IT-Märchenstunde

Die 14 größten Technik-Mythen

19.03.2014 von Thomas Pelkmann und Patrick  Miller
Das Internet mit seinen vielen Informationen ist eine tolle Sache. Leider wimmelt es dort aber auch von zahlreichen Falschmeldungen und Urban Legends. Lesen Sie hier, was es mit den bekanntesten Märchen wirklich auf sich hat.

Windows Vista ist langsamer als Windows 7

Foto: Serhiy Kobyakov - Fotolia.com

Schon kurz nach der Veröffentlichung von Windows Vista gab es Gerüchte, das Betriebssystem sei langsam und fresse Ressourcen. Sobald Windows 7 auf den Markt kam, stimmten die Leute dagegen Lobeshymnen auf das schnelle und schlanke Betriebssystem an, das Vista hätte sein sollen, aber Windows 7 nun ist.

Wir haben Performance-Messungen mit einer Handvoll Laptops und Desktop-PCs mit der 32 und der 64-Bit-Ausgabe von Vista und Windows 7 gemacht.

Wie sich herausstellte, entsteht der gefühlte Geschwindigkeitsvorteil von Windows 7 vor allem durch Optimierungen der Registry sowie kleineren Änderungen im Fenstermanager. Diese Verbesserungen führen zu einem verbesserten Antwortverhalten, wenngleich die gemessenen Unterschiede nicht sehr groß sind.

Das Urteil: Windows 7 ist tatsächlich schneller, aber nicht so viel, wie man glauben möchte.

Es gibt einen "Todesgriff" beim iPhone

Kurz nachdem das iPhone 4 auf den Markt kam, entdeckten die ersten Anwender den sogenannten Todesgriff am Smartphone von Apple. Wenn man die eingebaute Antenne an einer bestimmten Stelle berührt, verliert das Telefon sein Empfangssignal, die Datenübertragungsraten gehen in den Keller, Gespräche werden unterbrochen. Stimmt, sagt Apple: Dieses Problem haben alle Smartphones.

Foto: Apple

Wir haben diese Behauptung mit fünf verschiedenen Mobiltelefonen getestet. Wir haben die Signalstärke gemessen, die Übertragungsraten und die Gesprächsqualität in Gebieten mit schwachen und starken Signalen.

Es stimmt: Alle Telefone leiden mehr oder weniger unter dem Todesgriff. Allerdings reagiert keins so empfindlich wie das iPhone 4. Aber wer hat schon noch ein iPhone 4.

Die Tage des Desktop-PC sind gezählt

Foto: El Gabia - Fotolia.com

Laptops sind billiger und leistungsfähiger denn je. Aber daraus zu schließen, dass das letzte Stündchen der Desktop-PCs geschlagen habe, ist verfrüht. Anwender, die im Notebook die Performance eines hochgerüsteten Desktop-PCs benötigen, müssen dafür tief in die Tasche greifen. Wenn sie ein Blu-ray-Laufwerk, einen besseren Grafikprozessor oder ein 3D-Display brauchen, müssen sie sich gleich ein neues Gerät zulegen. Leute, die an ihrem Rechner herumbasteln möchten, können das am Desktop-PC wesentlich besser als am Laptop, wo es kaum etwas zu basteln gibt.

In der Zwischenzeit hat sich der Markt der Desktop-PCs entwickelt, um die Anwenderanforderungen besser erfüllen zu können. Wer einen großen Bildschirm benötigt, aber auf das Tower-Gefühl am rechten Knie verzichten möchte, kann auf All-in-One-PCs ausweichen. Andere suchen einen Rechner, der farblich zur 50 Zoll-HDTV-Home-Theater-Anlage im Wohnzimmer passt. Und Studenten, eigentlich die Idealzielgruppe für portable Rechner, können zusätzlich zu ihrem Billig-Notebook von einem günstigen Desktop-PC für Spiele und Filme profitieren. Beides zusammen kostet im Idealfall nicht mehr als eins dieser monstermäßig ausgestatteten Luxus-Laptops.

Teure HDMI-Kabel machen ein besseres Bild

Foto: Samsung

Eins der wichtigsten Grundnahrungsmittel für die Audio- und Videoindustrie sind seit vielen Jahren die Kabel für die optimale Verbindung zwischen den unterschiedlichen Geräten. Billige Kabel, hieß es immer, seien anfällig für Störungen und Signalverluste.

Wir haben zwei teure HDMI-Kabel (150 und 60 US-Dollar) mit zwei preiswerten Kabeln für rund drei US-Dollar verglichen. Nach dem Test mit unterschiedlichen HD-Videoclips mussten wir am Ende auf ein eindeutiges Unentschieden entscheiden. Je eins der teuren und billigen Kabel erreichten einen Messwert von 3,5 von 5 Punkten, die andere Kombi von teuer und billig einen Wert von 3,4 von 5. Die Abweichung liegt im Bereich der Rundungsfehler. Also: Sparen Sie sich das Geld und kaufen Sie sich die Billigkabel. Einzige Ausnahme: Sie möchten die Signale über eine große Distanz übertragen. Dann sind die teureren Kabel offenbar besser.

