Briten im europäischen Vergleich mit der rückständigsten Unternehmenskultur

Deutsche Firmen am besten für mobile IT gerüstet

19.10.2006 von Christiane Pütter
Nicht ohne meinen Laptop: In europäischen Unternehmen wird immer öfter mit mobilen Endgeräten gearbeitet. Dennoch: Eine Strategie ist hinter dem ständigen Zukauf der Handhelds nicht erkennbar. Das behauptet der Marktforscher Coleman Parkes Research in einer Studie im Auftrag des Dienstleisters Avanade. Und stellt auch fest: In Sachen mobilitätsfreundliche Firmenkultur haben die Deutschen im Europa-Vergleich die Nase vorn.

Die Kosten für Laptop, PDA und Co. werden kaum gemessen, vom Return on Investment ganz zu schweigen. Im europäischen Durchschnitt kann jedes zweite Unternehmen nicht angeben, wie viel Prozent des IT-Budgets für kabellose Geräte und Technologien ausgegeben wird. Was offenbar niemanden beunruhigt, denn mehr als die Hälfte der Befragten erklärt, in den kommenden drei Jahren mehr Geld für Handhelds ausgeben zu wollen.

Ein genauerer Blick auf die Geräte zeigt, dass insbesondere Laptops in Europa beliebt sind. 95 Prozent der Studienteilnehmer setzen sie ein. Mit deutlichem Abstand folgen PDAs (65 Prozent) vor Blackberries (43 Prozent) und Smartphones (35 Prozent).

Laptops, dann klappt's auch mit den Mitarbeitern

Die Analysten wollten wissen, welche Erwartungen die Firmen mit mobiler IT verbinden. 67 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Mitarbeiter effizienter arbeiten und damit ihre Produktivität steigern. Mit 48 Prozent rangiert die Erwartung eines verbesserten Kundenservices auf Platz Zwei. Allerdings teilen sich die Kunden diesen Platz mit den Mitarbeitern, denn ebenfalls 48 Prozent der Studienteilnehmer wollen durch die kabellosen Geräte die Motivation der Belegschaft verbessern. Fast ebenso viele erwarten, dass der Datenaustausch schneller funktioniert und Anfragen von Kunden rascher beantwortet werden (jeweils 46 Prozent).

Immerhin 38 Prozent der Studienteilnehmer trauen der mobilen IT zu, die Worklife Balance zu verbessern.

Bei aller Euphorie – noch sind Hindernisse zu überwinden. Die sehen die Befragten vor allem in der Sicherheit, in der Notwendigkeit ständigen Upgradens – manche Firmen denken sogar, sie müssten ihre IT-Infrastruktur komplett überholen – und nicht zuletzt in der Firmenkultur.

Stichwort Firmenkultur: Hier zeigt die Studie erhebliche länderspezifische Unterschiede auf. So gibt unter den Deutschen nur rund jeder Dritte (34 Prozent) an, die Implementierung mobiler IT erfordere in seinem Betrieb einen schwierigen Veränderungsprozess. Bei den Briten sind es immerhin knapp 70 Prozent und damit fast doppelt so viele. Auch die Franzosen scheinen sich schwer zu tun, nennen doch mehr als 50 Prozent die Unternehmenskultur als Knackpunkt.

Die Analysten haben auch bei der Sicherheit noch einmal nachgefragt. Knapp neun von zehn Firmen (85 Prozent) schützen die mobilen Geräte mit Passwörtern oder PINs. Außerdem kommen Lösungen zum mobilen Virenschutz (72 Prozent) und Datenverschlüsselung (64 Prozent) zum Einsatz. Insgesamt scheinen sich die Befragten recht sicher zu fühlen: Nur rund jeder Dritte gibt an, in den kommenden zwölf Monaten weitere Schutzmaßnahmen implementieren zu wollen.

GPRS für die Nordlichter

Ein weiteres Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Europa arbeiten mit GPRS Data Cards. Die sind in Skandinavien mit einem Verbreitungsgrad von 80 Prozent besonders beliebt. Ein Drittel setzt 3G Data Cards ein. In 40 Prozent der Betriebe wird mittels Voice over IP telefoniert.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Fazit, dass mobile IT, bei allen offenkundigen Vorteilen, noch erhebliche Hindernisse im Weg stehen. Dazu zählen objektive Faktoren in Sicherheitsfragen ebenso wie schwerer fassbare "subjektive" Momente wie mögliche Widerstände bei den Mitarbeitern. Hier sehen sie eine Notwendigkeit für Trainings und Schulungen, um eine Firmenkultur zu schaffen, in der die Vorteile kabelloser Geräte ausgeschöpft werden können.

An der Studie "Mobile technology in the enterprise: The mobile world at work" haben 210 CIOs aus Blue-Chip-Konzernen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Italien, Spanien und Skandinavien teilgenommen.