CIOs stellen ihrer eigenen Arbeit schlechte Noten aus

Die Belegschaft blockiert Flexibilität in der IT

29.03.2007 von Christiane Pütter
Eines müssen sich CIOs nicht vorwerfen lassen: Dass sie keinen Sinn für Selbstkritik hätten. Das legt zumindest eine Studie von Capgemini nahe. Vier von zehn Befragten geben an, die IT biete derzeit nicht genügend Flexibilität für die Geschäftserfordernisse. Schuld daran ist die Belegschaft, sagt die Hälfte der Studienteilnehmer.

In einem Punkt sind sich alle CIOs einig: Das Geschäftsumfeld ihres Unternehmens hat sich in den vergangenen drei Jahren erheblich verändert. 97 Prozent der Befragten beobachten das. Ihre eigene Arbeit scheint nicht mithalten zu können: 38 Prozent erklären, den Geschäftsbereichen nicht die informationstechnische Flexibilität bieten zu können, die nötig ist, um den Veränderungen gerecht zu werden.

29 Prozent der CIOs sind der Meinung, die IT-Abteilung hinke der Entwicklung des Unternehmens hinterher.

Die Analysten wollten die Gründe dafür wissen. Der Standpunkt der Befragten ist deutlich: 50 Prozent sagen, es liegt an den Mitarbeitern. Die andere Hälfte spaltet sich fast zu gleichen Teilen auf und macht entweder die Prozesse oder die Systeme verantwortlich.

Abhilfe schaffen kann aus Sicht von 77 Prozent der Befragten eine zentralisierte IT-Governance. Darüber hinaus beschwören die Autoren der Studie vage eine Firmenkultur, die die Belegschaft "zu Flexibilität inspiriert".

Was die technologische Seite betrifft, wird dem Management der Unternehmensanwendungen mehr Bedeutung zugesprochen als Support und Infrastruktur-Management. Gleichzeitig sehen CIOs gerade in diesem Punkt aber die stärksten Defizite in ihrer alltäglichen Arbeit.

Deutlich ist auch die Position der CIOs in einer anderen Frage: Am Gelde hängt es nicht. Rund die Hälfte der Befragten behauptet sogar, dass Kürzungen ihres Budgets keinen Einfluss auf die Flexibilität der IT haben. Dazu Kestutis Ivinskis, Capgemini Principal Deutschland und Schweiz: "Das zeigt auch hier, dass es nicht um die Ressourcen geht, sondern viel mehr um den Willen zu Veränderungen."

Beim Thema Outsourcing sind sich die CIOs nicht einig. Die Einschätzungen gehen nach Branche wie nach Region auseinander. So halten die Studienteilnehmer aus West-Europa das Auslagern von Teilen der IT für ein probates Mittel zu mehr Flexibilität. In der Gesamtbetrachtung gilt das allerdings nur für ein Drittel aller befragten CIOs - wobei die Unternehmen, die outsourcen, positive Bilanzen ziehen.

Den Blick nach außen richten

Wollen die IT-Entscheider aus ihrer derzeitigen Krise heraus, so raten die Analysten zunächst zum Blick nach außen: Was verlangen die Kunden? Was bietet der Wettbewerb?

Danach sollte sich der Blick nach innen auf die Mitarbeiter richten. Da die Effizienz der IT stärker von ihnen als beispielsweise vom Budget abhängt, rücken unbequeme Wahrheiten in den Fokus. Leben die Chefs eine gute Firmenkultur vor? Müssen Posten anders besetzt, Arbeitsprozesse umstrukturiert werden?

Auf Seiten der Technologie stoßen die Analysten von Capgemini in das bekannte SOA-Horn. Service-orientierte Architekturen entwickeln sich zur Realität in den Unternehmen, so ihre These. Wobei die ihre Wirkung erst erzielen, wenn auch die anderen Faktoren - sprich die Firmenkultur und der Wille zur Veränderung - stimmen.

Den Autoren der Studie ist bewusst, dass CIOs vor Herausforderungen stehen, die nicht leicht zu bewältigen sind. Dabei geben sie zu Bedenken, dass der Erfolg eines Unternehmens nicht von seiner Größe abhängt - sondern von seiner Beweglichkeit. Schließlich besagt Charles Darwins vielzitierter Satz, dass die Überleben, die sich am besten ihrer Umgebung anpassen können.

Capgemini hat für die Studie "Global CIO Survey 2007 - IT Agility" weltweit mit 300 CIOs gesprochen.