LCD-Bildschirme sind besser als Plasma-Screens

Fallen Sie nicht dem Hype zum Opfer: Der Verkäufer im Elektromarkt möchte Ihnen sicher sehr gerne eins dieser trendigen und schicken LCD-Fernseher verkaufen, das Sie unbedingt brauchen. Es gibt viele Gründe, dennoch ein Plasma-TV zu erwerben.

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Plasmas können nach wie vor besser mit dunklen Szenen umgehen, bieten einen größeren Blickwinkel auf den Bildschirm und sind grundsätzlich günstiger als LCD-Fernseher.

In mancher Hinsicht liegen aber auch die LCD-Glotzen vorne: Mit höheren Refresh-Raten und LED-Hintergrundbeleuchtung kommen sie mit manchen Bildschirmsituationen besser klar, zudem verbrauchen sie spürbar weniger Strom.

Die Vorteile von Plasma wiegt das aber nicht auf. Dennoch steigen die Hersteller nach und nach aus diesem Marktsegment aus. In Kalifornien überlegt man gar, die Stromfresser ganz zu verbieten. Und so wird es über die Jahre trotz der unbestreitbaren Vorteile von Plasma-Fernsehern dazu kommen, dass diese Gerätegattung wohl von Markt verschwinden wird.

Mehr Balken im Handy-Display bedeuten besseren Empfang

Foto: maconga & travis manley - Fotolia.com

Die Signalbalken im Display eines Mobiltelefons zeigen die Stärke des Empfangssignals an. Aber wenn das Telefon sein Signal von einer Station empfängt, bei der sehr viele andere Nutzer angemeldet sind, kann auch ein starkes Signal einen schwachen Empfang und langsamen Datendurchsatz bedeuten, weil sie sich die Kapazitäten eines Sendemastes mit vielen anderen teilen müssen.

Als wir vor zwei Jahren 3G-Smartphones getestet haben, mussten wir feststellen, dass die Empfangsbalken schlechte Indikatoren für die tatsächliche Signalstärke waren. iPhone-Nutzer müssen mit einem weiteren Problem leben: Hier hat Apple eingestanden, dass der Signalbalken "völlig falsche" Daten ausgibt. Die Formel, die zur Berechnung der Signalstärke verwendet wurde, zeigt demnach immer zwei Balken mehr an, als reell gemessen wurden.

Tintenstrahldrucker teurer als Laserdrucker

Foto: HP

Um zu ermitteln, wie teuer die Verbrauchsmaterialien von Druckern über eine längere Nutzungsdauer sind, nehmen Sie den Preis der Tinte oder des Toners und teilen ihn durch die Seitenzahl, die Sie damit bedrucken konnten. Damit haben Sie einen Druckpreis pro Seite ermittelt.

In der Regel sind Laserdrucker teurer in der Anschaffung als Tintenstrahler. Früher glich sich das mit einem niedrigeren Seitenpreis aus. Mittlerweile haben die Hersteller von Tintenstrahldruckern aber nachgebessert, so dass sich die Unterschiede bei den Seitenpreisen minimiert haben.

Behalten Sie im Kopf, dass ganz preiswerte Tintenstrahldrucker mit einem Laserdrucker weder in Geschwindigkeit noch in Kosten mithalten können. Über lange Sicht gesehen, zahlen Sie hier tatsächlich kräftig drauf, weil sie den günstigen Grundpreis mit wenig effizienten, aber teuren Tintenpatronen ausgleichen. Das kann so weit gehen, dass es billiger ist, einen neuen Tintenstrahldrucker statt neuer Patronen zu kaufen.

Größere Monitore sorgen für mehr Produktivität

Haben Sie Ihren Chef gebeten, einen größeren oder einen zweiten Monitor zu bekommen? Sie könnten damit argumentieren, dass Sie mindestens zwischen 30 und 50 Prozent produktiver arbeiten würden als mit ihrem 19-Zoll-Einzelbildschirm. Das hat zumindest 2008 eine Studie der Universität von Utah in Bezug auf die Arbeit an Dokumenten und Tabellen herausgefunden.

