Webhosting auf Abruf beim Carlsen Verlag

Comic-Helden immer zum Chat bereit

08.03.2004 von Klaus Manhart
Der Hamburger Carlsen Verlag nutzt Miet-Server und spart sich den teuren Eigenbetrieb der Web-Dienstleistungen.

Schon sehr schnell nach dem Internet-Start 1997 zwangen die User immer wieder den Server des Hamburger Carlsen Verlags in die Knie. Zu viele Gäste in Chats und Foren rangen den einzigen Rechner zu Boden. Das 80-Personen-Unternehmen, bekannt durch Comics wie Prinz Eisenherz, Tim und Struppi, die Pixi- und vor allem die Harry-Potter-Bücher, musste spätestens 1998 schnell reagieren: Der Ansturm auf die Harry-Potter-Foren überstieg endgültig die Leistung des Servers.

So nahm der Verlag 1998 den Provider UUnet als zweiten Dienstleister hinzu, der später von MCI Worldcom gekauft wurde. Im Jahr 2000 trennte sich Carlsen vom ersten Dienstleister wegen mangelndem Service und überhöhten Preisen. Trotz der Turbulenzen um falsche Bilanzierungen im vergangenen Jahr ist IT-Managerin Christine Witt mit den Diensten zufrieden: "Auch während der kritischen Zeit lief alles problemlos und es war immer ein Ansprechpartner verfügbar."

Drei Hosting-Modelle zur Wahl

Mit der Konzentration auf einen Anbieter wechselte der Carlsen Verlag im Jahr 2000 zugleich vom "Shared Hosting" auf "Dedicated Hosting". Shared wie Dedicated Hosting zählen neben Colocation zu den drei Grundmodellen, die sich beim Webhosting etabliert haben. Beim Shared Webhosting mieten sich kleinere Firmen eine eigene Festplatten-Partition auf einem Server, den der Host in seinen Räumen bereitstellt. Hier teilen sich mehrere Firmen den gleichen Server.

Unternehmen mit höheren Anforderungen wie der Carlsen Verlag greifen eher auf Dedicated Hosting zurück. Hier stellt der Provider auf Leasing-Basis einen Komplett-Server bereit, der ausschließlich dem Kunden zur Verfügung steht. Darüber hinaus wartet der Anbieter den Server in seinen Rechnerräumen.

Wer schließlich Wert auf eigene Hardware legt, kann via Colocation seine Server in den Räumen des Providers betreiben. Dieser stellt in diesem Fall nur Mietfläche und die Internet-Infrastruktur zur Verfügung, während der Kunde selbst die Rechner beschaffen und warten muss. Die drei Arten stellen jedoch keine statischen Modelle dar, sondern lassen sich dynamisch anpassen.

Kosten sanken auf einen Bruchteil

Der Carlsen Verlag hat insgesamt vier Server nach dem Dedicated-Modell geleast: drei Webserver und einen FTP-Server für Firmenberechtigte. Hinzu kommen mehrere Domains, ein Online-Shop im Comic-Bereich und mehrere Content-Management-Systeme, wobei der Verlag die Inhalte auf den Webseiten über eine Standleitung pflegt. Monatlich bezahlt Carlsen dafür rund 6000 Euro an MCI, ein Bruchteil dessen, was die Server inklusive eigener IT-Mitarbeiter und Netzanbindung im Eigenbetrieb verschlingen würden.

Mit dem Outsourcing fielen viele Probleme weg, die sich eine mittelständische Firma kaum leisten kann. "Als Buchverlag können und wollen wir nicht Ressourcen für einen vollen Inhouse-Betrieb bereitstellen. Wir haben beispielsweise nur eine Standleitung. Es wäre eine Katastrophe, wenn die ausfallen würde", begründet IT-Managerin Witt.

Das On-Demand-Modell sieht sie pragmatisch. "Wir können jederzeit auf die Schnelle Server dazunehmen oder austauschen." Mehrmals in der Vergangenheit wechselte beispielsweise Carlsen veraltete Server innerhalb kürzester Zeit aus. Für den Verlag wäre das im Eigenbetrieb nicht so schnell und kostengünstig möglich gewesen.

Dienstleister schneller als Eigenbetrieb

Selbst am Wochenende stellen Störungen kein Problem mehr dar. So fiel ein neuer Server gleich zu Beginn aus. "Das hätte man im firmeneigenen Betrieb nicht sofort mitbekommen", so Witt. Der Provider hingegen hatte die Störung sofort bemerkt und die Maschinen innerhalb von fünf Minuten ausgetauscht. "Das ist in der Miete inbegriffen. So einen Service kann ein Verlag nicht bieten."

Besonders zu schätzen weiß Christine Witt, dass auch Fachwissen On Demand zur Verfügung steht. Statt selbst einen teuren, aber wenig ausgelasteten Experten anzustellen, greift der Verlag bei Problemen oder Fragen auf Fachleute des Webhosters zu.

Firmen in einer ähnlichen Situation rät Witt, sich einen möglichst namhaften Provider zu suchen. Das koste zwar etwas mehr, doch dafür gebe es weniger Probleme. Vor allem seien Verfügbarkeit und Sicherheit bei größeren Webhostern eher gewährleistet als bei kleinen. "Die Großen haben ihr eigenes Netz, machen regelmäßig Backups und übernehmen die Garantie, dass bei Ausfällen der alte Zustand in kürzester Zeit wiederhergestellt ist.