Vor 25 Jahren

Die erste E-Mail erreicht Deutschland

31.07.2009 von Christiane Pütter
Genau 10.14 Uhr am 3. August 1984 bekam Michael Rotert die erste E-Mail in Deutschland. Er war damals Technischer Leiter der Informatikrechner-Abteilung an der Universität Karlsruhe.
Michael Rotert, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Internetwirtschaft und Empfänger der ersten Mail in Deutschland: "Dass das ein Volksmedium werden würde, konnte man nicht erahnen."

Am 2. August 1984 um 12.21 setzte sich Laura Breeden aus Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts an ihren Rechner und tippte eine Nachricht an Michael Rotert aus Karlsruhe. Der las am 3. August 1984 um 10.14: "Michael, this is your official welcome to CSNET. We are glad to have you aboard". Damit erhielt Rotert, seinerzeit Technischer Leiter der Informatikrechner-Abteilung an der Universität Karlsruhe (TH), die erste E-Mail in Deutschland.

So sah sie aus, die erste E-Mail, die Deutschland erreichte. Laura Breeden schickte sie am 2. August 1984 in Massachusetts los.

Heute ist Rotert Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Internetwirtschaft. Sein Kommentar zum historischen Datum: "Der Anschluss an die internationalen Netze zeigte schon damals ein enormes Potenzial für die Wissenschaft. Dass es aber einmal ein Volksmedium werden würde, konnte man nicht einmal erahnen."

Rotert teilt sich den Ruhm mit Werner Zorn, der die E-Mail ebenfalls empfing - aber nur "cc". Zorn arbeitete seit 1979 als Informatikprofessor an der Karlsruher Uni und setzte sich seitdem für die Einrichtung eines lokalen Netzwerkes mit internationaler Anbindung ein. Rotert war in seinem Team.

Zorn nutzte mit dem ersten stationierten Internetmailserver erstmals das Transmission Control Protocol/Internetprotokoll (TCP/IP). Eben dieses Protokoll ist bis heute die Basis für den Verkehr im Netz. Der Professor schloss im Namen seiner Uni im April 1984 einen Vertrag mit dem CSNET (Computer Science Network) in den USA, weshalb Kollegin Laura Breeden ihn und weitere seiner Mitarbeiter auf Kopie ihrer Mail setzte. Zorn machte seine Universität zum ersten nichtmilitärischen Internet-Standort auf dem europäischen Festland. Nur die Briten waren ein bisschen früher dran.

Rund ein Vierteljahrhundert später hat sich die Elektro-Post in Deutschland weit genug etabliert, um die Politik zu beschäftigen. So verkündete Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble vor wenigen Monaten: "De-Mail steht für Fortschritt, IT und IT-Sicherheit made in Germany." Anlass: Das Bundeskabinett verabschiedete das sogenannte Bürgerportalgesetz, demzufolge Verwaltungsangelegenheiten zwischen Bürgern und Behörden ab 2010 rechtsverbindlich im Internet abgewickelt werden können. Mit dem System De-Mail, kurz für "Deutschland-Mail", sollen Verträge, Anträge und andere Dokumente verschlüsselt versendet werden.

Von De-Mail bis Courriel

Auch in Frankreich hat die E-Mail die Politik beschäftigt. Wie das Internet-Nachschlagewerk Wikipedia zu berichten weiß, ging es dabei allerdings weniger darum, dem Amtsschimmel Beine zu machen. Vielmehr schützt la Grande Nation ihr Kulturgut: 2003 verbot das französische Ministerium für Kultur den Gebrauch des Wortes E-Mail in offiziellen Schreiben staatlicher Einrichtungen. Stattdessen spricht man von "Courriel" - kurz für "Courrier électronique".