Beispiele aus der Praxis

CIOs gehören ins Board of Directors

10.05.2012 von Andrea König und Kim S.  Nash
IT ist unverzichtbarer Bestandteil vieler Unternehmen. Deshalb sollte der CIO im Vorstand sein. Das nutzt auch der Karriere. US-Firmen machen es vor.

Kaum ein Produkt kommt heute noch ohne IT aus. IT-basierte Produkten gehört die Zukunft vieler Unternehmen und gerade deshalb gehören CIOs in das Board of Directors, fordert Kim Nash von unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com. Die Mitglieder sind verantwortlich für die Entwicklung ihrer Unternehmen und gerade deshalb müssen sie die IT verstehen. Nash bezieht sich in ihren Beispielen auf das amerikanische Board of Directors, das die aus Deutschland bekannten Systeme Vorstand und Aufsichtsrat vereinigt.

Vom Aufstieg des CIOs in das Board of Directors können Unternehmen profitieren.
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Kim Nash hat mit der Recruiterin Linda Hodges gesprochen, die ihr davon berichtet, dass zumindest im Healthcare-Bereich die Firmen reagieren und ihre CIOs ins Board holen. Sie würden erkennen, dass Technologie ein riesiger Bestandteil ihrer unternehmerischen Verantwortung ist, sagt Hodges. Ist der CIO kein festes Mitglied im Board, wird er vielleicht von Zeit zu Zeit herangeholt, um Informationen bereitzustellen. Doch das genügt nicht. "Entscheidungen im Vakuum" nennt Hodges die Vorgehensweise von Boards, ohne die feste Unterstützung eines CIOs über IT-relevante Dinge zu entscheiden.

Auch außerhalb der Healthcare-Branche holen Unternehmen CIOs ins Board, etwa das Mode- und Uhrenlabel Fossil. Fossil möchte weiter expandieren und hat im April verkündet, dass Tom Nealon, ein IT-Experte mit langjähriger CIO-Erfahrung, in den Aufsichtsrat aufgenommen wird. Damit holt das Unternehmen nicht nur CIO-Expertise in den Vorstand sondern profitiert auch von seiner Erfahrung mit schnell wachsenden Unternehmen.

CIOs überblicken die Prozesse hervorragend

Auch Executive Recruiterin Martha Hellerist davon überzeugt, dass Boards Gelegenheiten verpassen, wenn sie dem CIO keinen festen Sitz geben. IT spielt in den Prozessen von Unternehmen eine immer wichtigere Rolle, wodurch sich auch das Risikomanagement immer stärker mit IT-Themen verzahnt. Vorstände müssen Risiken kennen und dabei leistet der CIO einen wichtigen Beitrag. Darüber hinaus haben CIOs meist einen hervorragenden Überblick über die gesamten Prozesse im Unternehmen. "Es gibt nichts im Unternehmen, womit der CIO nicht vertraut ist", schreibt Martha Heller.

Natürlich profitiert von einem CIO im Board nicht nur das Unternehmen. Das Board ist ein Karriereschritt für CIOs, von dem sie auch finanziell profitieren. Kim Nash nennt als Beispiel den FedEx-CIO Rob Carter, der seit 2007 zum Board of Directors des Finanzunternehmens First Horizon National gehört und für diesen Aufsichtsratsposten im vergangenen Jahr 155.000 US-Dollar erhalten haben soll, schreibt Nash. Doreen Wright, frühere CIO beim US-Unternehmen Campbell Soup, gehört seit 2011 zum Board of Directors vom US-Unternehmen Crocs, bekannt für die gleichnamigen Kunststoffschuhe. Crocs zahlte ihr im vergangenen Jahr 163.913 US-Dollar, so Nash.

Gründe für den Wechsel ins Top-Management

Ein drittes Beispiel: Pepsi-CIO Robert Dixon verdiente als Board-Mitglied des US-Unternehmens Wellpoint im vergangenen Jahr 44.275 US-Dollar, schreibt Nash. Wellpoint hat einiges vor mit seiner IT, die Firma plant unter anderem die Einführung von Videokonferenzen zwischen Patienten und Krankenschwestern über mobile Endgeräte. Dixon und Carter sind Beispiele für CIOs die in andere Unternehmen ins Board aufgenommen werden. Warum - fragt Kim Nash - holen nicht mehr Unternehmen ihre eigenen CIOs ins Board?

Doch auch die CIOs selbst sollten sich gut überlegen, ob sie diesen Wechsel ins Top-Management möchten, wenn er ihnen angeboten wird. Executive Coach Gudrun Happich hat Ende vergangenen Jahres für CIO.de sieben Gründe aufgelistet, die für den Wechsel ins Top-Management sprechen. Dazu gehört zum Beispiel, dass man sich mit strategischen und visionären Fragestellungen auseinandersetzen möchte und an der grundsätzlichen Ausrichtung des Unternehmens arbeiten möchte. Auch die Bereitschaft, mehr Verantwortung zu übernehmen und zunehmend am Unternehmen zu arbeiten, sollte vorhanden sein.