Strategien gegen den IT-Fachkräftemangel (Folge 2)

Daimler AG: "Es reicht nicht, jemandem einen attraktiven Einstieg zu bieten"

21.10.2008 von Thomas Pelkmann
Maria Riolo verantwortet bei der Daimler AG die weltweite Nachwuchsgewinnung und - entwicklung. Sie berichtet im Interview über den Fachkräftemangel in der IT-Branche und die Strategie des Konzerns, geeignete Kandidaten zu rekrutieren.
Maria Riolo, bei Daimler verantwortlich für die weltweite Nachwuchsgewinnung.

CIO: Wie viele neue Stellen gibt es in der IT-Abteilung bei Daimler gerade zu besetzen?

Riolo: Im IT-Bereich bieten wir für das nächste Jahr voraussichtlich mehr als 70 Einstiegsmöglichkeiten für Absolventen und Young Professionals, die wir sowohl über den Direkteinstieg rekrutieren als auch über unser spezielles Konzern-Nachwuchsprogramm "CAReer". Darüber hinaus sind wir sehr aktiv in der Ausbildung von jungen Berufsakademieabsolventen, wo wir aktuell im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik rund 80 Kandidaten betreuen.

Die hohe Zahl hängt damit zusammen, dass wir im Prinzip in jedem Unternehmensbereich IT-unterstützt unterwegs sind. Das fängt an bei der Fahrzeugentwicklung, die wir zum Beispiel durch digitale Erprobung unterstützen, geht weiter über die Produktion, wo wir unter dem Stichwort "Digitale Fabrik" unsere Produktionsabläufe planen, bis hin zum Vertrieb, wo beispielsweise der Fahrzeugkonfigurator im Internet die Leistungsfähigkeit der IT dokumentiert. Und entsprechend suchen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Lage sind, in diesen unterschiedlichen Unternehmensbereichen fachlich mitzuhalten, die aber vor allem als Mittler zwischen der IT und dem Business fungieren und dafür eine hohe Prozess- und Projektkompetenz mitbringen müssen.

CIO: Was ist wichtiger für Ihre Bewerber: Fachkompetenz oder Softskills?

Riolo: Wenn wir die drei Bereiche Fachkompetenz, Methodenkompetenz in Form von Projekt- und Prozessmanagement und das Thema Softskills betrachten, dann legen wir ganz klar den Schwerpunkt auf Methoden- und persönliche Kompetenz.

CIO: Wie präsentiert sich Daimler seinen Bewerbern?

Riolo: Als Konzern sind wir in sehr unterschiedlichen Bereichen unterwegs: von smart bis Truck ist es ein weites Feld, und Finanzdienstleister sind wir zudem auch noch. Entsprechend vielfältig ist die IT-Welt bei Daimler. Und genau diese Attraktivität versuchen wir Bewerbern zu vermitteln: Wenn er sich für uns entscheidet, kann er diese Vielfalt im Konzern mitgestalten - und zwar weltweit. Unsere IT-Organisation ist global tätig, wir steuern die Unternehmensprozesse durchgängig über eine IT-Organisation, die an unterschiedlichen Standorten unterwegs ist. Was sich daran anknüpft, und das haben wir im IT-Bereich explizit in unserer IT-Strategie verankert, ist die Weiterentwicklung der IT-Mitarbeiter, sei es in eine fachliche oder in eine Management-Karriere innerhalb des IT-Bereichs.

CIO: Über welche Kanäle werben Sie um neue Mitarbeiter: Print, online, Recruiting-Messen...?

Riolo: Wir sind in allen Kanälen aktiv. Was wir aber verstärken, ist unsere Präsenz in den Online-Portalen und zwar sowohl in den klassischen Stellenbörsen als auch in den Web 2.0- Kommunikationsportalen, in denen sich unsere Zielgruppe bewegt, vernetzt und informiert. Allerdings kann der Online-Bereich eins nicht ersetzen: den direkten Dialog mit Vertretern aus unserem IT-Bereich. Und deshalb gehen wir zum Beispiel an die Universitäten, wo unser CIO, Michael Gorriz, den direkten Dialog mit Absolventen sucht.

CIO: Was bietet Daimler interessierten Bewerbern?

Riolo: Ganz oben steht für Daimler das Thema Ausbildungs- und Entwicklungschancen inklusive Qualifizierungsangeboten. Für uns ist das sehr wichtig, weil wir überzeugt sind, dass es nicht reicht, jemandem einen attraktiven Einstieg zu bieten. Wir müssen unseren Mitarbeitern vielmehr aufzuzeigen, wie sein weiterer Weg im Unternehmen aussehen kann.
Diversity spielt schon wegen unserer globalen Orientierung eine wichtige Rolle: Wir sind in unterschiedlichen Ländern unterwegs und jederzeit am Recruiting ausländischer Fachkräfte interessiert. Besonders in Deutschland unterstützen wir die Einstellung von Frauen durch spezielle Recruiting-Events und Kooperationen, weil wir auch in dieser Hinsicht auf eine vielfältige Belegschaft setzen.

Bisher erschienen in der Serie "Strategien gegen den IT-Fachkräftemangel":

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