16 Prozent, stieg der Wert jetzt auf 19 Prozent. Zu den Investitionen der Fachabteilungen zählen aber weniger die häufig vermuteten Cloud Services - sie machen lediglich 20 Prozent der Ausgaben der Fachbereiche aus.

Vielmehr geht es um die üblichen Pilotprojekte zur Evaluierung neuer Geschäftsprozesse (43 Prozent), den Kauf neuer Hardware wie beispielsweise Smartphones und Tablets (30 Prozent) oder die Umsetzung von Projekten, die die IT-Abteilung abgelehnt hat (21 Prozent).

IT-Verantwortlichen erwarten negative Konsequenzen

Während Pilotprojekte der IT-Abteilung keine Probleme bereiten, sieht es mit der Nutzung von Cloud Services und Hardware-Käufen anders aus. Dementsprechend stehen 48 Prozent der CIOs den steigenden Ausgaben der Fachseite kritisch gegenüber. Befürchtet werden vor allem negative Auswirkungen auf die Standardisierung und Automatisierung der IT-Landschaft und der IT-Prozesse sowie der Aufbau einer Schatten-IT. 40 Prozent gehen außerdem davon aus, dass neue Datensilos entstehen.

Diese Sorgen sind absolut berechtigt, denn nur 48 Prozent der CIOs sind in jede IT-Budget-Entscheidung der Fachabteilung eingebunden und können Einfluss darauf nehmen, dass Standards eingehalten werden und die neuen Lösungen in die IT-Landschaft passen. Der Rest hat das Nachsehen. Wie gehen CIOs damit um?

Die einen opponieren

Wessen IT-Landschaft ohnehin weniger automatisiert und standardisiert ist als die von anderen Unternehmen, für den bedeutet jeder Alleingang der Fachabteilung ein finanzielles Risiko, denn er kann die Basisausgaben noch weiter in die Höhe treiben. Das ist ein guter Grund, Investitionen der Fachseite abzulehnen. Abgesehen davon glauben diese CIOs nicht daran, dass die Anwenderseite fachspezifische Prozesse ohne ihre Hilfe besser umsetzen kann als mit, sei es über externe Cloud Services oder mit Hilfe externer Berater.

Darüber hinaus sind sie schlechter über die Investitionen der Fachseite informiert als kooperationsbereite Kollegen, entweder als Reaktion auf ihre ablehnende Haltung oder weil sie generell nicht besonders eng mit den Anwendern zusammenarbeiten. Dementsprechend häufiger werden sie vor vollendete Tatsachen gestellt wie zum Beispiel den Einkauf von Hardware ohne vorherige Absprachen oder die Buchung externer Cloud Services.

Die anderen kooperieren

Kooperationsbereite CIOs glauben besonders häufig daran, dass sich die IT-Abteilung in den kommenden Jahren ohnehin grundlegend ändern wird. Vielleicht gehen sie deshalb gelassener mit den IT-Investitionen der Fachabteilug um. Nichts desto trotz fürchten aber auch sie um das generell gute Standardisierungsniveau ihrer IT-Landschaft. Im Gegensatz zu den Blockierern können sie der Entwicklung aber mehr positive Seiten abgewinnen.

Sie vertreten zum Beispiel die Meinung, dass die Fachabteilung mit ihrem Budget schneller umsetzen und die Prozesse besser abbilden kann. Allerdings sind "Kooperationspartner" in der Regel auch gut über die Ausgaben der Anwenderseite informiert und können deshalb steuernd eingreifen. Ihre Fachabteilungen stecken ihr Budget recht selten in die Nutzung externer Cloud Services oder kaufen Hardware ein, sondern investieren in erster Linie in Pilotprojekte, was auf eine gute Abdeckung ihrer Anforderungen durch die Unternehmens-IT hindeutet.

"Kooperieren" scheint demnach eine erfolgversprechendere Strategie zu sein als "opponieren", wie die Ergebnisse der Studie zeigen. Denn aller Voraussicht nach wird der Einfluss der Fachabteilung auf die IT-Ausgaben, die IT-Organisation und sogar die Art der Serviceerbringung zunehmen. Dann stellt sich die Frage nach Freund oder Feind nicht mehr, die IT wird ein integraler Bestandteil der Fachlichkeit.

Matthias Moritz, CIO der Bayer Healthcare AG scheint mit seiner IT-Abteilung schon in der Zukunft angekommen zu sein und beschrieb diese Zukunft auf den Hamburger Strategietagen mit dem Statement: "Die beste IT-Strategie ist, keine zu haben und anstatt dessen die IT konsequent am Geschäft auszurichten."

Thomas Heimann ist Senior Enterprise Architect bei Capgemini in Deutschland.