IT-Manager wetten

Die E-Mail stirbt aus

29.07.2011 von Daniel Hartert
Daniel Hartert, CIO der Bayer AG, wettet, dass im Jahr 2021 ... Wetten Sie mit!
Daniel Hartert, CIO der Bayer AG.
Foto: Bayer Business Service

"Ich wette, dass in zehn Jahren ein Großteil der Unternehmen E-Mails als Kommunikationsmedium verbannt haben wird. Kommunikation wird neue Technologien nutzen, etwa Wikis, Chats, Communities, Blogs, Foren und Videokonferenzen."

Kommunikation verändert sich. Fortwährend und kontinuierlich. Der Wandel ist zwar im Augenblick nicht sichtbar, aber er nimmt unaufhaltsam seinen Weg. Meine These lautet: Bereits in zehn Jahren wird in einem Großteil der Unternehmen die Kommunikation völlig anders aussehen. Heute kaum vorstellbar, aber E-Mail wird nur noch eine Nebenrolle spielen.

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Foto: IDG Business Media GmbH

Kommunikation wird neue Technologien nutzen, etwa Wikis, Chats, Communities, Blogs, Foren und Videokonferenzen. Social-Media-Techniken werden weiter in die Arbeitsplatzkommunikation diffundieren. Die digitale Evolution wird dafür sorgen, dass sich diese neuen Prozesse und Tools durchsetzen - und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit, wie sich seit den 80er- und 90er-Jahren PCs, das Internet und Mobiltelefone entwickelt haben.

Die Digitale Revolution verändert bereits heute den Büroarbeitsplatz: Früher hatten die Menschen ein Büro, weil sie dort eine Infrastruktur vorfanden, die es zu Hause nicht gab. IT-Firmen entwickelten Produkte ausschließlich für Unternehmen, Prozesse und Arbeitsabläufe waren streng definiert. Das ist passé. Technologie ist eine Selbstverständlichkeit, sie kostet nicht mehr viel, und sie ist vor allem allgegenwärtig. Der feste Arbeitsplatz löst sich auf, Privates und Dienstliches rücken räumlich und zeitlich enger zusammen. Arbeit ist heute überall, wo ein Netz ist.

Mit dem Internet ist die Informationstechnologie nach und nach in das private Umfeld eingezogen, ohne dass es jedem wirklich bewusst geworden ist. Wer heute im Internet einen Film leiht, nutzt IT. Ein Mobiltelefon ist so leistungsfähig wie ein PC vor zehn Jahren. Mitten in diesem Wandel wächst eine Generation heran, für die das nicht neu ist: die sogenannten "Digital Natives", junge Menschen, die im digitalen Zeitalter geboren worden sind und mit Technologie selbstverständlich umgehen.

Wie Digital Natives arbeiten

Diese Digital Natives nutzen alle neuen Formen der Kommunikation intensiv, sie formen Communities, sie chatten, sie vernetzen sich, und sie bilden ihre reale Welt im Internet ab. Die Digital Natives tun das nicht, weil es en vogue ist, sondern weil sie überzeugt sind, dass diese Form der Kommunikation effizient ist: Sie besorgen sich Informationen selbst, sie teilen über den Austausch mit Gleichgesinnten ihr Wissen, sie nutzen das Netz und damit verbundene Technologie mit radikaler Konsequenz und Effizienz.

Die Mitglieder der "Community" geben sich Ratschläge, empfehlen Produkte und entwickeln gemeinsam neue Ideen. So entsteht eine Art privates Knowledge-Management. Dabei vereinsamen diese Menschen nicht, wie landläufig angenommen wird. Online-Kommunikatoren haben auch in der physischen Welt viele soziale Kontakte.

Die Digital Natives werden auch die Kommunikation in den Unternehmen verändern. Sie erwarten in den Unternehmen mindestens das gleiche Kommunikationsangebot wie in ihrem privaten Umfeld. Wenn ein Unternehmen das nicht leisten kann, wird es die digitalen Vorreiter nicht für sich gewinnen können. Moderne Unternehmens-IT darf in keinen Bereichen hinter den Standard privater Anwendungen zurückfallen, und sie muss die Flexibilität leisten, die einem klassischen "Arbeitsplatz" bislang nicht zugetraut wird.

Die Unternehmen werden davon profitieren, denn während man vor Jahren noch bemängelte, dass Studienabgänger zu sehr fachlich orientiert seien und ihnen die kommunikative Intelligenz fehle, kommunizieren die Digital Natives aktiv und intensiv.

Unternehmen tun gut daran, sich die neuen Kommunikationsformen anzuschauen und auf den möglichen Einsatz im Unternehmen hin zu prüfen. Das muss nicht heißen, dass alles, was heute unter dem Stichwort Social Media segelt, morgen in den Intranets dieser Welt stattfinden soll. Es gilt vielmehr, das Nutzerverhalten zu analysieren und jenes zügig zu antizipieren, was Unternehmen konkreten Mehrwert verspricht. Viele Social-Media-Elemente im internen Unternehmenseinsatz versprechen schon heute hohes Potenzial. Mitarbeiter können sich weltweit schnell austauschen.

Bayer-Projekt "Personalized WorkPlace"

Ideen werden ins Netz gestellt, von anderen beurteilt und optimiert. Informationen über Märkte, Kunden, Lieferanten, Produkte lassen sich schnell austauschen. Spezialwissen kann identifiziert und gewinnbringend eingesetzt werden. Bayer ist gerade dabei, die Arbeitsumgebung aller Büroarbeitplätze im Unternehmen auf eine neue Qualitätsstufe zu heben: Mit dem Programm "Personalized WorkPlace" (PWP) werden neue Technologien eingeführt, darunter mehrere auf den Business-Bereich zugeschnittene Social-Media-Elemente. Bis Ende 2012 sollen alle 109.000 Computeranwender mit der neuen interaktiven Umgebung arbeiten.

Wenn Unternehmen neue Kommunikationsformen erwägen, gilt es, zwei Dinge zu beachten: Sicherheit und Vertraulichkeit haben in einem Unternehmen eine andere Dimension als im privaten Umfeld. Darum ist in einem Unternehmen nicht alles möglich, was man von Facebook & Co. kennt. Außerdem arbeiten in einer Firma viele Generationen zusammen, die unter Umständen andere Vorstellungen von Kommunikation haben. Das ist dann die Bewährungsprobe für alle Social-Media-Bestandteile einer neuen Arbeitsweltkommunikation. Nur was wirkt, wird überleben. Was übrig bleibt, wird uns helfen, unsere Kommunikation zu verbessern.

Die Angst vor den Risiken der neuen Instrumente sollte uns darum nicht die Augen vor den Chancen verschließen. Wir sollten ohne Scheuklappen die Ideen aufgreifen. Soziale Medien mit echtem Nutzen werden sich dann durchsetzen und die E-Mail als heute noch führendes Kommunikationsinstrument ablösen.

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

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