Die Jury über den "CIO des Jahres 2007"

"CIOs haben ihren eigenen Berufsstand etabliert"

23.11.2007 von Rolf Roewekamp
Am Donnertag, den 29. November, wird in München der CIO des Jahres gekürt. In lockerer Folge stellen wir jetzt schon vor, welche Trends, Entwicklungen und Schwächen den Jury-Mitgliedern bei den diesjährigen Kandidaten aufgefallen sind.

Herr Broy, was ist Ihnen bei den Bewerbungen aufgefallen?

Man sieht sehr deutlich eine Entwicklung hin zu einer Professionalisierung, ja fast Industrialisierung, des Selbstverständnisses des CIOs. Bis vor einigen Jahren gab es weder den Begriff CIO geschweige denn eine genaue Berufsbezeichnung. Das hat sich stark gewandelt.

Das Aufgabenspektrum des CIOs wurde konsolidiert und umfasst nun eine klare Aufgabenbeschreibung. Damit hat sich ein eigener Berufsstand mit einem eigenen Profil entwickelt und etabliert.

Heute sehen CIOs ihre Aufgabe stärker darin, Innovationsthemen anzugehen. Außerdem haben sie erkannt, dass die Verantwortlichen für IT-Infrastruktur und Geschäftsprozesse zusammen gehören.

Auch trennen CIOs stärker Commodity-Themen wie Kosten senken bei Beibehaltung einer Mindestqualität der Infrastruktur von strategischen Fragen etwa zu geschäftskritischen Prozesse. Diese Trennung findet sich in den IT-Strategien der Kandidaten wieder. Über dieses Verständnis sind CIOs auch zu einer ganzheitlichen Sicht gekommen: Technische und geschäftliche Themen gewichten sie mittlerweile gleich.

Was haben Sie vermisst? Was hätten Sie als herausragend bewertet, aber nicht in den Bewerbungen gefunden?

Es lässt noch zu wünschen übrig, wie der CIO in die Unternehmensorganisation eingeklinkt ist. Wie viel Kompetenz, Verantwortung und Einfluss der CIO besitzen soll, haben viele Unternehmen noch nicht geklärt. Hier muss sich das Management einen Ruck geben, damit der CIO seinen vollen Wirkungsgrad entfalten kann. Der Kenntnisstand über die Bedeutung der IT für das Unternehmen ist im Management sehr unterschiedlich ausgeprägt. Hier müssen sich die Verantwortlichen aus dem Business noch selber weiterbilden. Aber auch der CIO muss die IT-Abhängigkeit des Geschäfts dem Management stärker vor Augen führen.

Wie konkrete Maßnahmen für die Überzeugung des Top-Managements aussehen, ist allerdings auch noch eine Aufgabe für Wissenschaft und Universitäten. Sie müssen IT-Inhalte in allen Veranstaltungen stärker aufgreifen und weiterführende Ausbildungsmaßnahmen für Manager anbieten.

Wer wäre Ihr persönlicher Favorit gewesen?

Ich bin immer wieder überrascht, wie offen CIOs in ihren Bewerbungen Einblick in Ihre Arbeit gewähren. Deswegen fühle ich mich als Jury-Mitglied verpflichtet, diese Dinge vertraulich zu behandeln.

Die Gewinner werden am Donnerstag, den 29. November, in München von Computerwoche und CIO bekanntgegeben und geehrt. CIO-Online wird über die Sieger und die Feier berichten.