New Style of IT

Das Wettrennen um das vernetzte Fahrzeug

14.05.2014 von Joachim Klink
Das Geschäft rund um das vernetzte Automobil verspricht ein Milliardenmarkt zu werden. Unternehmen, die den "New Style of IT" beherrschen, entscheiden das Wettrennen zu ihren Gunsten.

"Digital Drivestyle" steht für die neue Ära in der Automobilbranche, die durch die Vernetzung des Fahrzeugs geprägt wird. Für die OEMs (Original Equipment Manufacturer) bietet sich die Chance, durch die konsequente Digitalisierung nicht nur von neuen Einnahmequellen wie beispielsweise Subskriptionsgebühren zu profitieren, sie können sich damit auch maßgeblich vom Wettbewerb absetzen und dazu beitragen, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und ihre internen Prozessabläufe zu verbessern.

Um Services rund ums vernetzte Fahrzeug erfolgreich anzubieten, bedarf es eines starken IT-Backbones und einer guten IT-Organisation. Die Aufmerksamkeit der CIOs sollte sich auf den anstehenden Transformationsprozess richten, der sich durch die Entwicklung im Bereich mobiler Konvergenz, Cloud, Big Data und sozialen Medien ergibt - wir nennen das "New Style of IT", weil das vernetzte Fahrzeug die IT vor völlig neue Herausforderungen stellt, aber auch große Chancen bietet, verglichen zur traditionellen IT.

Milliardenmarkt vernetztes Auto

Seit nahezu 20 Jahren gibt es Telematik in den USA und niemand zweifelt mehr daran, dass das Fahrzeug der Zukunft rund um die Erde vernetzt sein wird. Strittig war bislang jedoch immer die Frage nach dem Geschäftsmodell für Telematik-Dienste, insbesondere, weil Gebührenmodelle in Ländern außerhalb der USA nicht besonders gut funktionierten. Allerdings stellen OEMs seit einigen Jahren zunehmend fest, dass sich neben den Subskriptionsmodellen andere Vorteile aus der Entwicklung ergeben, indem sie das vernetzte Auto ganzheitlich betrachten und ihr Leistungsangebot wie auch ihre Geschäftsmodelle entsprechend darauf ausrichten. Die Vorteile sind:

Die IT wird zum entscheidenden Faktor in Sachen Produkt- und Kundenerfahrung

Es ist offensichtlich, dass ein leistungsstarker IT-Backbone zur Realisierung der oben genannten Vorteile und Geschäftsmodelle für den OEM vorausgesetzt wird. Er wird aber auch benötigt, um den Fahrern die erwartete Servicequalität anbieten zu können. Durch den Einzug digitaler Lifestyle-Services ins Automobil entwickeln sich das IT-Backend und damit auch die IT-Organisation zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor im Zusammenhang mit dem Thema Produkt- und Kundenerfahrung.

Ein Blick auf die junge Generation und technikaffine Märkte wie z.B. China genügt, um die Zukunftsherausforderungen in der Automobilindustrie zu verstehen: Die Erwartungshaltung der Kunden wandelt sich: weg von Motorleistung und Fahrdynamik, hin zum "connected drivestyle". Der Automobilhersteller entwickelt sich zum Serviceprovider. Der Begriff Service wird dabei völlig neu definiert und gewinnt signifikant an Bedeutung.

Zusätzlich zu einem jährlichen Werkstattbesuch erwartet der Kunde nun jeden Tag das reibungslose Funktionieren von Dienstleistungen rund um das Thema Mobilität - und darüber hinaus. Etwas zugespitzt könnte man sagen: 100 Jahre war das Montagewerk das Rückgrat des Automobilherstellers - in Zukunft werden es die Services, Prozesse und das IT-Backend des vernetzten Automobils sein.

Das vernetzte Fahrzeug erfordert einen "New Style of IT", der sich von der traditionellen Unternehmens-IT stark unterscheidet. Während der vergangenen zehn Jahre waren IT-Prozesse in der Fahrzeugindustrie geprägt von Themen wie Verringerung der Komplexität, Erhöhung des Standardisierungsgrads und Etablierung klar definierter Abläufe.

Das vernetzte Automobil benötigt genau das Gegenteil davon: Hohe Skalierbarkeit, hohe Flexibilität in Bezug auf die Integration persönlicher Endgeräte sowie das Management komplexer Ökosysteme mit Partnern im Bereich Entwicklung und Service. Den Schlüssel dazu liefert eine IT-Architektur, welche die aktuelle Infrastruktur nutzt und dafür ausgelegt ist, die Potenziale von Cloud, Mobility, Security und Big Data voll auszuschöpfen. Wir fassen das alles in dem Begriff New Style of IT zusammen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das vernetzte Fahrzeug große Chancen bietet aber ebenso viele Herausforderungen mit sich bringt. Die IT-Abteilungen tragen maßgeblich zum Erfolg dieser Entwicklung bei. Allerdings müssen Automobilhersteller dazu ihre traditionellen Erfolgsrezepte weiterentwickeln und den "New Style of IT" realisieren.

Joachim Klink, Director Global Automotive & Aerospace Industry Architect bei Hewlett-Packard