Change-Projekte

Das mittlere Management blockiert Veränderungen

11.08.2010 von Werner Kurzlechner
Die Spitze will Neuerungen. Die Basis wäre mobilisierbar. Nur der Mittelbau zieht nicht mit. An dieser Konstellation scheitern Veränderungsprozesse besonders häufig, wie eine neue Studie von Change-Management-Experten zeigt.
Ausbeute dürftig: Die Grafik zeigt die Erfolgsquote bisheriger Veränderungsanstrengungen.

CIOs und ihre Manager-Kollegen aus den Fachbereichen erleben, dass schnelllebige Märkte immer raschere und komplexere Veränderungen erzwingen. Change Management lautet eine wichtigsten Herausforderungen überhaupt. Dass sie derzeit mitnichten erfolgreich gemeistert wird, zeigt eine Studie des hessischen Beratungshauses Mutaree und der privaten Wirtschaftshochschule WHU – Otto Beisheim School of Management in Koblenz.

Schlappe zwei Prozent der befragten Unternehmen sagen, ihre bisherigen Change-Initiativen sei zu mehr als 80 Prozent erfolgreich. Zwei Drittel hingegen bewerteten den Erfolg ihrer Veränderungsvorhaben mit höchstens 20 Prozent.

"Für den Erfolg der Veränderungsinitiative ist die erste Phase entscheidend", schreiben die Autorinnen Claudia Schmidt von Mutaree und Professorin Frauke Lammers von der WHU. "In dieser Phase wird die Veränderungsbereitschaft in besonders hohem Maß geprägt."

Veränderungsbereitschaft und Veränderungsfähigkeit bilden laut Schmidt und Lammers die beiden Seiten der „Change Readiness“ und sind somit entscheidende Kriterien für erfolgreiches Change Management. Mehr noch: Von diesen beiden Komponenten hänge ab, ob Organisationen überleben oder untergehen, heißt es in der Studie.

Eine Schlüsselrolle komme dabei der Fähigkeit der Unternehmensführung zu, Verständnis für die Notwendigkeit von Veränderung zu erzeugen, Umsetzungswillen zu generieren und in der Belegschaft eine nachhaltige Veränderungskultur zu erzeugen.

Top-Performer setzen auf Kommunikation

An dieser Stelle hakt es in der Praxis offenbar. Vor allen Dingen gelingt es der Unternehmensleitung zu selten, das mittlere Management mitzunehmen. Unterhalb der ersten Führungsebene sind Veränderungsfähigkeit und – bereitschaft im Durchschnitt nur zu einem Viertel beziehungsweise zu einem Drittel ausgeprägt. „Dieser Zustimmungsabbruch kristallisiert sich als größte Hürde für die angestrebten Veränderungsvorhaben heraus“, so Schmidt und Lammers.

Demgegenüber zeigen sich die Mitarbeiter deutlich veränderungsgewillter und proaktiver. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, scheint in der Belegschaft auch ausgeprägter, als vom Spitzenmanagement vermutet. „Hier schlummert Potenzial“, meinen die Autorinnen.

In der Studie ermitteln sie auch, was in der Change Readiness erfolgreiche Unternehmen vom Mittelfeld unterscheidet. Das Benchmark-Ergebnis: Top-Performer setzen – in dieser Reihenfolge – vor allem auf Kommunikation, die Entwicklung einer förderliche Unternehmenskultur, auf die Steigerung von Commitment und Konsequenz sowie auf die systematische Verankerung von Change Mangement.

Für die "Change-Readiness-Studie 2010" befragten WHU und Mutaree 90 Unternehmen.