Prozesskosten senken

Die IT-Prozess-Strategie von Henkel

11.02.2010 von Rolf Röwekamp
Die 8. Hamburger IT-Strategietage haben begonnen. Henkel-CIO Peter Wroblowski erläuterte vor rund 700 Teilnehmern die Prozessgestaltung und Prozessberatung der IT bei Henkel.
Peter Wroblowski von der Henkel AG.
Foto: Joachim Wendler

Den ersten Anwender-Vortrag auf den 8. Hamburger IT-Strategietagen hielt CIO Peter Wroblowski von der Henkel AG. In seinem Vortrag „Von IT Services zur Prozessberatung – Wie Henkel das Profil der IT verändert“ erläuterte Wroblowski, wie die Prozess-Strategie beim Düsseldorfer Konsumgüterkonzern aussieht. Henkel und die Prozesse: Prozessgestaltung und Prozessberatung der IT bei Henkel.

Warum Prozess-Fokus?

Warum kümmert sich die Henkel-IT um Prozessberatung? Weil wir es können, lautete seine selbstbewusste Antwort. Denn wie in vielen anderen IT-Abteilungen habe sich auch Henkel klassisch von der Softwareentwicklung zur Prozessberatung entwickelt.

Hinzu kommt, dass immer mehr IT-Services Commodity geworden sind. Viele Tätigkeiten sind deshalb inzwischen am Weltmarkt günstiger zu bekommen. Europäische Löhne könne man dafür nicht mehr rechtfertigen. Deswegen heißt die Botschaft: Das Anforderungsprofil der IT-Mitarbeiter muss sich wandeln.

Wertschöpfung der IT

Die Prozesskosten von Henkel liegen bei rund sechs bis sieben Milliarden Euro. Wenn man sie um zwei Prozent senkt, spart man also erheblich mehr als das bei IT-Services heute noch möglich sei. Das heißt: Der Hebel zum Kostensparen liegt bei den Prozesskosten. Natürlich muss die IT auch weiterhin darauf achten, die Kosten zu optimieren.

Elemente des Prozessansatzes

IT und Prozesse bedeutet Austausch: Bei Henkel wechselte vor gut zwei Jahren ein Senior IT Executive ins Business. Nach zwei Jahren kehrte er in die IT zurück, woraus die Idee entstand, eine Prozessberatungs- und -gestaltungseinheit in der IT zu gründen.

CIO Peter Wroblowski von der Henkel AG auf dem Podium der Hamburger IT-Strategietage.

Mehr als zwei Jahre und einige Auswahlrunden dauerte es, bis die neue Mannschaft für Prozessberatung stand. Damit fand ein Pooling von IT-Ressourcen mit Prozess-Know-how statt, rund 80 Mitarbeiter sind dort tätig.

Allerdings führte das auch zu Verständnisproblemen bei den Mitarbeitern. Denn die Prozessberater sollen sich auf den Nutzen konzentrieren und damit nicht primär um die Kosten, bei den IT-Services stehen dagegen Preis und Leistung im Mittelpunkt.

Nur ein Prozess-Modell für Business und IT

Henkel entwickelte nun ein Prozess-Modell für den Unternehmensbereich und die IT. Mit Hilfe eines Application-Management-Tool werden alle Geschäftsprozesse dokumentiert, inklusive einer Darstellung, von welchen Anwendungen die Prozesse unterstützt werden – alles ist auf Knopfdruck sichtbar.

In der Praxis geht die IT dann zum Beispiel so vor: Henkel analysiert einen Geschäftsprozess und vergleicht ihn mit den Prozessen im Markt. Dann wird verglichen, wie sich jeweils die Aufwände dafür unterscheiden und wie beispielweise die jeweilige Tool-Unterstützung aussieht. Laut Wroblowski sei das sehr lehrreich für beide Seiten – IT und Business.

Das Governance-Modell

  1. An erster Stelle steht das Information Committee (INCO), das IT Investment Entscheidungen über einer Million Euro fällt. Zudem agiert es als Sub-Committee zum Henkel Management Board.

  2. IT Councils managen mit den IT Key Accounts das IT Budget eines Unternehmensbereichs: also die Projektfreigabe basierend auf Business Cases.

  3. Processes & Systems Council wirkt als Forum für die unternehmensweite Priorisierung neuer prozess- und technologiegetriebener ‚Opportunities‘.

  4. Change Control Boards ist für das operative Steuern von Prozess & Systemveränderungen in einem bestimmten Prozess zuständig.

Henkel in Zahlen und Fakten

Henkel ist ein international aufgestelltes Unternehmen und vertreibt Marken und Technologien in über 125 Ländern. Mit seinen 52.000 Mitarbeitern hat der börsennotierte Konsumgüterhersteller mit Hauptsitz in Düsseldorf im letzten Jahr einen Umsatz von 14,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, der bereinigte Gewinn (EBIT) lag bei 1,4 Milliarden Euro.

Dabei macht der Konsumgüterkonzern über 60 Prozent des Umsatzes mit Konsumentenmarken. Knapp 40 Prozent des Konzernumsatzes kommen aus dem Geschäft mit Industriekunden. Zu den Marken zählen Namen wie Persil, Schwarzkopf und Pritt.