Das Büro der Zukunft

Das Festnetztelefon verschwindet

10.10.2012 von Bettina Dobe
Kein Anschluss unter dieser Nummer: Festnetzanschluss im Büro gibt es in fünf Jahren nicht mehr, glauben britische CIOs. Auch die Zukunft des Tablets ist ungewiss.

Die Zeiten des Schnurtelefons, das im Büro noch ein letztes Refugium fand, sind wohl endgültig gezählt. In fünf Jahren haben die Festnetzanschlüsse im Büro vielleicht schon ausgedient. Das ergab eine Umfrage der Marktforscher Vanson Bourne, die von Telekommunikationsanbieter Virgin Media Business in Auftrag gegeben wurde. Sie befragten 500 CIOs in England, welche Technologien sie in Zukunft im Büro einsetzen werden. 65 Prozent glauben, dass der normale Telefonanschluss nicht mehr benutzt wird.

Das feste Telefon am Arbeitsplatz wird es bald nicht mehr geben, Handys werden durch Smartphones ersetzt.
Foto: Vanson Bourne

Schon jetzt arbeiten in Großbritannien viele Firmen mit Voice-over-IP, damit ihre Mitarbeiter über das Internet telefonieren können. Die Allianz nutzt in Deutschland diese Technik für ihre Sachbearbeiter und spart somit erheblich Kosten. Zunehmend wird etwa Kundenberatung auch über Skype ein Faktor sein, der das Schnurtelefon begraben wird.

Kosten für Mobilfunk sinken

Begünstigt wird diese Entwicklung auch durch sinkende Kosten für Mobilfunkverträge in Unternehmen, zumindest in Großbritannien. Als zweiten wichtigen Faktor gaben die befragten IT-Verantwortlichen an, dass ihre Mitarbeiter ohnehin lieber mit dem Handy oder Smartphone telefonierten, selbst wenn sie an ihrem Arbeitsplatz säßen. Da wundert es wenig, dass nur 13 Prozent der britischen CIOs glauben, dass mittelfristig das Smartphone ersetzt wird.

Weil auch die Netzabdeckung immer besser wird, ist inzwischen sogar in U-Bahnen Internetzugang möglich. "Das führt dazu, dass wir uns immer mehr auf unser Smartphone verlassen und immer weniger auf unsere Festnetzanschlüsse", sagt Tony Grace, Chief Operating Officer bei Virgin Media Business. Und das wirkt sich auch auf den Computer aus.

Der traditionelle PC ist also angezählt. 62 Prozent der CIOs sagen voraus, dass er in den nächsten Jahren abgeschafft wird. Nur wurde in der Umfrage nicht geklärt, was den Computer ersetzen soll. Denn rund ein Viertel (24 Prozent) der befragten IT-Führungskräfte glauben, dass das Tablet in den nächsten Jahren an Zugkraft verlieren wird.

Noch bringt das Tablet laut einer Umfrage nicht viel Umsatz - das könnte sich aber bald ändern.
Foto: Vanson Bourne

Ganz so streng sieht Grace von Virgin Media Business das zwar nicht. "Aber die Tablet-Technologie hat noch einen weiten Weg vor sich, bis sie mit dem Smartphone auf einer Stufe als unverzichtbare Büroausstattung steht", sagt er. Die Analysten von Vanson Bourne glauben, dass es an der fehlenden Tastatur liegt: Sie hält Nutzer davon ab, Tablets tatsächlich im Büroalltag einzusetzen. Bis sich das Tablet also großflächig durchsetzt, könnte es noch dauern.

Volkswagen setzt auf Tablets

Auch wenn so viele britische CIOs skeptisch sind gegenüber der Tablet-Technologie: Einige Firmen setzen dagegen vermehrt auf das Tablet, etwa Volkswagen UK. Das Unternehmen hat im August einen digitalen Showroom als iPad-App entworfen und will die "Lücke zwischen der online und offline-Welt schließen". Nach eigenen Angaben verteilte Volkswagen 2000 Apple-Tablets in den Ausstellungsräumen. Mit der App können Mitarbeiter interessierten Kunden mehr Modelle und Zubehör zeigen, also die gleichen Möglichkeiten wie auf der Website.

Der Abgesang auf Tablets könnte also verfrüht sein. Vielmehr ist abzuwarten, wie sich die Technologie entwickelt. Auch ein anderes Gerät wurde von den Befragten als in Zukunft überflüssig bewertet: Knapp die Hälfte (47 Prozent) der CIOs betrachten Drucker als obsolet. Vermehrt werden Unternehmen auf das papierlose Büro setzen, um Kosten zu senken und die Umwelt zu sparen. Bis jetzt hat das aber noch nicht funktioniert. Wie eine Studie vor einiger Zeit herausfand, drucken Firmen eher mehr als weniger. Vielleicht könnte das Tablet eine Lösung sein - und der Sargnagel des Druckers.