Mitarbeiter befürchten Bedeutungsverlust

Deutsche Bundesbank industrialisiert Mainframe-Umgebung

31.03.2009 von Christiane Pütter
Seine Mitarbeiter waren nur noch mit Installieren beschäftigt. Um das zu ändern, hat sich Günther Heise, Leiter Mainframe-Infrastruktur bei der Bundesbank, für die Software-Factory von IBM entschieden. Nun haben die IT-ler Zeit für das Bereitstellen neuer Funktionalitäten - was anfangs nicht jedem gefiel.
Die Bundesbank setzt auf die Software-Factory von IBM.
Foto: Bundesbank

"Der Austausch einer ganzen Plattform ist ein Big Bang", sagt Günther Heise, Leiter Mainframe-Infrastruktur bei der Bundesbank. Das Institut wickelt über Mainframes den Zahlungsverkehr sowie für die Statistik große Datenbanken ab. "Dabei wurde das Systemumfeld immer komplexer, außerdem stiegen die Anforderungen an die Verfügbarkeit", berichtet Günther Heise. Die IT-ler in diesem Bereich seien größtenteils nur noch mit Installieren beschäftigt gewesen. Das wollte er ändern.

Heise hat bereits um das Jahr 2000 herum angefangen, seinen Bereich komplett umzustrukturieren. Ziel war es, den Mitarbeitern das Installieren abzunehmen und ihnen Zeit für das Bereitstellen neuer Funktionalitäten zu geben. Womit der Mainframe-Infrastruktur-Chef nicht gerade offene Türen einrannte. "Es war nicht einfach, den Rollenwechsel zu vollziehen", sagt er.

Der Manager entschloss sich zur Zusammenarbeit mit IBM. Deren so genannte Software-Factory industrialisiert nach eigener Darstellung Mainframe-Umgebungen. Glaubt man dem Dienstleister, werden diese zwar "wie am Fließband" produziert, sind aber customized. Der Unterschied zum traditionellen Verfahren besteht laut IBM darin, dass Zeit und Ressourcen konstant bleiben, während die Anforderungen ständig verändert und neu priorisiert werden können.

Heise hat mit dem Basis-Betrieb angefangen und dann die Datenbank-Systeme dazugenommen. Derzeit arbeitet er daran, Independent Software-Vendors einzubeziehen. Er könne sich nur an zwei Fallbacks erinnern, sagt er.

Dass die IT-ler dadurch Zeit für die Funktionalitäten haben, war keine leichte Umstellung. Für Heise ist das eine Aufwertung ihrer Arbeit. Das hat anfangs aber nicht jeder so gesehen. "Es mag daran liegen, dass der Mensch gern seinen Gewohnheiten treu bleibt", sagt der Infrastruktur-Chef. "Die Akzeptanz dieser neuen Rolle war nicht von heute auf morgen hergestellt."

IBM muss den Change genauestens dokumentieren

So äußerten einige Mitarbeiter Bedenken, den Skill für die Software zu verlieren und im Falle einer Panne nicht handeln zu können. Abhilfe schafft ein Change Management-Prozess. "IBM muss vereinbarungsgemäß jeden Schritt dokumentieren", erklärt Heise. "Und unsere Mitarbeiter haben jederzeit Zugriff auf diese Dokumentation und den aktuellen Status des Changes."

Dass die Veränderungen trotz anfänglicher Bedenken umgesetzt werden konnten, hängt mit der frühen Einbindung und dem Engagement der Gruppenleiter zusammen. "Wir wollten das, und das hat auf die Teams ausgestrahlt", ist Heise überzeugt. "Als Führungsperson darf man bei einem solchen Projekt nicht unsicher sein." Wichtig sei auch, dass die Mitarbeiter weiterhin die Verantwortung für die Qualität der Software tragen. Sie geben zwar das Doing ab, behalten aber den Hut auf.

Günther Heises Fazit nach knapp zehn Jahren: Die Kosten für diese Dienstleistung sind über den gesamten Zeitraum konstant geblieben, die Verfügbarkeit wurde eingehalten und bei der Bundesbank hat sich ein Release-Management etabliert. Ob die Qualität der Services eingehalten wird, überprüft die Bank an Punkten wie Termintreue, Zahl der Incidents und der Auswertung von Problem Records.