Anbieter sind gefragt

Die noch ungelösten Cloud-Probleme

16.07.2014 von Thomas Heimann
IT-Architektur, Datenmodelle, Integration oder Sicherheit: vieles spricht noch gegen Cloud. Doch wenn Anbieter auf die Skepsis der Anwender eingehen, wird der Durchbruch gelingen, meint Thomas Heimann von Capgemini in seiner Kolumne.
Thomas Heimann ist IT-Architekt bei Capgemini.
Foto: Capgemini

Deutsche Unternehmen und das Thema Cloud - auf Facebook würde man den Beziehungsstatus wohl als "It's Complicated" einstufen. In den vergangenen Jahren dominierte die Cloud-Nutzung im angelsächsischen Raum im Vergleich zu deutschen Unternehmen deutlich, doch zuletzt zeichnete sich ein Wachstumstrend ab.

Die vielfältigen Vorteile der Cloud sind inzwischen hinlänglich bekannt: Flexibilität, hohe Skalierbarkeit und Kostentransparenz bieten starke Anreize für eine stärkere Nutzung. Auf der anderen Seite der Waagschale sind wiederum Themen wie Datenhoheit und Sicherheitsbedenken. In einer weltweiten Befragung zum Thema Cloud unter 460 IT-Verantwortlichen und Senior Business Managern von Großunternehmen zeigten die Vertreter aus Deutschland dabei deutlich besorgter als ihre internationalen Kollegen.

Studien: Trendwende zu erkennen

Der verhaltene Beginn und das nach wie vor dominierende Thema Sicherheit haben die Cloud allerdings nicht aus den hiesigen Unternehmen verdrängt. Im Gegenteil: Mitte des Jahres 2013 zeigte Analyst René Büst, dass Cloud Computing hierzulande an Bedeutung gewinnt.

Die Capgemini IT-Trends Studie aus dem Frühjahr 2014 bestätigte diesen Trend nicht nur, sondern stellte eine sprunghafte Steigerung der Private-Cloud-Nutzung fest. Bereits 30 Prozent der Gesamtleistung der IT werden von Unternehmen in der Region DACH aus der Cloud erbracht - Tendenz steigend. Im Jahr zuvor lag der Wert noch 15 Prozent der Gesamt-IT-Leistung.

Hürden auf dem Weg in die Cloud

Trotz dieses Wachstums liegen deutsche Unternehmen weiter hinter den Kollegen in Übersee zurück. Das liegt nicht alleine an den genannten Bedenken um den Schutz der Daten - das zeigt auch ein Blick in weitere Studien zum Thema:

Datenmodelle, Integration und Skalierung

Was fehlt also zum großen Durchbruch - außer noch mehr Zeit? Will ein Unternehmen von den Vorteilen der Cloud profitieren, muss es sich einerseits mit Fragen auseinandersetzen, die die Organisation betreffen, auf der anderen Seite aber auch stärker die Sicht der Nutzer einnehmen.

Aus Sicht des Unternehmens stellen sich Fragen zur Verträglichkeit von Datenmodellen von inhaltlich zusammenhängenden Funktionsbereichen - innerhalb des Unternehmens, mit dem Cloud-Anbieter und mit angeschlossenen Geschäftspartnern. Die Integrierbarkeit der Cloud-Services in eigenen Applikationen sowie in weiteren Standardanwendungen muss sichergestellt sein. Stellt der Anbieter Schnittstellen für Backups außerhalb der Cloud zur Verfügung? Welche Skalierungsmöglichkeiten gibt es? Public, Hybrid, Private - welches Einsatzszenario eignet sich für welche Dienste? Wie wird die Funktionalität getestet? Lassen sich - durch Rückbau bestehender Funktionalitäten, die zukünftig aus der Cloud kommen - Redundanzen vermeiden?

Für den Anwender sind weitere Fragen interessant: Sind die Anwendungen benutzerfreundlich, bieten sie also Möglichkeiten wie etwa Single-Sign-On? Wirkt sich die Einführung und Nutzung der Cloud-Services auf die dem Nutzer vertraute bestehende IT-Landschaft aus?

Nächste Schritte

Unternehmen haben ihre Kapazitäten im Kontext der eigenen Cloud ausgebaut und nutzen diese bereits extensiv. Allerdings spielt die Public Cloud immer noch eine untergeordnete Rolle.

Gehen die Cloud-Anbieter gemeinsamen mit den Unternehmen auf die genannten Fragen ein und antworten überzeugend auf die Datenschutzskepsis, werden in Zukunft auch in Deutschland deutlich mehr Organisationen von Cloud-Diensten profitieren und das große Potenzial für ihre Anwendungslandschaft realisieren.

Thomas Heimann ist IT-Architekt bei Capgemini.