Naturkosmetik-Hersteller

Die IT-Strategie von Weleda

22.03.2013 von Karin Quack
Christoph Grewe-Franze hat für den Naturkosmetik-Hersteller Weleda erstmals eine einheitliche IT-Strategie entwickelt - und längst mit der Umsetzung begonnen.
Christoph Grewe-Franze
Foto: Weleda AG

Ein anthroposophisch geführtes Unternehmen, das sich schwertut mit der Modernisierung seiner Prozesse - diese Konstellation ist für einen CIO nicht einfach. Da gilt es Rücksichten zu nehmen, die anderswo ignoriert werden. Christoph Grewe-Franze hat sich der Herausforderung gestellt: Ungeachtet großer Widerstände in einzelnen Teilbereichen und Ländern ging er daran, die Kernprozesse der Weleda AG in der Schweiz und Deutschland auf der Basis der ERP-Lösung Dynamics AX 2009 von Microsoft zu vereinheitlichen; zudem sollte auch Frankreich eingebunden und langsam integriert werden.

Platz 9, „CIO des Jahres 2012“, Mittelstand:
Der Group CIO von Weleda hat im IT-Wettbewerb „CIO des Jahres 2012“ in der Kategorie Mittelstand den 9. Platz erreicht. Diesen belegt er punktgleich mit Sebastian Saxe von der Hamburg Port Authority.
Herausragend im Vermitteln.
Grewe-Franze gab dem dezentralen Unternehmen eine einheitliche IT-Strategie.
Weleda AG
Branche: Naturkosmetik / Pharma<br> Hauptsitz: Arlesheim, Schweiz<br> Produkte: Calendula Babypflege, Granatapfel Pflegeserie, Euphrasia Augentropfen, Infludo etc.
Wichtigste Projekt: AsteriX
Grewe-Franze hat mit seinem Projekt „AsteriX“ Kernprozesse effizienter gemacht. Zu berücksichtigen waren und sind international harmonisierte, standardisierte Prozesse auf Basis der ERP-Lösung „Dynamics AX 2009“. <br><br>Zeitrahmen: 3 Jahre<br><br> Herausforderungen: Die ausgeprägte und etablierte Dezentralität aller Landesgesellschaften schaffte Hindernisse. Die sprachlichen Barrieren zwischen Deutschland und Frankreich waren und sind gravierend, in beiden Ländern arbeiten nur wenige zweisprachige Mitarbeiter.
Grewe-Franzes Team
Insgesamt arbeiten 40 IT-Kollegen für Grewe-Franze, die auch alle direkt oder indirekt am eingereichten Projekt mitgewirkt haben.
IT-Kennzahlen und -Ausrichtung
IT-Ausrichtung: (siehe Bild)<br> IT-Budget (allg.): rund zehn Millionen Euro<br> IT-Benutzer: etwa 1800 weltweit<br>
Joggen, Lesen, Heimwerken
… heißt Grewe-Franzes Devise nach Dienstschluss. Und spazieren gehen mit seinem Hund.

Konservative Werte und Strukturen

Als Grewe-Franze vor vier Jahren vom Lebensmittel-Discounter Plus zu Weleda wechselte, war er begeistert. Die hochwertigen Naturkosmetik-Produkte und die auf Rudolf Steiner zurückgehende Unternehmensphilosophie hatten es ihm angetan. Immerhin ist der 55-jährige Vater von sechs Kindern seit etwa 25 Jahren in unterschiedlichen Gremien der Waldorfschule aktiv, zudem war er zuvor mehrere Jahre im Naturkosthandel tätig.

Was der erste CIO in der Weleda-Geschichte damals wohl nicht bedachte: Das Unternehmen pflegte nicht nur traditionelle Werte wie Nachhaltigkeit und Langlebigkeit, sondern verknüpfte sie auch mit traditionellen Strukturen. Damit verbunden war eine gewisse Verhaltensstarre gegenüber Neuerungen. Diese Widerstände - auch innerhalb der Geschäftsführung - zu überwinden gehörte zu den Herausforderungen für den IT-Verantwortlichen. Dass in der Zwischenzeit fast die gesamte Chefetage inklusive CEO sowie Verwaltungsrat ausgewechselt wurden, machte die Sache auch nicht einfacher.

