KIS, RIS und PACS

Das Chaos in der Krankenhaus-IT

20.07.2010 von Hartmut  Wiehr
Krankenhäuser verfügen über ein Informationssystem für Patientendaten, ein Krankenhaus-Informationssystem (KIS), ein Radiologie-Informationssystem (RIS) sowie ein Bilddatenarchivierungs- und Kommunikationssystem (PACS). Technisch ließe sich das einfacher gestalten.
Noch laufen in den Krankenhäusern verschiedene Informationssysteme nebeneinander - hier eine RIS-Aufnahme. Experten sprechen sich zum Teil für eine Integration von KIS, RIS und PACS aus. (Bild: Advanced Data Systems)

In einem aktuellen Beitrag unseres Medienpartners eHealth.com beschreibt Autor Ralf Buchholz die verwirrend anmutende Situation in den meisten Krankenhäusern, in denen heute gleich mehrere Informationssysteme im Einsatz sind. Dies hat sicher historische Gründe, verdankt sich aber auch dem propietären Ansatz, dem noch immer viele Anbieter im Healthcare-Bereich anhängen.

Heute ist es selbstverständlich, dass Daten in Gesundheitseinrichtungen überwiegend digital erzeugt, versandt, angesehen und gespeichert werden. Für die Erfassung und Verwaltung dieser Daten gibt es eine große Zahl mehr oder weniger spezialisierter Informationssysteme. Bei dieser Vielfalt, so eHealth.com, frage sich der kritische Beobachter, ob so viele unterschiedliche Systeme nötig und gesund für eine Krankenhausorganisation und das Gesundheitswesen insgesamt seien.

Gerade bei KIS, RIS und PACS sei die Problematik überdeutlich: „Ist das Nebeneinander eine organisatorische und technische Notwendigkeit oder lediglich der historischen Entwicklung geschuldet? Können die Aufgaben des RIS heute bereits anteilig von KIS und PACS übernommen werden oder sind dann die reibungslosen Abläufe gefährdet?“

Zum Verständnis der Problematik ist es nützlich, sich zunächst die Aufgaben der einzelnen Programme kurz klarzumachen:

KIS

Kernaufgabe des Krankenhaus-Informationssystems (KIS) ist die Unterstützung der administrativen Prozesse einer Klinik, primär in der Planung, der Abrechnung und dem Controlling, aber auch der Pflegedokumentation und dem Auftragsmanagement (Order Entry). Damit ist das KIS das führende Patienten-Informationssystem.

RIS und PACS

Das Radiologie-Informationssystem (RIS) übernimmt das Patientenmanagement in der Radiologie inklusive Organisation, Dokumentation, Abrechnung und Statistik. Es steuert alle Abläufe in der Abteilung. Eine zentrale Aufgabe ist die Erzeugung einer Modality-Worklist zur Abarbeitung von Röntgenanforderungen und optimalen Auslastung der Geräte. Darüber hinaus organisiert das System den Prozess der Befundung.

Das RIS steuert das digitale Bilddatenarchivierungs- und Kommunikationssystem (PACS). Dessen Kernaufgaben liegen im Handling aller anfallenden Bilder und Befunde. Früher war das auf die radiologischen bildgebenden Verfahren beschränkt, heute werden zunehmend weitere Verfahren integriert. Die gesetzeskonforme Archivierung ist eine weitere zentrale Funktion im PACS.

Wenn man sich die Aufgaben von KIS, RIS und PACS klar macht, stellt sich sofort die Frage, ob es wirklich diese drei Einzelsysteme braucht. Oder können KIS und PACS die Aufgaben eines RIS übernehmen? Schließlich verfügen KIS in der Regel über Radiologie-Module. Marco Eichelberg, Forscher beim OFFIS-Institut für Informatik, sieht die Problematik nicht auf der technischen Ebene: „Ich sehe hier keine technischen Probleme, die dies verhindern, sondern eher die Problematik, dass die Optimierung eines Systems auf die Bedürfnisse einer Abteilung ein Prozess ist, der Fachleute und viele Jahre Zeit erfordert. Mein Eindruck ist, dass die KIS-Anbieter diesen Aufwand nicht in dem Maße in ihre Entwicklungen hineinstecken, wie dies die RIS-Anbieter zwangsläufig tun müssen.“

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