Google Glass, iWatch und Co.

Die Nachfolger der Smartphones

03.04.2013 von Bettina Dobe
Brillen mit Displays und intelligente Armbanduhren integrieren Technik immer stärker in den Alltag. Läuten neue wearable Devices das Ende der Smartphones ein? Ein Blick auf den Entwicklungsstand der Hersteller klärt auf.

Gerade noch revolutionierten Smartphones unseren Alltag, schon steht der nächste Hype bevor: Tragbare Technologien, auch wearabel Devices genannt, wie etwa intelligente Brillen und Armbanduhren soll uns IT-basierende Services noch näher bringen. Bis Ende 2013 will Google beispielsweise die Datenbrille herausbringen. Sergey Brin sah man jüngst schon werbewirksam durch New York mit der Datenbrille spazieren. Anmeldungen, den Prototypen zu testen, nimmt Google schon seit geraume Zeit entgegen. Aber die Konkurrenz schläft nicht, Brother hatte vergangenes Jahr die Brille namens Airscouter angekündigt, verfügt jedoch nicht über die Schlagkraft von Google. Bedeutender erscheint da, was in Microsofts Entwicklungslabors gärt: Dem Vernehmen nach arbeiten Microsofts Forscher an einem AR-Projekt (Augmented Reality) mit einer intelligenten Brille.

Wearable Devices
Überblick über Smartwatches und Cyberbrillen
Die bekannteste Ausführung der AR-Brillen ist das Projekt "Google Glass". Die Brille stellt Umgebungsinformationen direkt im Blickfeld des Trägers dar. Mittels Sprachsteuerung lassen sich Befehle (etwa E-Mail-Versand) ausführen. Bis Ende 2013 soll die Brille in den Handel gelangen.
Überblick über Smartwatches und Cyberbrillen
Es gibt eine Vielzahl von tragbaren Minicomputern wie etwa Smartwatches und AR-Brillen (Augmented Reality). Hier finden Sie einen Überblick über die bekanntesten wearable Devices. Einige sind bereits verfügbar, andere existieren bislang nur auf Skizzen in den Forschungslabors.
Project Google Glass
Die bekannteste Ausführung der AR-Brillen ist das Projekt "Google Glass". Die Brille stellt Umgebungsinformationen direkt im Blickfeld des Trägers dar. Mittels Sprachsteuerung lassen sich Befehle (etwa E-Mail-Versand) ausführen. Bis Ende 2013 soll die Brille in den Handel gelangen.
Microsofts Forschungspläne
Von Microsofts Plänen im Segment Augmented Reality (AR) gibt es bislang nur Skizzen. Diversen Online-Medien zufolge hat der Softwarekonzern beim US-Patentamt ein Patent für eine AR-Brille eingereicht. Während Google seinen Entwurf für den täglichen Einsatz vorsieht, beschränkt Microsoft den Gebrauch der Brille zunächst auf Live-Events, indem sie etwa Hintergrund-Informationen zu einem Baseball-Spiel einblendet.
Olympus zeigt Prototyp
Auch Olympus plant eine Datenbrille im Stil von Google Glass. Das Modell "MEG 4.0" wiegt laut Hersteller einschließlich Batterie nur 30 Gramm. Die Daten holt sich die Brille über eine Bluetooth-Verbindung vom Smartphone. Anders als beim Google-Projekt Glass ist aber keine Kamera eingebaut. Bislang gibt es nur Prototypen.
Sony reicht Patent ein
Zuletzt wurde bekannt, dass auch Sony dem Wettbewerber Google im Markt für wearable Devices nacheifert. Der japanische Konzern hat in den USA ein Patent für eine Datenbrille eingereicht. Die Besonderheit: Sonys Pläne sehen zwei Bildschirme mit einer hohen Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten (Full HD) vor.
Brother projiziert auf die Netzhaut
Der japanische Elektronikkonzern Brother verfolgt wiederum einen anderen Weg. Der "AiRScouter" integriert ein so genanntes Head-mounted-Display, das die Bilder im Gegensatz zu herkömmlichen Videobrillen direkt auf die Netzhaut projiziert. Das Bild soll transparent erscheinen und die Sicht nur marginal beeinträchtigen.
Gerüchte um Apple iWatch
Von dem Hype um die Datenbrillen ließ sich Apple bis dato nicht anstecken. Hartnäckig halten sich indes die Gerichte, dass der Konzern an einer intelligenten Armbanduhr arbeitet. Seriöse Medien wie etwa die "New York Times" und das "Wall Street Journal" spekulierten bereits über die Funktionen. Bilder gibt es naturgemäß nicht, nur Dementis. Möglicherweise ähnelt die offiziell nicht bestätigte iWatch aber dem iPod Nano, der sich auch als Uhr verwenden lässt.
Ladenhüter von LG
Die Idee der intelligenten Armbanduhr ist keinesfalls neu. Bereits 2009 hat beispielsweise LG die "GD910" auf den Markt gebracht. Der Touchscreen konnte unter anderem Telefonanrufe auslösen und annehmen. Erfolgreich wurde die schlaue Uhr dennoch nicht.
Samsung stolpert und startet erneut
Auch Samsung hat sich schon in dem Geschäft versucht. Ebenfalls 2009 kam das Modell "S9110" auf den Markt. Das Gerät könnte mit Outlook synchronisieren, Musik abspielen und telefonieren. Das alles für den stolzen und abschreckenden Preis von 600 Dollar. Aktuell startet Samsung einen zweiten Anlauf in das Smartwatch-Geschäft: Entsprechende Gerüchte hat Samsung kürzlich offiziell bestätigt.
I'm Watch ist verfügbar
Die i'm Watch ist eine Smartwatch vom gleichnamigen italienischen Hersteller. Die Uhr mit Android-Betriebssystem ist mit dem Smartphone verbunden und ermöglicht am Handgelenkt Anrufe, E-Mails, Facebook, Twitter und Co. Sie kostet knapp 300 Euro. Erste Tester sind von der technischen Leistungsfähigkeit nicht sonderlich begeistert.

