Kontakt zu Ex-Kollegen in der Rente

Das etwas andere Netzwerk

24.09.2010 von Andrea König
Immer mehr Menschen sind auch im Ruhestand mit ehemaligen Kollegen befreundet. Bei Akademikern ist der Anteil vergleichsweise höher.

Drei Forscher von der VU Universität Amsterdam haben untersucht, wie sich Kollegenbeziehungen weiterentwickeln, wenn die Angestellten in Rente gehen. Sie fanden heraus, dass die Zahl der Freundschaften mit ehemaligen Kollegen zugenommen hat, schreiben sie in einem Fachbeitrag in der Zeitschrift "Personal Relationships".

Grundlage ist die Befragung von zwei Gruppen, eine Jahrgang 1928 bis 1937, die zweite Jahrgang 1938 bis 1947. Die erste Gruppe wurde 1992 und 1995 befragt, die zweite 2002 und drei Jahre später.

Innerhalb von zehn Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass Rentner die Kollegenkontakte über das Arbeitsleben hinaus pflegen, um 19 Prozent gestiegen. Die Forscher gehen davon aus, dass Menschen sich immer häufiger schon im Kollegenkreis lohnende Beziehungen suchen, die sie dann auch im Rentenalter pflegen.

Generell ist das Ergebnis der Studie ein weiterer Beleg dafür, dass sich unsere Gesellschaft immer weiter individualisiert. Traditionelle Strukturen wie die Kirche oder unsere Nachbarschaft nehmen heute weniger Einfluss auf unsere Kontakte und Freundschaften als früher, heißt es.

Bei der Studie wurden die Rentner gebeten, all diejenigen Personen aufzuzählen, mit denen sie regelmäßig Kontakt pflegen und die ihnen wichtig sind. Dann wurde untersucht, welche dieser Personen aus dem Arbeitsumfeld stammen.

Akademiker haben im Rentenalter mehr Job-Freunde

Bei den 1928 bis 1937 Geborenen nannten 42 Prozent mindestens eine Person aus ihrem früheren beruflichen Umfeld. Beim Jahrgang 1938 bis 1947 waren es mindestens 59 Prozent der Befragten.

Bei den Ruheständlern mit Universitätsabschluss lag der Anteil höher. Die Wissenschaftler erklären dies mit Studienergebnissen, nach denen Personen mit höherem Bildungsabschluss mehr in Beziehungen am Arbeitsplatz investieren.

Die Studienergebnisse wurden in der US-amerikanischen Zeitschrift "Personal Relationships" veröffentlicht. Sie stammen von den Wissenschaftlern Rabina Cozijnsen, Nan L. Stevens und Theo G. van Tilburg, die an der VU Universität in Amsterdam forschen. Insgesamt wurden 240 Personen befragt.