Sprechende Schaufenster und Fußscanner

Die Digitale Revolution im Handel

25.02.2015
Im Kampf mit der Online-Konkurrenz haben viele herkömmliche Läden nach Ansicht von Experten kaum eine Wahl: Wer überleben will, muss technisch auf dem neuesten Stand sein. Die Düsseldorfer Messe EuroCIS zeigt die aktuellen Handelstrends.

Kassen, die zum Kunden kommen, sprechende Schaufenster oder passende Schuhe ohne langes Anprobieren: Der deutsche Einzelhandel steht nach Einschätzung von Experten vor einer digitalen Revolution. Bereits in den kommenden fünf Jahren könnten viele der technischen Neuheiten zum Alltag in den Läden gehören, kündigte Ulrich Spaan vom Kölner Handelsinstitut EHI zum Start der Handelsmesse EuroCIS in Düsseldorf an.

Ein Weitermachen wie bisher darf es für die herkömmlichen Ladengeschäft nicht geben. Angesichts der zunehmenden Online-Konkurrenz geht es für manche ums Überleben.
Foto: Garry Weber

Einen Umschwung in dieser Größenordnung habe es seit Einführung der Selbstbedienung in der Branche nicht mehr gegeben, sagte der Experte. Bei der Düsseldorfer Fachmesse stellen 318 Aussteller aus 23 Ländern technische Neuheiten für den Handel vor.

Welche Systeme sich in der Praxis schließlich durchsetzen werden, weiß noch niemand. Als sicher gilt nur, dass es für viele Geschäfte angesichts der zunehmenden Online-Konkurrenz ums Überleben geht. "Es gibt keine Alternative. Wer nicht investiert, muss sich auf Umsatzverluste einstellen", ist sich Handelsfachmann Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) sicher.

Viele Händler hätten sehr große Schwierigkeiten, aus der Fülle von Neuentwicklungen die richtigen Systeme auszuwählen. "Überall gibt es etwas Neues. Vieles hört sich ganz spannend an, manches abstrus", beschreibt Hudetz die derzeitige Lage.

Wer schon einmal mit drückenden Skischuhen auf der Piste gestanden hat, wird einen auf der Düsseldorfer Messe vorgestellten "3D-Fußscanner" begrüßen. Aus rund 600.000 zuvor eingescannten Schuhmodellen kann der Computer nach der genauen Vermessung der Füße und Waden das passende Paar auswählen. Im Einsatz sei das rund 15.000 Euro teure Gerät bereits bei einer großen Sporthandelskette, berichtet Thomas Harmes vom Duisburger Anbieter Mifitto.

Einmal im Computer, sollen die Kunden ihre ganz persönlichen Größendaten auf einer Chipkarte mit nach Hause nehmen können. Auch der nächste Online-Einkauf werde damit einfacher, verspricht Harmes. Übertragbar sei das System auch auf die Lieblings-Jeans, deren Passform für den nächsten Einkauf gespeichert werden könne.

Die gnadenlosen Killerphrasen der Kunden

"Das ist aber alles andere als ein Schnäppchen!"

"Letzlich entscheidet der Preis, ob wir zusammenkommen!"

"Sie sind mindesten 20 Prozent teurer als der Wettbewerb!"

"Jetzt packen Sie die alle einfach mal aus. Dann können wir morgen über günstige Ausstellungsstücke reden."

"Ein Bekannter hat vielleicht die Hälfte dafür bezahlt."

"Wie ist denn der Preis, wenn Sie die "vergoldete" Verpackung weglassen?"

"Das ist doch eh ein Auslaufmodell."

"Sie wissen doch so gut wie ich, dass nach einem halben Jahr der Preis um die Hälfte runtergeht."

"Das gibt es doch bestimmt gebraucht wesentlich günstiger, oder?"

"Sie haben ein Geschäft – ich habe hunderte."

"Jetzt versuchen Sie es bitte nochmal mit Kopfrechnen."

"Hallo? Ich möchte nicht gleich den ganzen Laden kaufen!"