Gerücht am Handgelenk

Angeblich ist auch Apple mit dabei: Über iWatch ist wenig bekannt, außer dass sie, falls sie denn existiert, stylisch ist und mit iOS laufen soll. E-Mails zu lesen dürfte angesichts der zu erwartenden Displaygröße allerdings schwierig werden, dafür ist die Uhr aber - vielleicht - auch gar nicht ausgelegt. Apple betonte bereits mehrfach, dass man Gerüchte oder Spekulationen nicht kommentieren wolle, schließlich biete man ein solches Produkt nicht an.

Die i'm watch gibt es schon lang zu kaufen und ist Apple weit voraus.

Der Konkurrenzkampf um den Platz am Handgelenk hat begonnen, denn auch Samsung arbeitet an einer Computer-Uhr, wie der Konzern nun bestätigt hat. Sony ist dem mit seiner SmartWatch schon lang voraus: Für 150 Dollar ist die Uhr schon zu haben. Auch kleinere Anbieter setzen schon seit Längerem auf Smartwatches.

Smartphones sind bald überholt

Noch ersetzen die Produkte Smartphones nicht. Sie sind auf dem besten Weg dahin. Die Entwicklung, wie Blogger Till Quack von Techblock festgestellt hat, ist bei Smartphones auf einem Plateau angekommen: Einzig größere Displays und noch schnellere und leistungsfähigere Prozessoren sind noch zu erwarten, aber das lockt niemanden mehr vor die Tür. Zudem ist der Sättigungsgrad der Bevölkerung, was Smartphones angeht, bereits sehr hoch. Nichts Neues also für die Branche außer neue Techniken wie Near Field Communication (NFC) und die Jagd nach langlebigeren Akkus? Da kommen die Datenbrille, iWatch und Co. gerade rechtzeitig.

Sie haben nicht nur einen Novelty-Faktor. Die tragbaren Technologien wollen ein Problem lösen, das sich in letzten Jahren verstärkt hat. Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wird das Smartphone aus der Tasche gezogen und auf Nachrichten, Status-Updates oder E-Mails überprüft. Die tragbaren Technologien würden das zumindest auf eine andere Stilebene heben, meint Quack. Form und Funktion gehen eine bessere Synthese ein als bisher. In diesem Sinne sind Smartwatch und die Datenbrille dasselbe: Sie lösen die Finger vom Display und befreien die Hände. Dabei stehen beide Produkte erst der Anfang der Entwicklung.

Tragbare Technik als nächste Stufe der Mobility

Google Glass, natürlich auch als Sonnenbrille. Die nächste Stufe der Mobility.
Foto: Google

Wearable Technology wird über kurz oder lang Teile der Smartphone-Welt abschaffen. Sie integriert die Technik noch viel stärker in unser Leben als bisher. Sie wird, wie Brille und Uhr, zum erweiterten Teil des Körpers. Die Technologie wird verschwinden, sie wird zum Hintergrundrauschen geraten. Es ist die nächste Stufe der Mobility. Auch darauf müssen sich Entwickler in den nächsten Jahren einstellen.

Was ist mit Datenschutz?

Dass die Datenbrille somit den Einsatz von Technologie noch mehr als bisher verbirgt, besorgt Datenschützer. Fotos vom Gegenüber unbemerkt zu schießen, ist nun leicht möglich, auch unentdeckt Filmen ist kein Problem, wie Blogger Joshua Topolsky von The Verge im Selbstversuch feststellen konnte. Das Restaurant "The 5 Point Cafe" etwa droht Kunden mit Rausschmiss, die mit Datenbrille auf der Nase hereinkommen.

Aber auch Unternehmen müssen sich darauf einstellen: Können sie schon mit Smartphones und Tablets dem BYOD-Trend kaum Herr werden, wird das mit tragbaren Technologien fast unmöglich. Entscheider müssen sich etwa Gedanken machen, wie sie mit der tragbaren Technologie umgehen. Schließlich wäre das Filmen von geschäftswichtigen Vorgängen oder gar ein Livestream aus dem Meeting damit noch einfacher als vorher.

Effizienteres Arbeiten möglich

Das soll nicht heißen, dass eine Zukunft mit Tragbarer Technologie schlecht sein muss. Die Datenbrille etwa kann eine höhere Flexibilität beim Arbeiten bedeuten und ermöglicht viel bessere Absprachen als bisher. Und tragbare Technologie hat auch sinnvolle Anwendungen, etwa in der Medizin. Integrierte Sensoren könnten die Vitalfunktionen messen und selbstständig im Notfall Rettungskräfte alarmieren.