Doch allen Widrigkeiten zum Trotz steht das Projekt "Asterix" nun kurz vor seiner Vollendung. Es war Teil eines unter dem Namen "Top Five" firmierenden Vorhabens, das Konzeption und Umsetzung einer unternehmensweit einheitlichen IT-Strategie zum Ziel hatte - zum ersten Mal im Unternehmen. Neben der ERP-Konsolidierung umfasste Top Five die Vereinheitlichung der Infrastruktur, die Erneuerung der Laborsysteme, eine BI-Lösung und ein Markenportal. Dieses Unterfangen bescherte Grewe-Franze eine Platzierung unter den zehn besten Mittelstands-CIOs im Wettbewerb "CIO des Jahres 2012".

CIO des Jahres 2012 - Preisträger Mittelstand
Mit großer Freude präsentieren wir Ihnen die CIOs des Jahres 2012 in der Kategorie Mittelstand.
Platz 9: Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority
Sebastian Saxe von der Hamburg Port Authority hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" in der Kategorie Mittelstand den 9. Platz erreicht. Diese Platzierung teilt er sich punktgleich mit Christoph Grewe-Franze von Weleda.
Platz 9: Christoph Grewe-Franze, Weleda AG
Christoph Grewe-Franze vom Naturkosmetikhersteller Weleda hat im IT-Wettbewerb „CIO des Jahres 2012“ in der Kategorie Mittelstand den 9. Platz erreicht. Diesen belegt er punktgleich mit Sebastian Saxe von der Hamburg Port Authority.
Platz 7: Frank Nittka, BRITA GmbH
Frank Nittka vom Wasserfilterhersteller Brita hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" in der Kategorie Mittelstand den siebten Platz erreicht. Auf diesem Rang liegt er punktgleich mit Klaus Höffgen von der Delvag Luftfahrtversicherung.
Platz 7: Klaus Höffgen, Delvag Luftfahrtversicherungs AG
Klaus Höffgen von der Delvag Luftfahrtversicherungs AG hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den siebten Platz in der Kategorie Mittelstand erreicht. Auf diesem Rang liegt er punktgleich mit Frank Nittka, CIO von Brita.
Platz 6: Volker Dirksen, Landwirtschaftsverlag GmbH
Volker Dirksen vom Landwirtschaftsverlag hat im IT-Wettbwerb "CIO des Jahres 2012" den sechsten Platz in der Kategorie Mittelstand erreicht.
Platz 5: Leo Hintersteiner, Bene AG
Leo Hintersteiner von der Bene AG hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den fünften Platz in der Kategorie Mittelstand erreicht.
Platz 4: Markus Kapler, EBZ SE
Markus Kapler von der EBZ-Gruppe hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den vierten Platz in der Kategorie Mittelstand erreicht.
Platz 3: Thorsten Pawelczyk, SieMatic
Thorsten Pawelczyk von SieMatic hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres" den dritten Platz in der Kategorie Mittelstand erreicht. Der CIO des Küchenherstellers hat ein Unternehmens-Wiki auf Sharepoint-Basis eingeführt.
Platz 2: Sönke Vetsch, Börse Stuttgart
Sönke Vetsch von der Börse Stuttgart hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den zweiten Platz in der Kategorie Mittelstand erreicht. Der CIO und COO der Börse Stuttgart hat die gesamte IT-Infrastruktur erneuert und dabei vier Rechenzentren auf zwei konsolidiert, Windows 7 eingeführt und die Zahl der Firmen-Notebooks um 75 Prozent verringert.
Platz 1: Bernd Kuntze, Haas Food Equipment GmbH
Der Mittelstandssieger des IT-Wettbewerbs "CIO des Jahres 2012" heißt Bernd Kuntze, CIO von Haas Food Equipment. Erstmalig hat es ein österreichischer IT-Leiter auf das oberste Treppchen im Wettbewerb geschafft.

Andere Perspektiven eröffnet

Doch der Weleda-CIO will im Erfolg nicht stillstehen - auch persönlich nicht. Deshalb nimmt er beispielsweise zusammen mit knapp 20 anderen CIOs und IT-Verantwortlichen am ersten "Leadership Excellence Program" (LEP) von des Magazins "CIO" und der WHU (Otto Beisheim School of Management) teil.

Sowohl der theoretische Teil, der generelles Management-Wissen vermittelte, als auch die anschließende Exkursion nach Indien (mit Teilnahme an der größten indischen IT-Konferenz Nasscom) hätten ihm "neue Sichten der Dinge aufgezeigt", sagt Grewe-Franze: "Bisher war es oft so, dass man auf Veranstaltungen ging, nur um seine vorgefassten Meinungen zu bestätigen." Das sei beim LEP anders: "Die vielen Gespräche und Vorträge sowie die Besuche in verschiedenen Einrichtungen haben neue Perspektiven eröffnet. Und genau das ist doch das, was General-Management-Fähigkeiten ausmacht."