Zu viele Abteilungen entscheiden mit

Demokratisierung hemmt Fortschritte in der IT

25.02.2008 von Nicolas Zeitler
Europäische IT-Entscheider sehen sich durch demokratische Entscheidungsstrukturen behindert. Laut einer Umfrage für HP würden sie die Informationstechnologien gerne weiterentwickeln, kommen aber nicht voran, weil sich zu viele Parteien einmischen.
"Wie vertraut sind Sie mit folgenden Begriffen?" fragte HP die IT-Entscheider großer Firmen. Obwohl viele in web-basierten Anwendungen Vorteile sehen, sind noch nicht allen wichtige Fachtermini geläufig.
Foto: HP

Die mit 94 Prozent überwiegende Mehrheit der IT-Manager ist der Meinung, dass sich nur mit einer kohärenten Strategie die Anwendungsumgebung an den Geschäftszielen ausrichten lässt. Jeder Dritte ist der Ansicht, dass dies sehr bedeutend für das Geschäft des eigenen Unternehmens ist. Eine solche einheitliche Strategie gibt es allerdings in der Hälfte der Firmen nicht. Mehr als ein Drittel der IT-Entscheider findet unterschiedliche Strategien in den einzelnen Abteilungen seines Betriebs vor. In 13 Prozent der Unternehmen gibt es sogar überhaupt keine Anwendungsstrategie. Applikationen werden dort je nach Bedarf der einzelnen Abteilungen eingekauft.

Für drei von vier Unternehmen ist der Weg hin zu einer kohärenten Strategie noch lang, wie die HP-Erhebung ergab. Fast die Hälfte der Firmen hat noch überhaupt keine Schritte unternommen, um diesem Ziel näherzukommen - außer dass das Thema teilweise intern diskutiert wird.

Was den Übergang zu einem einheitlichen Vorgehen am meisten erschwert, ist nach Angaben der Entscheidungsträger, dass zu viele Akteure bei der Entscheidungsfindung mitreden wollen. Insgesamt 82 Prozent sehen dies als sehr bedeutende oder zumindest bedeutende Einflussgröße an. Oft erheben neben firmeneigenen Stellen auch noch externe Berater Anspruch darauf, an Entscheidungen beteiligt zu werden. Bei der großen Mehrheit der Organisationen wird eine zusammenhängende Strategie dadurch verhindert, dass verschiedene Abteilungen unterschiedliche Anwendungen für sich fordern.

Nach Ansicht der Studienautoren gelingt es damit zwar in manchen Fällen, die bestmögliche Lösung auf Abteilungsebene zu finden. Doch für das Unternehmen als Ganzes hat diese Herangehensweise oft beträchtliche Kosten zur Folge und macht die IT-Landschaft komplex.

Dass sie von web-basierten Anwendungen profitieren könnten, davon sind 84 Prozent der Befragten überzeugt. Genauso viele zeigten sich allerdings besorgt über die damit verbundenen Sicherheitsrisiken. Das Wissen rund um web-basierte Anwendungen ist indes unterschiedlich ausgeprägt. HP fragte beispielhaft drei Begriffe ab. Während mit den Termini Software as a Service und Web 2.0 jeweils gut zwei Drittel der Befragten vertraut sind, konnte nur etwas mehr als jeder Dritte etwas mit dem Begriff Cloud Computing anfangen. Dabei werden mehrere Rechner parallel geschaltet und ihre Leistung gemeinsam übers Internet verfügbar gemacht.

Abkehr von Mainframes

Mainframes sind derzeit in drei von vier Firmen im Einsatz. Allerdings gaben die IT-Entscheider aus mehr als der Hälfte dieser Unternehmen an, dass es bei ihnen Überlegungen gäbe, künftig andere Technologien einzusetzen. Widerstände des höheren Managements oder die Angst vor hohen Kosten sind die Haupthindernisse, diese Überlegungen weiterzuverfolgen.

Die Umfrage hat Hewlett Packard unter dem Titel "2008 Pressure Point Index: Application Modernisation" herausgegeben. Durchgeführt hat die Untersuchung das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Penn, Schoen & Berland Associates. Mit 234 hochrangigen IT-Entscheidern aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern wurden Interviews geführt. Die Firmen haben ihren Sitz in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien.