Ernst-&-Young-Studie

Datenklau: Die Angst vor China

01.06.2011 von Christiane Pütter
Fast alle Unternehmen erwarten, dass Wirtschaftsspionage und Datenklau zunehmen wird. Besonders fürchten sie sich vor Attacken aus China und den eigenen Mitarbeitern.
Wie Dr. Stefan Heißner feststellt, Leader Fraud Investigation & Dispute Services EMEIA Central Zone bei Ernst & Young, steigt in deutschen Unternehmen die Angst vor Datenklau.
Foto: Ernst & Young

Auf Entwarnung stehen die Zeichen nicht: Eine große Mehrheit von 96 Prozent der deutschen Unternehmen rechnet damit, dass Fälle von Datendiebstahl allgemein steigen. Davon glauben 35 Prozent an einen starke Zunahme, 61 Prozent zumindest an eine leichte Zunahme. Das geht aus der Studie "Datenklau: Neue Herausforderungen für deutsche Unternehmen" hervor, die Stefan Heißner von den Düsseldorfer Wirtschaftsprüfern Ernst &Young unter 400 Entscheidern geleitet hat.

Auch auf die Frage nach dem eigenen Unternehmen zeigen sich die meisten Befragten pessimistisch. 61 Prozent sehen sich aktuell in Gefahr, 65 Prozent denken, dass das Risiko steigt.

Die Autoren der Studie wollten wissen, wo Unternehmen die größten Bedrohungen sehen. Die Angst vor ausländischer Konkurrenz ist demnach mit 21 Prozent der Nennungen am höchsten. 16 Prozent misstrauen außerdem ihren eigenen Mitarbeitern, 15 Prozent der Konkurrenz aus dem Inland.

Jeweils zwölf Prozent führen darüber hinaus Online-Plattformen wie etwa Wikileaks und ehemalige Mitarbeiter an. Jeder Zehnte fürchtet, sein Unternehmen könne Opfer staatlicher ausländischer Stellen oder Geheimdienste werden.

Wie deutsche Unternehmen ihre Lage in Bezug auf Datendiebstahl einschätzen.
Foto: Ernst & Young

Mit Blick ins Ausland wurde gefragt, welche Regionen deutsche Entscheider für besonders bedrohlich halten. Mit 53 Prozent der Nennungen liegt China deutlich vorn. Es folgen Asien (ohne China und Indien) mit 34 Prozent und Osteuropa (ohne Russland) mit 18 Prozent.

Jeder Zehnte hält Wirtschaftskriminelle aus den USA für besonders gefährlich. Russland nennen neun Prozent, Indien vier Prozent.

Jeder Zehnte schon Opfer von Datenklau

Dies alles vor dem Hintergrund, dass "nur" jedes zehnte Unternehmen angibt, bereits selbst Opfer von Spionage beziehungsweise Datenklau geworden zu sein. Ernst & Young schreibt allerdings, die Dunkelziffer dürfe "sehr hoch" sein.

Unter den Betroffenen beklagen 44 Prozent den Diebstahl geschäftskritischen Know-hows. 22 Prozent wurden Mitarbeiter abgeworben. 17 Prozent erlebten Hackerangriffe auf ihr EDV-System. Jeweils dreizehn Prozent berichten vom Diebstahl von Kunden- oder Arbeitnehmerdaten, von Plagiaten sowie dem Abhören von Besprechungen.

An diesem Punkt zeigt sich ein Widerspruch in den Angaben der Befragten: Obwohl sie ausländische Konkurrenz für die größte Bedrohung halten, ging die Gefahr bei den bekannt gewordenen Fällen in 44 Prozent von eigenen Mitarbeitern aus. Nur neun Prozent nennen ausländische Firmen.

Aufgedeckt wurden die kriminellen Handlungen in mehr als jedem dritten Fall.
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Die Täter kamen in jeweils 29 Prozent der Fälle aus dem Management oder waren Facharbeiter. Entwickler oder Sachbearbeiter werden "nur" von jeweils elf Prozent der Befragten angegeben. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) vermutet bei den Tätern finanzielle Motive als Grund.

Fast jede dritte Tat nur durch Zufall aufgedeckt

Aufgedeckt wurden die kriminellen Handlungen in mehr als jedem dritten Fall (35 Prozent) durch interne Kontrollsysteme - und fast ebenso oft (31 Prozent) durch Zufall. 27 Prozent der Befragten führen interne Routineprüfungen an, dreizehn Prozent Hinweise von Mitarbeitern.

Trotz der großen Angst vor Datenklau und Wirtschaftsspionage: Chefsache ist das Thema nicht, jedenfalls nicht die Prävention solcher Fälle. Nur jeder Achte (zwölf Prozent) gibt an, in seinem Unternehmen kümmere sich der Chef um die Verhinderung von Informationsabflüssen. Üblicherweise ist die IT-Abteilung zuständig (66 Prozent).

14 Prozent verfügen über eine Sicherheitsabteilung, die sich auch im diese digitalen Formen von Security kümmert. Immerhin acht Prozent erklärten den Studienautoren, bei ihnen sei "niemand" zuständig.