ALLIANZ-DRESDNER-FUSION

Den Konzern umbauen

03.10.2001 von Johannes Klostermeier
Die IT von Allianz und Dresdner Bank zu einem leistungsfähigen Allfinanz-Instrument mit hoher Kundenorientierung zusammenzuschmieden: Vor dieser Aufgabe stehen der neue CIO der Allianz, Gerhard Rupprecht, und das IT-Integrationsteam des neuen Konzerns.

GERHARD RUPPRECHT, Chef der Allianz Leben, betreutseit Juli dieses Jahres den Bereich Corporate InformationTechnology im Vorstand der Allianz-Holding. Der 53-jährigeMathematiker arbeitet seit 1979 für die Allianz und warseit rund zehn Jahren im Vorstand verantwortlich für denBereich Lebens- und Krankenversicherung Deutschland.Er wechselte den Stuhl, weil Dresdner-Bank-Chef BerndFahrholz den neuen Kernbereich Allianz Dresdner FinancialServices übernommen hat. An der Spitze des Integrationsprozessessteht ein zwölfköpfiger Integrationsausschuss,der am 11. April 2001 zum ersten Mal tagte.Vom Allianz-Vorstand eingesetzt, arbeiten seither zwanzigTeams aus beiden Häusern an der Umsetzung derMegafusion.

Mentoren als Streitschlichter

Eines davon befasst sich mit Organisation und Integrationder Informationstechnik. Es untersteht Friedrich Wöbking,Vorstand der Allianz-Versicherungs- und Lebensversicherungs-AG und dort zuständig für Informationssysteme,sowie dem Dresdner-Bank-Vorstand für IT und TransactionBanking, Gerhard Barth. Als Mentoren der IT-Integrationsprechen sie in Konfliktfällen gemeinsam das letzteWort. Auch die operative Leitung teilen sich Allianz und Dresdner Bank: Drei Mitglieder kommen von der Allianz,drei von der Dresdner Bank. Rupprecht, der erst am 20.Juli 2001 das Aufgabengebiet Informationstechnologieübernommen hat, ist bislang nicht in die Arbeit eingebunden.Als Holding-Vorstand zeichnet er für die Gesamt-Allianz verantwortlich -- "die Fusion betrifft aber nurDeutschland".

Zeithorizont zwei bis drei Jahre

Wöbking und Barth tragen mit ihren Teams eine schwereLast: Die IT ist ein "strategischer Faktor" für die Fusion, beider Bank- und Lebensversicherungs-Geschäft zusammengefasstwerden, sagt der Münchner Analyst PeterPagé. "Die IT hat die Chance, das neue Unternehmenwesentlich zu definieren." Voraussetzung dafür sei es,technische Rahmenbedingungen für innovativen, direktenKundenservice und neue Allfinanz-Produkte schnellbereitzustellen. Künftig sollen die Allianz-Vertreter Bankprodukteund die Banker Versicherungen verkaufen.

Die IT verlangt nach Einschätzung von Konrad Becker,Analyst bei Merck Finck & Co., allen Beteiligten großenEinsatz und einige Geduld ab. "Die Angleichung der Systemewird rund zwei bis drei Jahre dauern." Aber außer derbelgisch-holländischen Allfinanz-Gruppe Fortis ist der IT-Brückenschlagzwischen Versicherungs- und Bankdienstleistungennach Expertenmeinung bisher noch keinemeuropäischen Anbieter richtig gelungen.

Die Allianz hat das Sagen im neuen Allfinanz-Konzern --daran gibt es für Becker keinen Zweifel. Die Mitarbeiter desIT-Beratungshauses Dregis Dresdner Global IT-Servicesmachen sich deshalb Sorgen, ob sie in Zukunft noch gebrauchtwerden; die Agis Allianz Gesellschaft für InformatikService bei München bietet als IT-Full-Service-Dienstleisternämlich weitgehend dieselben Leistungen an.

Die IT-Integration von Allianz und Dresdner steht nocham Anfang, viele Fragen sind offen. Erst in einigen Monatenkönne aufgezeigt werden, wie man sich "die Fusionim IT-Bereich konkret vorstellen" muss, sagt die Allianz.Eines steht aber schon fest: Die Zeit bis dahin wird keinZuckerschlecken für die IT-Entscheider.