Was macht eigentlich Dieter Schacher?

Das Vier-Phasen-Modell des früheren Volkswagen-CIOs

31.10.2008 von Andrea König
Mehr als zehn Jahre war Dieter Schacher CIO des Volkswagen-Konzerns. Heute gibt er als Lehrbeauftragter und Berater seinen Erfahrungsschatz an andere Menschen weiter. Und er verbringt mehr Zeit mit seiner Familie, die gerade um ein Enkelkind gewachsen ist.

Als Dieter Schacher Ende 2004 in Altersteilzeit ging, begann Phase eins seines Ruhestands: eine verdiente sechsmonatige Erholungsphase. Heute befindet sich der ehemalige Volkswagen-CIO, der Ende vergangenen Jahres endgültig aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, bereits in der dritten Pensions-Phase. Über eine vierte denkt er gerade nach.

Ende 2007 ging der frühere VW-CIO endgültig in den Ruhestand. Gerade befindet er sich in Phase drei.

In die Altersteilzeit begab er sich mit 60 Jahren auf eigene Entscheidung: "Ich wollte lieber gehen, wann ich will. Nicht wenn andere sagen, dass ich gehen soll." Schacher war von 1993 an CIO bei Volkswagen. Zu seinen vorherigen Stationen zählen unter anderem der Aufbau und die Führung des Softwareunternehmens Gedas sowie ein kurzer Zwischenstopp in der VW-Produktion.

Der sogenannte Schub zum virtuellen Fahrzeug ist Dieter Schacher besonders stark in Erinnerung geblieben. Dieses IT-Projekt ermöglichte Einblicke in ein Produkt, bevor dieses überhaupt physisch gebaut war. Als "bloody project", sprich besonders schwieriges Projekt, beschreibt er allerdings die Einführung eines SAP-Systems für die Ersatzteilversorgung in Kassel. Drei Monate lang mussten daran Anpassungen vorgenommen werden. Heute sei das Projekt allerdings sehr erfolgreich und werde auch in andere Länder exportiert.

Davon hatte der Ex-CIO erst kürzlich bei einem Besuch seines ehemaligen Arbeitgebers erfahren. Schacher pflegt den Kontakt, auch wenn er nicht in Wolfsburg wohnt. Das hat er allerdings auch zu VW-Zeiten nicht. "Ich war beruflich viel unterwegs. Ein Drittel meiner Arbeitszeit war ich an Volkswagen Standorten irgendwo auf der Welt, ein weiteres Drittel irgendwo in Deutschland und die übrige Zeit pendelte ich nach Wolfsburg." Sein Wohnsitz war stets Berlin und ist es auch heute noch.

Im Anschluss an die Erholungsphase Anfang 2005 begann Ruhestands-Phase zwei. Schacher kehrte wieder dorthin zurück, wo er nach seinem Maschinenbau-Studium für einige Jahre als Assistent gearbeitet hatte: an die TU Berlin. Dort nutzte er sein Wissen und seine Erfahrung für eine Doktorarbeit zum Thema "Sozioorientierte Transformation durch informationssystemische Prozessorganisation".

Seine Promotion schloss er bereits Ende 2006 ab und begab sich direkt in die dritte Phase, die er mit "weitergeben" betitelt. Als Lehrbeauftragter an der TU Berlin unterrichtet er heute Studenten des internationalen Masterprogramms Global Production Engineering. Gespräche über ein Engagement an der TU Cottbus laufen. Zudem ist Schacher als Berater für das Software-Unternehmen Alfabet tätig.

Tipps für zukünftige CIOs

Der Umgang mit anderen Menschen hatte auch während seiner VW-Zeit oberste Priorität. Jüngeren IT-Fachleuten, die eine CIO-Laufbahn anstreben, gibt er mit auf den Weg: "Informationstechnologische Kenntnisse sind nicht entscheidend. Viel wichtiger ist es, die Unternehmensstrategie zu verstehen und vor allem die Mitarbeiter der IT begeistern zu können."

Heute verbringt Dieter Schacher deutlich mehr Zeit mit seinen Hobbies Segeln und Skifahren als zu VW-Zeiten. Auch seiner Familie widmet er mehr Zeit. Der Vater von drei Söhnen ist gerade glücklicher Großvater eines "kräftigen, kleinen Jungen" geworden. Allerdings hat der Ex-CIO bereits Ruhestands-Phase vier im Hinterkopf: "Vielleicht werde ich noch stärker unternehmerisch tätig. Genaueres verrate ich dazu aber noch nicht."