Foto: SSilver - Fotolia.com

Der Monitorhersteller NEC hat diese Ergebnisse erwartungsgemäß sofort laut herumtrompetet; schließlich würde das Unternehmen ja direkt von den Resultaten profitieren können. Leider haben sie dabei vergessen, auch die negativen Punkte der Studie zu erwähnen: Mit dem Erreichen einer gewissen Monitorfläche fällt die Produktivitätskurve nämlich wieder. Für einen einzelnen Monitor etwa ist bei 26 Zoll Schluss mit besser, bei zwei Bildschirmen ist schon bei jeweils 22 Zoll Feierabend. Und wenn Sie den Zweitmonitor gar für E-Mail, Twitter oder Facebook nutzen, dann können Sie den Produktivitätsgewinn gleich ganz vergessen.

Der Internet Explorer ist unsicherer als andere Browser

Foto: Google, Mozilla, Microsoft, Apple

Wir haben uns den halbjährlich erscheinenden Symantec-Report über Internet Security Threats angeschaut, um die Gesamtzahl der Schwachstellen zu ermitteln. Zur Sicherheit haben wir weitere Reports zu Rate gezogen, um valide Zahlen zu ermitteln. Dabei sind solche Zahlen nicht einmal absolut aussagekräftig: Ein Browser mit 100 über Nacht behobener Sicherheitslücken ist unterm Strich sicherer als einer, dessen eine verwundbare Stelle über Monate nicht geflickt wird.

Dem Anbieter von Sicherheitssoftware Symantec zufolge betrug die durchschnittliche Verwundbarkeit von Microsofts Internet Explorer und dem Firefox weniger als ein Tag, zwei Tage für Googles Chrome und erschreckende 13 Tage für den Safari-Browser von Apple. So gesehen, ist der Internet Explorer keineswegs so unsicher, wie oft kolportiert.

Jugendfreie Internetseiten sind sicherer

Wenn sich Ihr Rechner schon einmal einen Virus eingefangen hat, kennen Sie vielleicht das leicht überhebliche Stirnrunzeln der Leute, denen Sie davon erzählt haben. "Ach hättest du dich bei deinen Ausflügen ins Web mal nur auf jugendfreien Seiten aufgehalten, dann wäre dir das nicht passiert."

Foto: Kaarsten - Fotolia.com

Nicht ganz richtig, meint dazu der Antivirenspezialist Avast Software. "Auf jede infizierte Schmuddel-Domain, die wir identifizieren, kommen 99 mit jugendfreiem Inhalt, die ebenfalls infiziert sind", berichtet der Avast-CTO Ondrej Vlcek.

Also: Pornoseiten alleine sind noch kein Grund, sich mit Viren zu infizieren. Das ist sogar logisch, denn die Betreiber dieser Seiten sind von Abonnenten und wiederholten Besuchern abhängig. Wer sich dort einen Virus einfängt, kommt aber gewiss nicht zurück.

Defragmentierte Festplatten sind schneller

Es ist ein altes Thema: Windows schreibt Daten nicht wohlgeordnet auf die Festplatte, sondern legt sie da ab, wo gerade genug Platz ist. Je voller die Festplatte ist, desto schwieriger ist es, den besten Platz am Stück zu finden. Deshalb speichert Windows schließlich größere Datenpakete in kleinen Häppchen an den unmöglichsten Stellen und verwendet einen Teil der Rechenleistung darauf, diese an vielen Orten verteilten Daten anschließend wiederzufinden.
Stimmt alles, bis heute: Mit Windows 7, schreiben die Kollegen von PC World, ist das aus unterschiedlichen Gründen kein Thema mehr.

Telefonieren im Fluge verursacht Abstürze

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Weltweit bestehen Luftfahrtbehörden noch immer auf einem Verbot von Mobiltelefonen an Bord von Flugzeugen bestehen. Der vermeintliche Grund: Es sollen Interferenzen mit den Steuerungs- und Kommunikationssystemen verhindert werden, damit es nicht zu Ausfällen und dann zu Abstürzen kommt.

Der wahre Grund für die Verbote ist aber ein ganz anderer: Mobiltelefone am Boden wählen sich ständig in die nächste Empfangsstationen ein, je nachdem, wo man sich gerade befindet. In einer Flughöhe von rund 30.000 Fuß ist der Abstand zu vielen Funkstationen am Boden aber ungefähr gleich. Das führt dazu, dass sich das Telefon an all diesen Stationen anmeldet, die für das Gerät dann einen Empfangskanal reservieren. Das aber könnte bei anderen Nutzern zu Engpässen führen oder deren Empfang behindern.

Magneten können Festplatten löschen

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Früher einmal waren Magneten für 3,5-Zoll-Disketten eine echte Gefahr. Moderne Festplatten werden durch entmagnetisierende Teile nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen. Sorgen Sie sich also nicht um die Platten und um Flashmemory-Karten: Da hier keine magnetischen Teile verbaut sind, gibt es auch nichts, was entmagnetisiert werden kann.

Der Originalartikel erschien zuerst bei unseren Kollegen von PC World.