"Holen Sie mir mal den Chef ran!"

"Was muss denn passieren, damit Sie mit dem Preis runtergehen?"

"Über den Wartungsvertrag reden wir dann morgen."

"Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?"

"Ich kaufe doch schon so lange bei Ihnen ein."

"Sie wollen doch auch mal einen Großauftrag von uns bekommen, oder?"

"Ich wette, dass Ihr Kollege dort drüben wesentlich billiger ist."

"Sie kennen wohl geizhals.at nicht, was?"

"Und ich dachte immer, Sie hätten die besten Preise weit und breit."

"Da kann ich ja gleich in der Apotheke einkaufen."

"Ist doch nicht mein Problem, wenn Sie zu teuer einkaufen!"

"Jetzt kommen Sie mir nicht wieder mit Ihren Mondpreisen!"

"Für so was habe ich noch nie mehr bezahlt."

"Warum kostet das denn soviel? Das kommt doch eh alles aus China."

"Bei meinem Umsatz mit Ihnen müssen fünf Prozent Rabatt locker drin sein!"

"Der Preis muss schon knackig sein, wenn Sie im Rennen bleiben wollen."

"Ich empfehle nur jene weiter, die mir einen guten Preis machen."

"Sie wollen doch Folgegeschäfte mit mir machen, oder?"

"Jetzt nennen Sie mir einfach mal den Projektpreis dafür."

"Dafür verdienen Sie doch an allem anderen sehr gut."

"Im Internet habe ich das viel billiger gesehen!"

"Wie sagt man so schön: A bisserl was geht immer!"

"Wollen Sie mich nun als Kunden oder nicht?"

"Welche günstigeren Alternativen haben Sie denn?"

"Für Service zahle ich prinzipiell nichts."

"Hopp oder topp – mehr zahle ich nicht."

"Ich weiß genau, dass Sie da immer noch gut daran verdienen."

"Reden wir nicht lange rum: Was ist Ihr bester Preis?"

"Ich bin ganz Ohr, was Ihr Entgegenkommen anbelangt."

"Sie sind doch sicherlich an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert, oder?"

"Rechnen Sie bitte nochmal mit spitzem Stift nach."

"Das liegt weit über meinem Budget."

"Ihr Angebot liegt weit über dem der anderen."

"Ich bin sicher, dass das nicht Ihr letztes Wort war."

"Ohne ein Entgegenkommen wird das nichts mit uns!"

"Warum sind Sie eigentlich so viel teurer als andere?"

"Was kostet es, wenn ich 300 Stück abnehme?" (wohlwissend, dass der Bedarf bei zwei Stück liegt)

"Sehen Sie, mir ist das letztlich doch eh egal, von wem ich das kaufe."

"Das kann ich woanders viel billiger kaufen!"

Überall bezahlen

Mobile Kassen sollen das lästige Anstellen zum Bezahlen überflüssig machen. Bezahlt werden könne damit künftig direkt beim Berater im Laden – bei Bedarf auch mit Bargeld, berichtet Winfried Nolte vom Paderborner Hersteller Wincor Nixdorf.

Eher gewöhnungsbedürftig für viele Nutzer dürfte dagegen ein "intelligenter" Snack-Automat sein, der nach Darstellung des Herstellers seine Kunden kennt. Das bis zu 8.000 Dollar (7.000 Euro) teure Gerät könne sich die Vorlieben seiner Nutzer merken und passende Vorschläge für weitere Produkte machen.

Digitale Schaufenster können dagegen Passanten gezielt ansprechen und versuchen, sie in den Laden zu locken. Nach Geschäftsschluss tut es auch ein Hinweis auf den rund um die Uhr geöffneten Online-Shop des Händlers.

Die zunehmende Digitalisierung birgt nach Ansicht von Hudetz aber auch mögliche Datenschutzprobleme: "Wir wollen die Vorteile. Auf der anderen Seite finden viele die Vorstellung, dass ein Unternehmen so viel über einen weiß, nicht so angenehm." (dpa/tö)