Lokale SAP-Partner vernachlässigt

Das SAP-Ecosystem wankt

17.03.2009 von Andrea König
Egal ob man einzelne Märkte, Branchen oder Themen betrachtet - das SAP-Bild ist nach den Veränderungen der vergangenen Jahre nicht mehr stimmig. SAP hat vergessen, die 160.000 Berater in den Transformationsprozess einzubinden. Vor allem im lokalen Bereich ist das Ungleichgewicht häufig groß.

In der Krise steht jeder Kostenfaktor auf dem Prüfstand. PAC geht in einer aktuellen Studie der Frage nach, ob der weltweite Pool an 160.000 SAP-Beratern sowohl strukturell als auch qualitativ den Anforderungen der SAP-Anwender Rechnung trägt. Outsourcing-Aktivitäten wurden nicht berücksichtigt.

Nach den Schätzungen der Berater von Pierre Audoin Consultants sind weltweit circa 160.000 Berater im SAP-Ecosystem beschäftigt. "Das badische Software-Unternehmen hat sich mit seinen Produkten zu einem extrem integrierten Bestandteil bei seinen Kunden und zu einem Wirtschafts- oder eben auch Jobmotor bei seinen Partnern entwickelt", schreibt der Studienautor Tobias Ortwein.

Das Problem der SAP-Branche sieht er darin, dass hier Know-how bei einer großen Anzahl von Menschen verankert ist, die von einem verhältnismäßig großen Pool an Unternehmen gesteuert werden. Die 82.000 Kunden sind über die ganze Welt verteilt, kommen aus allen möglichen Branchen und haben so ganz unterschiedliche Bedürfnisse.

Das Unternehmen und seine Produktphilosophie haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Das konnte man unter anderem beim "NetWeaver" beobachten. Die PAC-Experten bemängeln: SAP habe vergessen, sein Ecosystem auf diese Veränderungsreise mitzunehmen. Man wäre wohl davon ausgegangen, dass das SAP-Ecosystem sowieso mitmachen würde. Bei einer so komplexen Kunden- und Partnerstruktur konnte das aber nicht funktionieren. In den einzelnen lokalen Märkten/Branchen/Themen sei das SAP-Bild keineswegs mehr stimmig.

SAP bei BI und ERP ungleich besetzt

Einzelne Themen sind unterschiedlich stark mit SAP-Beratern besetzt. Während der Bereich Rund um Business Intelligence schwach besetzt ist, gibt es im ERP-Umfeld ein Überangebot an Beratern. Des Weiteren sei eine Verschiebung der Erbringung einzelner Leistungen von einem Land in ein anderes festzustellen, etwa bei der ABAP-Entwicklung von Deutschland nach Indien.

Auch die qualitativen Anforderungen an die einzelnen Berater haben sich durch die neue Architektur geändert. Während in den reifen SAP-Märkten (unterschieden nach Branchen oder Geographien) die Nachfrage nach immer höheren Qualifikationen und Spezialwissen auch in rezessiven Zeiten weiter ansteigt, werden in denn weniger reifen Märkten eher die breiter qualifizierten SAP-Berater benötigt.

Die Experten leiten daraus folgende Formel ab:

PAC bemängelt in der Studie, dass die Rolle der lokalen Partner im SAP-Ecosystem verkannt wurde. Denn gerade diese Partner könnten lokale Unwuchten ausgleichen. Der Ausbau des Spezialistenwissens bei den lokalen Partnern müsste weiter gefördert werden. Wie sich nun die Rezession auf das SAP-Ecosystem auswirken wird, wollen auch die Studienautoren noch nicht voraussagen.

Die Empfehlung von Berater Tobias Ortwein zur Überwindung des Strukturproblems: "Die SAP und ihr Ecosystem müssen harmonischer zusammenarbeiten, dann haben beide mehr Erfolg - und am Ende mehr Kunden, die erfolgreich in ihren Geschäftsabläufen unterstützt werden und einen erkennbaren Mehrwert liefern."

Das Münchner Beratungshaus Pierre Audoin Consultants (PAC) hat die Studie unter dem Titel "Das SAP Skills-Ecosystem - 160.000 Gründe, dieses Thema zu diskutieren!" veröffentlicht.