IT-Dienstleister 20 Prozent im Minus

Der Nearshore-Markt bricht ein

03.08.2009 von Christiane Pütter
IT Services Provider in Zentral- und Osteuropas müssen bei den Vertragsvolumina derzeit Einbußen von rund einem Fünftel hinnehmen. Größter Markt ist die Ukraine, kleinster Albanien. Das berichtet die Central and Eastern European Outsourcing Association (CEEOA).
Trotz des schönen Anblicks - es ist nicht mehr alles Gold, was glänzt auf dem IT-Outsourcing-Markt Ukraine.

Nach fünf blühenden Jahren ist Schluss: IT-Dienstleister in Osteuropa müssen stärker um Kunden - beziehungsweise deren Budgets - kämpfen. Die Vertragsvolumina gehen derzeit um 15 bis 20 Prozent zurück. Ungewohnte Zahlen für eine Region, die sich seit 2003 positiv entwickelte. Das berichtet die Central and Eastern European Outsourcing Association (CEEOA) in ihrer Studie "Central and Eastern Europe IT Outsourcing Review 2008".

Die Auswirkungen der globalen Krise zeichneten sich demnach bereits in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres ab, allerdings noch verhalten. Im Schnitt mussten die IT Services Provider Rückgänge um zwei bis drei Prozent hinnehmen. Zum Jahreswechsel 2009 ging es dann in den zweistelligen Bereich. Die CEEOA rechnet damit, dass sich die Branche in ein bis zwei Jahren erholt haben wird.

IT-Outsourcing-Standort Zentral- und Osteuropa nach Ländern.

Die Vereinigung gibt die Zahlen für 16 Länder bekannt. Ein Blick in den Report zeigt, wie unterschiedlich diese sind. Den mit Abstand größten Markt stellt die Ukraine dar. Sie verzeichnete für das Gesamtjahr 2008 ein Volumen von 530 Millionen US-Dollar.

Auf den Rängen zwei und drei folgen Rumänien mit 410 Millionen und Ungarn mit 375 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Die drei schwächsten der 16 Länder kommen auf 27 Millionen Dollar (Lettland), 14 Millionen (Slowenien) und drei Millionen (Albanien). Dem ist jedoch anzufügen, dass Albanien überhaupt nur gut 3,6 Millionen Einwohner zählt - und die Ukraine fast 46 Millionen.

Die Anzahl der IT-Outsourcing-Unternehmen Zentral- und Osteuropas nach Ländern.

Dem entsprechen die Zahlen der IT-Outsourcing-Firmen. Während die Ukraine über 850 verfügt, sind es in Albanien zwölf. Dabei haben die Studienautoren alle Unternehmen eingerechnet, in denen mindestens zehn Angestellte IT und Software im Auftrag externer Kunden entwickeln. Mitarbeiter in der Verwaltung zählt die CEEOA nicht mit.

Entlassene Mitarbeiter gründen Start-Ups

Glaubt man der Vereinigung, bekommen diese Firmen zunehmend Konkurrenz von ihren eigenen Ex-Mitarbeitern. Denn in Folge der Krise bauten die osteuropäischen IT Services Provider im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent Personal ab. Viele von denen schicken sich nun an, eigene Start Ups zu gründen, so die CEEOA.

Der Optimismus dieser Gründer steht zwischen den Zeilen der Studie: Die CEEOA pocht auf die Vorzüge Zentral- und Osteuropas gegenüber Offshoring-Standorten wie China oder Indien. Sie argumentieren mit der kulturellen Nähe zu westlichen Industrienationen - und einer technikaffinen Mentalität schon in der Schule.

Die Central and Eastern European Outsourcing Association dokumentiert die Zahlen in ihrer "Central and Eastern Europe IT Outsourcing Review 2008".