Kosten-Nutzen-Rechnung

Cloud Computing und die Angst vor versteckten Kosten

09.12.2009 von Thomas Pelkmann
Zu einer sauberen Kosten-Nutzen-Rechnung beim Cloud Computing gehören eine ganze Reihe von Aufwendungen, die schnell den berechneten Benefit auffressen können. Wir zeigen Ihnen wchtige Leitfragen, mit denen Sie unvermutete Kosten identifizieren können.

Anbieter von Cloud Services sind schnell mit überschaubaren und bestechenden Rechnungen an der Hand, wenn es darum geht, die Vorteile des Cloud Computings zu vermitteln: 100 Dollar pro User und Jahr klingen einfach gut.

Die versteckten Kosten können diese vermeintlich einfache Rechnung aber schnell über den Haufen werfen, warnt Chris Curran, CTO beim US-amerikanischen Beratungsunternehmen Diamond Management & Technology Consultant bei unseren Kollegen von CIO.com.

Die tatsächlichen Kosten für die mit dem Übergang in die Wolke beschäftigten Mitarbeiter, für die Architekturen und die Prozesse erfordern gründliche Analysen und Planungen vor dem Aufsetzen eines Business Cases.

CIOs und andere IT-Verantwortliche kennen solche Kosten. Die Herausforderung, so Curran, liegt eher darin, diese Ausgaben auch in den noch relativ unbekannten Cloud-Modellen zu identifizieren.

So umschiffen Sie Kostenfallen beim Cloud Computing

Unternehmen, die das Auslagern von Anwendungen und Services in die Cloud planen, sollten sich die folgenden vier Fragen stellen - und beantworten, um die Kostenfallen des Cloud Computing zu umgehen.

1. Was ist der richtige Weg für das Auslagern oder Ersetzen von Legacy-Anwendungen in der Cloud?

2. Welche Änderungen an der IT-Architektur sind nötig, um Anwendungen innerhalb und außerhalb der Cloud miteinander zu synchronisieren?

3. Wie müssen sich technische und operative Prozesse ändern, damit ein Unternehmen in den Genuss unterschiedlicher Beschaffungs-, Provisions- und Management-Modelle kommen kann?

4. Wie wird eine nur für ein Unternehmen geschaffene Wolke ihre Flexibilität gegenüber bisherigen Hosting-Modellen oder "öffentlichen Clouds" unter Beweis stellen können? Wie sieht die Kostenbilanzen dieser Modelle aus?

Die Entwicklung geht weg von einzelnen Anwendungen in der Cloud

Diese Fragen geben einen Vorgeschmack auf eine Entwicklung weg von einzelnen Cloud-basierten Anwendungen und hin zu komplexeren Systemen. Setzt ein Unternehmen beispielsweise Cloud-Anwendungen wie das Kundenbeziehungs-Management von Salesforce.com ein, rückt schnell auch das Gesamtsystem in den Fokus der Diskussionen und wirft weitere Fragen auf.

1. Wie stelle ich sicher, dass alle meine Kundendaten in Salesforce.com mit denen in meinem CRM-System, meinem Rechnungswesen und meiner Produktdatenbank synchronisiert werden?

2. Soll ich Salesforce.com so an meine Bedürfnisse anpassen, dass sich die dort gesammelten Kunden- und Unternehmensinformationen an meinen Unternehmensvorgaben orientieren? Oder mache ich das besser intern und übermittle nur die Ergebnisse an die Cloud-Applikation?

3. Welche Herausforderungen und organisatorischen Aufgaben kommen auf die IT-Mitarbeiter zu, die diese Kundensysteme zu pflegen haben?

Curran benutzt das Beispiel von Salesforce.com, weil es in der noch spärlich besiedelten Cloud-Landschaft ein deutlich sichtbares Ausrufezeichen setzt. Aber er legt Wert auf die Feststellung, dass die erwähnten Fragen auch anderen Cloud-Anwendungen quer durch unterschiedliche Branchen betreffen.

Umso stabiler Cloud-Anwendungen und die ihnen zugrunde liegenden Architekturen werden, desto stärker wird es auch Diskussionen um die tatsächlichen Kosten der Business-Systeme geben, die der Mantel für die Cloud- und Nicht-Cloud-Anwendungen sind.

Mehr Zeit mit den tatsächlichen Kosten verbringen

Daher ist es wichtig, hinter die offensichtlichen Kosten für Cloud-Services zu schauen und mehr Zeit mit der Kalkulation der tatsächlichen Kosten zu verbringen, die für Migration, Implementierung, Integration in bestehende Systeme, Schulung der Mitarbeiter und das Redesign von Prozesse und Architekturen anfallen.

Viele Unternehmen quer durch alle Branchen befinden sich derzeit in einem Lern- und Evaluationsprozess. Chris Curran berichtet beispielsweise von einem Finanzdienstleister, der mit kleinen, aber extrem schnellen Hochgeschwindigkeitstransaktionen handelt. Das Unternehmen, so Curran, sei noch nicht davon überzeugt, dass ein Cloud-Provider in seinem Service Level Agreement die Rechen-Performance garantieren könne, die der Finanzdienstleister benötigt. Ein Anbieter von Managed IT-Services dagegen würde gerne einen Teil seiner Helpdesk-Applikationen in die Wolke verlagern. Weiter als bis zur Marktbeobachtung ist der Curran-Kunde aber noch nicht gekommen.

Diese und weitere Beispiele haben eins gemeinsam: Die Unternehmen treibt die Angst um, beim Cloud Computing in versteckte Kostenfallen zu tappen.

Sollte also demnächst auch in Ihrem Unternehmen ein Cloud-Anbieter seine sonnigen Kostenrechnungen auspacken, begegnen Sie ihm mit Ihrer Kalkulation der tatsächlichen Kosten. Denken Sie daran, dass man sich auch an einem wolkenverhangenen Tag einen kräftigen Sonnenbrand holen kann, wenn man sich nicht davor schützt.