Dienstwagen und Energieverbrauch

Der Chef fährt lieber SUV

18.04.2013 von Bettina Dobe
Dienstwagen in Deutschland werden immer umweltfreundlicher. Wie viel Dreck ein Wagen in die Luft pusten darf, hängt aber vom Rang ab, so eine Studie.

Die Energiewende erreicht nun auch die deutschen Dienstwagen: Laut einer Studie des HR-Dienstleisters Aon Hewitt setzen immer mehr Firmen darauf, die Schadstoffbelastung zu begrenzen. Diese Regelung ist aber nur zum Teil erfolgreich. Das liegt an der Vergabepolitik in Unternehmen und an den Mitarbeitern selbst.

Weniger Schadstoffausstoß

Immer mehr Unternehmen haben ihre Richtlinien zum Dienstwagenkauf bereits angepasst oder planen, dies zu tun, so die Studie. Immerhin mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der befragten Unternehmen gaben dies an. Zum Vergleich: Vor drei Jahren war es nur ein Drittel aller Unternehmen, die sich an Umweltgesichtspunkten orientierten. Viele Unternehmen haben nun erstmalig CO2 -Grenzen eingeführt oder bereits bestehene Richtwerte gesenkt. Im Schnitt, so das Ergebnis, dürfen Autos nun sieben Prozent weniger Schadstoffe produzieren als vorher.

Der Test
Bei Europas größtem Praxis-Vergleichstest "Firmenauto des Jahres" dominierten 2012 Dieselfahrzeuge. 250 Fuhrpark-Manager testeten für die Zeitschrift "Firmenauto" und die Prüfgesellschaft Dekra 66 Modelle in neun Kategorien und legten dabei an zwei Tagen in 66 Fahreugen rund 30.000 Testkilometer zurück. Jede Kategorie teilt sich in Import- und Gesamtwertung. Bei den kleinen Vans gab es mangels mehrerer Import-Modelle nur einen Gesamtsieger. Die Sieger im Überblick ...
Minicars
Somit siegten 17 verschiedene Modelle, darunter 13 Diesel, zwei Benziner und jeweils ein Diesel-Hybrid und Elektroauto. Die Dominanz der Selbstzünder resultiert aus der Tatsache, dass die Tester neben Fahrverhalten und Komfort insbesondere die Wirtschaftlichkeit der Autos bewerteten. In den beiden Kategorien Minicars und Kleinwagen sind allerdings die Benziner vorne. Der Fiat 500 0.9 Twin Air wurde bestes Import-Minicar, ...
Elektro
... den Gesamtsieg sicherte sich, als einziges Elektroauto, der Smart Fortwo Electric-Drive.
Kleinwagen
Bei den Kleinwagen gewann der Peugeot 208 e-HDI 92 die Import- und der Audi A1 Sportback 1.4 TFSI (Foto) die Gesamtwertung.
Obere Mittelklasse
Die Gesamtwertung in der oberen Mittelklasse entschied mit dem Mercedes E300 Bluetec Hybrid T-Modell (Foto), das einzige Fahrzeug mit Diesel-Hybrid-Antrieb, für sich. Die Importwertung ging an den Jaguar XF.
Mittelklasse
Mittelklasse: Während der Gesamtsieg an den Mercedes E 300 Bluetec Hybrid T-Modell ging, fuhr der Jaguar XF 2.2 Diesel in der Importwertung die besten Noten ein.
Mittelklasse-Kombi
Nur ein Fahrzeug von asiatischen Herstellern schaffte den Sprung aufs Siegertreppchen. Der Hyundai i40 cw 1.7 CRDI lag bei der Importwertung in der Mittelklasse vorne, der Gesamtsieg ging an den BMW 320d. Der Mittelklassekombi i40cw feierte seinen Marktstart in Deutschland im September 2011 und wurde seither, gemeinsam mit der Limousine i40, die im Februar 2012 die Modellreihe ergänzte, rund 5.000 Mal verkauft. Beide Fahrzeuge entstanden im europäischen Forschungs-, Entwicklungs- und Designzentrum von Hyundai in Rüsselsheim unter der Federführung von Chefdesigner Thomas Bürkle. Mit einem Gepäckraumvolumen von 553 bis 1.719 Litern gehört der Kombi zu den geräumigsten Fahrzeugen seiner Klasse. Für beide Modellvarianten bietet Hyundai spezielle Business-Pakete an, die für zusätzlichen Komfort bei Vielfahrern sorgen. Der i40cw 1.7 CRDi ist erhältlich ab einem Bruttopreis von 24.990 Euro (23.352 Euro netto).
Importwertung
Der Hyundai i40 lag zwar bei der Importwertung in der Mittelklasse vorn, der Gesamtsieg in der Mittelklasse ging jedoch an den BMW 320d (Foto).
Innovationspreis
Immerhin gewann Mazda für seine "Skyactive-Technologie", die konsequenten Leichtbau und eine Optimierung der Verbrennungsmotoren propagiert, den Innovationspreis.
Kleine SUV
In den Klassen SUV und Vans vergaben die Tester jeweils einen Preis für kompakte und große Fahrzeuge. Bei den kleinen SUV gewannen Volvo XC60 D5 AWD (Foto) und BMW X3 xDrive 20d.
Kompakte SUV
Kleine und kompakte SUV: Der gesamtsieg geht an den BMW X3 xDrive 20d (Foto), der Volvo XC 60 D5 AWD führt 2012 die Importwertung in dieser Klasse bei den Fuhrpark-Managern an.
Große SUV
Bei den großen SUV siegten der Range Rover Sport SD V6 (Foto) und der Porsche Cayenne Diesel.
Kompaktwagen
Der Sieg in der Klasse der Kompakten ging an den Volkswagen-Konzern, die Importwertung gewann Skoda mit dem Octavia Combi in der Ausführung 1.6 TDI Greentect, die Gesamtwertung gewann in diesem Jahr in dieser Klasse Audi mit dem A3 Sportback (Foto), ebenfalls mit 1.6 TDI-Motorisierung.
Kompakt Vans
Die einzige Wertung bei den Kompakt-Vans entschied der Mercedes B 180 CDI für sich.
Maxi-Vans
Die besten Maxi-Vans waren der Seat Alhambra und der VW Sharan (Foto), beide mit der Motorisierung 2.0 TDI.
Die Teilnehmer
An der Wahl nahmen 2.732 Fuhrparkprofis teil. Neben Fahrzeugherstellern, Leasinggesellschaften und Versicherungen stellten sich auch Tankkartenanbieter, Werkstätten und Reifenhersteller der Wahl. Gewürdigt wurden Unternehmen, die sich erfolgreich im Flottenmarkt engagieren, überdurchschnittliche Qualität liefern, sich großer Sympathie erfreuen oder besonders kundenorientiert arbeiten.
Die besten Marken
Als "Die besten Marken" wurden ausgezeichnet: Audi für guten Service für Flottenkunden; Volkswagen Leasing, CPM Car Professional Management, Europcar, Volkswagen als umweltfreundlichste Marke, Continental, Vergölst für den Reifeservice, Aral für die Tankkarten, Allianz, A.T.U. als freie Werkstätten und als Pkw-Börse autoscout24.de.

