Organisation und Psyche

Cloud scheitert an internen Widerständen

18.03.2011 von Holger Eriksdotter
Alte Denkweisen und Prozesse in Unternehmen verhindern noch den weitflächigen Einzug von Cloud Computing in Unternehmen. Doch in zwei Jahren soll sich alles ändern, wie IDC und VMware herausgefunden haben.

Nicht die mangelnde Leistungsfähigkeit der Cloud-Technologie, sondern die IT-Organisation und die Einstellung der IT-Verantwortlichen stehen noch dem breitflächigen Einzug von Cloud-Infrastruktuten in den Unternehmen entgegen. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie Accelerate Hybrid Cloud Success: Adjusting the IT Mindset von IDC und VMware.

Das Whitepaper listet die internen Hürden für Cloud Computing auf: Sie reichen von psychologischen Barrieren . etwa dem Wissen, dass Daten nicht mehr im eigenen Rechenzentrum liegen -, über die veränderte Rollenverteilung zwischen Infrastruktur- und Anwendungsadministration und den daraus resultierender Konflikten innerhalb der IT-Abteilungen, bis hin zum zunehmenden Anforderungsdruck, ebenso effektiv und kosteneffizient zu arbeiten, wie externe Service-Provider.

CIOs müssen IT-Abteilungen ändern

Wie die Server-Virtualisierung wird Cloud Computing nach Ansicht der IDC-Analysten zu einem Standard in der Enterprise-IT.
Foto: IDC/VMware

"Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Cloud Computing in Europa müssen auch CIOs allmählich Änderungen in ihren IT-Abteilungen anregen, um den veränderten Anforderungen an die Expertise der IT-Mitarbeiter gerecht werden zu können," sagt Chris Ingle, Associate Vice President Research and Consulting bei IDC. "Die guten Neuigkeiten sind, dass es einige sehr einfache und praktische Schritte für CIOs gibt, um zu gewährleisten, dass ihre ‚Reise in die Cloud’ so glatt und effizient wie möglich verläuft."

Dass Cloud Computing vermehrt in die Enterprise-IT einziehen wird, steht für die Analysten bei IDC außer Zweifel. Ebenso wie sich die Server-Virtualisierung gleichsam als Standard-Technologie in den Rechenzentrum etabliert hat - 2009 verzeichnete IDC erstmals mehr virtuelle als physikalische Server – würde der Einsatz von Cloud Technologien zunehmend tiefer und breiter und in den kommenden Jahren zum essentiellen Bestandteil der Enterprise-IT.

Im Jahre 2009 waren es noch rund 3,4 Milliarden Dollar, die in EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) mit externen Cloud Providern - inklusive Software as a Service (SaaS), Infrastructure as a Services (IaaS) und Platform as a Service (Iaas) - umgesetzt wurden. Für 2010 rechnet IDC mit einer Steigerung von 56 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar; bis 2014 soll der Umsatz nach den Berechnungen der IDC-Analysten auf 18,8 Milliarden Dollar in EMEA ansteigen.

Technologische und organisatorische Barrieren müssen weg

Eine wichtige Voraussetzung für die Einführung von Cloud Computing als alternatives Modell zur Bereitstellung von IT-Services ist jedoch, dass technologische und organisatorische Barrieren innerhalb von Unternehmen überwunden werden, warnt die Studie. Zwar seien die meisten technologischen Zweifel an privaten Clouds mittlerweile beseitigt: Deutlich weniger Unternehmen sähen Sicherheit, Leistung und Verfügbarkeit noch als zentrale Bedenken beim Cloud Computing. Stattdessen sind es vorrangig Probleme innerhalb der Unternehmen, die sich jetzt als Hindernis beim Einstieg ins Cloud Computing erweisen.

In immer mehr Unternehmen wird Cloud Computing zu einem essenziellen Teil der IT-Strategie.
Foto: IDC/VMware

Dabei wird es für die Unternehmen vor allem darum gehen, "hybride" Cloud-Architekturen zu etablieren und zu managen. Sogenannte "Hybrid Cloud" verbinden die virtualisierte unternehmensinterne IT-Infrastruktur mit der "Public Cloud" - den Services von externen Cloud-Providern. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass der Hybrid Cloud Ansatz für die Mehrheit der Unternehmen in EMEA zu einem kritischen Teil ihrer IT-Strategie wird", schreibt IDC-Studienleiter Giorgio Nebuloni.

Er geht davon aus, dass die Anbieter von Cloud-Services kaum Probleme damit haben werden, zunehmende technische Anforderungen in Hinblick auf Performance, Verfügbarkeit und Interoperabilität nach dem Bedarf ihrer Kunden umzusetzen. Anders sähe aus aber in den Unternehmen aus: „In den IT-Abteilungen der Unternehmen muss ein Umdenken stattfinden, wenn sie von den Vorteilen der On-Demand-Welt profitieren wollen. Die Veränderungen betreffen eben nicht nur die Technologie, sondern auch Prozesse und Mitarbeiter“, resümiert der IDC-Experte.

Umwälzungen nicht mehr aufzuhalten

Aufzuhalten seien die Umwälzungen ohnehin nicht mehr: Nach seiner Studie bewerteten schon im letzten Jahr die Hälfte der befragten IT-Führungskräfte Cloud-Computing als zunehmend wichtigen Teil ihrer IT-Strategie für die kommenden zwölf Monate. In 20 Prozent der befragten Unternehmen wird Cloud Computing im Laufe des Jahres zum entscheidenden Teil ("strategic/vital for the company") der IT-Strategie, innerhalb der nächsten 24 Monate bei weiteren 30 Prozent.

"Die technologischen Barrieren hin zum Cloud Computing werden beseitigt, doch dies ist für viele Unternehmen nur der erste Schritt", sagt Fredrik Sjostedt, Director Product and Solutions EMEA bei VMware. "Wir wissen aber auch, dass wir Unternehmen helfen müssen umzudenken, damit sie die Art, wie sie IT einsetzen, ändern können."

Studie zum kostenlosen Download

In die im Dezember 2010 veröffentlichte Studie "Accelerate Hybrid Cloud Success: Adjusting the IT Mindset" sind die Daten verschiedener IDC-Befragungen und Analysen eingeflossen. Dazu gehörten die "IDC Worldwide Server and Server Virtualization Trackers” und mehrere unabhängige Kundenbefragungen und Erhebungen wie "IDC's first consolidated forecast of public cloud spending by category and region", der "Worldwide and Regional Public IT Cloud Services 2010–2014 Forecast“ vom Juni 2010, der "IDC Storage End-User Survey" von Anfang 2010, der „IT Datacenter Management Survey Europe" von Ende 2009 sowie der "IDC Datacenter Automation Survey" aus dem Jahre 2008.

Die Studie "Accelerate Hybrid Cloud Success: Adjusting the IT Mindset“ steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.