Nur wenige mit Online-Shops

Die meisten Händler sind offline

09.02.2011 von Hartmut  Wiehr
Von Multi-Channel und neuen Marketing-Methoden à la Web 2.0 wird viel geredet. Die Wirklichkeit: Zwei Drittel der deutschen Retailer verzichten auf einen Online-Auftritt. Das ergab die neue E-Commerce-Studie des EHI Retail Institute.
Zwei Drittel aller Retailer haben noch keinen Online-Shop eröffnet. Die Eroberung des Internets für den Handel geht relativ langsam voran.
Foto: EHI

Umfragen über die Fortschritte beim E-Commerce gibt es viele. Wirklich objektiv sind nur wenige, da häufig der Wunsch dahinter steht, bestimmte Produkte in den Markt zu drücken oder die Interessenten und Käufer für bestimmte Angebote zu sensibilisieren.

Die 2010 zum zweiten Mal durchgeführte Studie "Der deutsche E-Commerce-Markt 2010“ des EHI Retail Institute hebt sich davon ab, weil man primär nicht auf simple, interessengesteuerte Befragungen setzt, sondern Forschungsergebnisse und Zahlenmaterial aus verschiedenen Quellen zusammengetragen hat, um einen echten Überblick über die aktuelle Situation des Online-Handels zu geben.

Die Studien-Ergebnisse

Die Untersuchung basiert laut EHI auf einer Analyse der 1.000 größten Online-Shops in Deutschland gemessen am Umsatz. Zu den Ergebnissen gehören folgende Angaben:

Amazon vor Otto und Telekom

Der Einsatz von Social Media liegt laut der EHI-Untersuchung unter dem Niveau, das man eigentlich angesichts der verbreiteten Stimmung zu Web 2.0 als neuem Medium für Consumer erwarten sollte. So arbeiten 33 Prozent aller Shops demnach ohne ein Facebook-Profil und lediglich 21 Prozent der Shops nehmen an Twitter teil. Auch die Anzahl jener Händler, die Shop- oder Produktbewertungen anbieten, beträgt nur 33,8 Prozent.

Zahlungsverfahren - Kreditkarte nicht immer akzeptiert

Bei den angebotenen Zahlungsverfahren – in der Regel sind es mehrere gleichzeitig – fällt auf, dass Vorauskasse mit 68,5 Prozent vor Kreditkarte mit 67,1 Prozent an führender Stelle steht. Den dritten Platz nimmt Nachnahme mit 59 Prozent ein, gefolgt von Paypal (50,3 Prozent) und Lastschrift (39,3 Prozent). Interpretiert man diese Zahlen, dann überwiegen in Deutschland die eher kundenunfreundlichen Verfahren wie Vorauskasse und Nachnahme. Beide verzögern den Warenversand oder erfordern die persönliche Anwesenheit bei der Auslieferung.

Die kundenfreundliche Bezahlung per Kreditkarte wird erst von zwei Dritteln der Online-Händler praktiziert. Dies unterscheidet sich signifikant von Großbritannien oder den USA, wo die Bezahlung per Kreditkarte zum Standard gehört.

Für die aktuelle Fassung wurden über 1.000 Online-Shops manuell aus Kundensicht untersucht. Außerdem wurden die Händler mittels eines Online-Fragebogens kontaktiert. Zusätzlich hat man weitere Quellen wie den elektronischen Bundesanzeiger und Pressemittelungen der Unternehmen herangezogen. Ein Teil der untersuchten Unternehmen hat keine Umsätze oder keinen E-Commerce-Umsatzanteil ausgewiesen. Aus diesem Grund hat das EHI auf Basis der vorliegenden Daten die Treiber des E-Commerce Umsatzes identifiziert und ihre Bedeutung durch eine Regressionsanalyse quantifiziert.