Für Chefs gelten Grenzen nicht

Trotzdem werden SUVs als Dienstwagen immer beliebter: "Dennoch gilt weiterhin: Je höher die Position im Unternehmen, desto mehr ist erlaubt", sagt Marco Reiners, Studienleiter, mit Blick auf die Schadstoffwerte der Autos. Chefs dürfen mehr CO2 ausstoßen. Autos sind nach wie vor ein Statussymbol, nicht nur in Firmen.

Keine alternativen Antriebe

Auf Hybrid oder gar Elektroautos stellen Firmen deswegen aber noch lange nicht um. Laut Studie machten die alternativen Antriebe nur etwa ein Prozent aller Dienstwagen aus, Wenn überhaupt, so die Studie, "tendieren die Teilnehmer am ehesten zu Diesel-Hybrid-Fahrzeugen". Elektrofahrzeuge haben einfach eine zu geringe Reichweite, es gibt kaum Tankstellen für sie - und Mitarbeiter mögen Elektroautos einfach nicht. Dass Umweltbewusstsein nicht unbedingt der Grund für schadstoffärmere Autos ist, bestätigt auch die Studie.

Sprit ist teuer - aber deswegen steigt kein Manager aufs Rad um. Schließlich ist das Auto ein Statussymbol.
Foto: Heinz Fischer - Fotolia.com

Sprit ist teuer und die Unternehmen sparen, wo sie können. "Das spielt die größte Rolle in der Dienstwagenpolitik der Unternehmen und sticht die Umweltgesichtspunkte im Zweifel sogar aus", sagt Reiners.

Die beliebtesten Autos

Dienstwagen gibt es erst ab einer Gehaltsstufe von etwa 70 000 Euro, wenn der Betreffende nicht gerade im Außendienst arbeitet. Wer mehr als 100 000 Euro verdient, der fährt laut Studie Audi A6, BMW 5er und die E-Klasse von Mercedes Benz. Wer weniger als 100 000 Euro verdient,bevorzugt Audi A4, BMW 3er, die C-Klasse von Mercedes Benz und den VW Passat.

Einen Dienstwagen zu besitzen und ihn privat nutzen zu dürfen ist immer noch wichtiger Bestandteil des Vergütungssystems in Deutschland. "80 Prozent der Teilnehmer schreiben ihm einen hohen bis sehr hohen Stellenwert zu", heißt es in der Studie. Auf ihn aus umweltfreundlichen Gründen zu verzichten, das wollen wohl nur die wenigsten. Bis zum Dienstrad ist es also noch ein weiter Weg.