Langsame Einführung

Die Bedenken gegen Office 2010

22.11.2010 von Werner Kurzlechner
Die Lizenzpolitik von Microsoft und andere Sorgen halten das Gros der Anwender von einem zügigen Office 2010-Rollout ab. Ein bis zwei Jahre geben sich die meisten Firmen dafür noch Zeit, wie eine Studie von Dimensional Research zeigt.
Kommen die Mitarbeiter mit dem Interface klar? Wie ist es um die Kompatibilität bestellt? Diese Fragen stellen sich Anwender, wie die Übersicht von Dimensional Research zeigt.
Foto: Dimensional Research/Dell KACE

Insgesamt wird Office 2010 wohlwollend aufgenommen. In Hektik ausgebrochen sind die Firmen bei der Implementierung bisher aber nicht. Bedenken hinsichtlich des Ribbon Interface und möglicher Inkompatibilitäten halten viele Unternehmen von einem schnellen Rollout ab. Das geht aus einer Umfrage von Dimensional Research im Auftrag von IT-Dienstleister Dell Kace hervor.

Zwar planen 85 Prozent der Unternehmen, auf die neue Office-Version umzusteigen. Aber sie nehmen sich offensichtlich die Zeit, das in aller Ruhe zu tun. Zum Zeitpunkt der Umfrage unter 950 IT-Profis im September hatte lediglich ein Fünftel Office 2010 bereits im Einsatz. Bei einem Großteil davon liefen die neuen Microsoft-Tools erst auf höchstens einem Viertel der Rechner. Weitere 28 Prozent befanden sich in der Testphase.

Als Zielmarke für einen umfassenden Rollout setzen sich 42 Prozent das Jahresende 2011. 18 Prozent wollen spätestens 2012 damit fertig sein. 7 Prozent geben sich mehr als zwei Jahre Zeit. Die größte Sorge der Firmen ist die Schulung der Mitarbeiter für das Ribbon Interface – also die Benutzeroberfläche, die oberhalb jedes Dokuments einen Toolbar-Satz zeigt. Zwar wurde dieses Interface bereits mit Office 2007 eingeführt und für die neue Version verbessert. Aber offensichtlich nutzen viele Unternehmen derzeit noch Office 2003 und wollen ihre Mitarbeiter nicht überfordern. 36 Prozent bekennen anderweitige Bedenken, die das User-Training betreffen.

Überhaupt plagen nur 22 Prozent der befragten Firmen überhaupt keine Ängste. Jeweils ein Drittel fürchtet Probleme, die durch Inkompatibilität entweder mit Office 2003-Dateien oder mit Add-in-Applikationen hervorgerufen werden könnten. 19 Prozent zweifeln allgemein an Qualität und Stabilität der neuen Version. 16 Prozent halten die neuen web-basierten Collaboration-Features für ein mögliches Sicherheitsrisiko.

Auch die Lizenzpolitik von Microsoft stellt eine Hürde dar. Das sogenannte Volume Licensing sieht vor, dass ein System-Administrator einen Lizenz-Server einrichtet, über den jeder einzelne Client frei geschaltet werden muss. Dieser Zwang zur Einzelaktivierung hinterlässt bei 56 Prozent der Befragten einen schalen Beigeschmack. 41 Prozent gaben an, dass ihnen der administrative Aufwand Sorgen bereite.

Keine größeren Hardware-Upgrades notwendig

Das alles steht zwar der flächendeckenden Adaption von Office 2010 nicht im Weg, aber verlangsamt sie doch merklich. Das spiegelt sich auch darin wider, dass lediglich 37 Prozent der Office 2003-Anwender Office 2007 einfach überspringen wollen. Zum Vergleich ein Blick auf die Windows-Betriebssysteme: 92 Prozent der XP-Anwender berichteten, Vista überspringen und direkt auf Windows 7 migrieren zu wollen.

Beide Neuheiten aus dem Hause Microsoft führen laut Dimensional Research nicht zu größeren Hardware-Upgrades. 17 Prozent der Befragten sehen sich wegen Windows 7 zu einem Upgrade gezwungen, 11 Prozent wegen Office 2010.

Auf die Office-Suiten gänzlich zu verzichten, traut sich kaum ein Unternehmen. 98 Prozent der Befragten haben sie im Einsatz – in welcher Version auch immer. Vorbei sind allerdings die Zeiten, in denen Microsoft allein selig machte. Immer mehr Unternehmen haben mehrere Software-Pakete im Einsatz. 18 Prozent nutzen OpenOffice, 10 Prozent Google Docs.

Die Studie „Office 2010 Adoption: A Survey of Technology Professionals” ist bei Dell Kace erhältlich. Im Februar 2011 hatte PC-Hersteller Dell den US-Anbieter für System- und Konfigurationsmanagement Kace übernommen.