Trends kompakt: Produktinnovation

Der CIO als Co-Innovator

02.07.2007 von Enrico Senger
Produktinnovationen sind nie Selbstzweck. Sie sichern den Erfolg des Unternehmens in einer Zeit, in der es die Kunden gewohnt sind, unter vielen konkurrierenden Angeboten jenes auszuwählen, das ihnen persönlich den höchsten Nutzen bringt.

Vier IT-bezogene Trends werden Innovationen in den nächsten zwei Jahren treiben:

Lessons to learn: Freiräume schaffen.

Trend 1: Wir beobachten eine zunehmende Verknüpfung von klassischen Produkten mit IT. Der traditionelle Küchenverkauf ist out - jeder Kunde erwartet heute, dass er seine künftige Küche via Simulationsprogramm schon vorab präsentiert bekommt.

Trend 2: Unterschiedliche Technologien und Einzellösungen werden zu neuen Produkten/Lösungen verknüpft. Jeder Verlag muss sich heute mit Multimedia-Angeboten beschäftigen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Trend 3: In einigen Fällen verschwindet das einstige physische Produkt ganz und wird durch digitale Angebote ersetzt. Für diesen Trend steht beispielsweise die "Platten"-Industrie, deren Namensgeber, eine schwarze Vinylscheibe, im Zeitalter des Musik-Downloads inzwischen obsolet geworden ist.

Trend 4: Innovative Preismodelle, die meist auf eine komplexe Verarbeitungslogik zurückgreifen erlauben die Kreation neuer Produkte. So können viele Kunden bei ihrem Energieversorger gegen Aufpreis bereits heute ihren persönlichen Strom-Mix bestimmen. In Zukunft erhalten sie möglicherweise per SMS den Hinweis, dass gerade jetzt ein guter Zeitpunkt fürs Waschen wäre, da der Nordseesturm zu einem Überangebot an Strom führt und deshalb die Strompreise besonders niedrig sind.

Die Beispiele zeigen: Informationstechnologie ermöglicht oft erst die Produktinnovation. Ist die Technologie anwendungsreif, müssen für ein erfolgreiches Produkt allerdings noch die richtigen Antworten auf folgende unternehmensbezogenen Fragen gefunden werden:

Wer ist mein Kunde, welche Bedürfnisse hat er heute und in Zukunft?

Wie komme ich zu differenzierenden Produkten?

Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Produktinnovationen auf den Markt zu bringen?

Der CIO kann sich heute nicht mehr auf die Bereitstellung von Diensten beschränken. Vielmehr muss er Co-Innovator sein, der im Dialog mit den Fachbereichen das Wissen um die Potenziale neuer Technologien, aber auch um ihre Schwächen und Folgekosten einbringt.

Grundvoraussetzung dafür ist eine schlagkräftige Mannschaft, die Technologie-Know-how besitzt, aber in Geschäftsprozessen denkt. Hinzu kommt Unternehmergeist: der Mut, auch die Risiken der Produktinnovation in Kauf zu nehmen.

Die Erarbeitung der Akzeptanz als Innovationspartner im Unternehmen erfordert einen langen Atem (von jedem Manager, nicht nur vom CIO). Erst ein reibungsloser Betrieb der Informatik schafft den CIOs Freiräume für Innovation und unternehmerisches Handeln. Und auch CIOs müssen "Investoren“, sprich Sponsoren in der Geschäftsleitung, so von den neuen Ideen überzeugen, dass diese mit Geld und persönlichem Einsatz den schwierigen Innovationsprozess unterstützen.