Firmen müssen Führungskräfte längerfristig an sich binden

Deutsche Manager sind engagierter als der Durchschnitt

12.12.2005 von Tanja Wolff
Deutsche Top-Führungskräfte zeigen außergewöhnliches Engagement für den Erfolg ihres Arbeitgebers. Laut einer Studie der Management-Beratung Hewitt liegen die deutschen Entscheider mit einem Engagement-Wert von 81 Prozent deutlich über dem internationalen Durchschnitt (66 Prozent).

Dabei ist der Einsatz abhängig von der Position im Unternehmen – er nimmt mit steigender Hierarchie zu, so die Untersuchung. Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts bestehen nicht. Frauen (79 Prozent) und Männer (82 Prozent) sind nahezu gleich engagiert. Auch eine Börsennotierung des Unternehmens wirkt sich nicht signifikant auf den Einsatz aus.

Vergütungspakete, Anerkennung der beruflichen Leistungen und der Zugriff auf die notwendigen Ressourcen beeinflussen dagegen die Einsatzbereitschaft der Manager. Wichtige Faktoren sind außerdem attraktive und transparente Karriereaussichten sowie individuelle Einflussmöglichkeiten auf das Gesamtunternehmen.

Der Analyse zufolge ist es wichtig, dass die Wertvorstellungen des Unternehmens mit denen der Führungskräfte übereinstimmen, sie durch die eigenen Mitarbeiter stark unterstützt werden und Entscheidungsfreiheit haben. Eine Verschlechterung dieser Faktoren kann das Engagement der Manager negativ beeinflussen.

Verlassen Führungskräfte ihre Firma, dauert es durchschnittlich ein halbes Jahr bis ihre Stelle neu besetzt wird, so die Studie. Die Folgen können teilweise verheerend sein: Entscheidungsprozesse verlaufen nicht mehr reibungslos, es entstehen hohe Kosten für die Suche, Auswahl und Einarbeitung neuer Executives und die dauerhafte Bindung von Leistungsträgern wird schwieriger.

Hohes Verantwortungsbewusstsein

Die meisten Manager erfüllt ihre Tätigkeit und sie verfügen über ein hohes Verantwortungsbewusstsein, so die Studie. 83 Prozent stehen hinter ihrem Arbeitgeber. Dabei nimmt das Engagement mit der Dauer der Unternehmenszugehörigkeit zu. So engagieren sich Führungskräfte, die mehr als 21 Jahre für eine Firma tätig sind, zu 100 Prozent. Dagegen sind nur 74 Prozent der Entscheider, die weniger als zwei Jahre in einer Firma arbeiten, dazu bereit.

"Das Engagement der Spitzenführungskräfte beeinflusst den Erfolg einer Firma maßgeblich. Diese Ergebnisse belegen die Bedeutung einer langfristigen Bindung von Top-Managern an das Unternehmen", sagt Piotr Bednarczuk, Geschäftsführer bei Hewitt.

Neben dem Engagement untersuchte die Studie auch, wie Manager ihren strategischen Führungsstil einschätzen. 37 Prozent beschreiben sich als "Entrepreneure" mit Visionen, Veränderungsbereitschaft und hoher Risikobereitschaft. Ihr Führungsstil sei Tempo machend, aggressiv und risikofreudig. Nach ihren Aussagen streben sie Veränderungen in der Führung an, forcieren den Umsatz und sind innovativ. Damit passe ihr Führungsstil zu starken und abrupten Veränderungen und zu Firmen mit einer deutlichen Wachstumsstrategie.

24 Prozent der Befragten sehen sich als "Effizienzexperten" mit einem Schwerpunkt auf Prozessoptimierung und Controlling. 22 Prozent halten sich für "stetige Entwickler" und immerhin 16 Prozent sagen von sich, sie seien "Sanierer".

Laut der Analyse haben Manager in Unternehmen mit zweistelligen Wachstumsraten einen deutlich progressiveren Führungsstil. Außerdem verfügen sie über mehr Visionen. Sie setzen stärker auf Innovationen, die Entwicklung neuer Produkte und versuchen mit Nachdruck, neue Märkte zu expandieren.

Entscheider mit einstelligen Wachstumszahlen hingegen streben eine Vereinfachung der bestehenden Prozesse an und versuchen, durch kosteneffizientes Handeln eine Steigerung des Gewinns zu erzielen. Die Arbeit dieser Manager ist stark sicherheitsorientiert.

An der Studie "Führungskräfte-Engagement 2005" beteiligten sich 196 Führungskräfte aus mehr als 90 führenden deutschen Unternehmen.