Energiesparpotenzial in Rechenzentren

Die Server-Farmen von morgen

09.07.2009 von Thomas Pelkmann
Im Rechenzentrum geht es nicht mehr nur um die Leistung der Server. Mit der Sorge um das Weltklima gewinnen Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit an Bedeutung.
Deutsche Rechenzentren stehen bei der Energieffizienz recht gut da. Einsparpotenzial gibt es dennoch.

Angesichts der Sorgen um Klimaerwärmung und der Diskussionen um anhaltend hohe Energiepreise stehen Rechenzentren in Deutschland relativ gut da. Das hat die Technologiestiftung Berlin (TSB) im Auftrag der Technischen Universität der Bundeshauptstadt ermittelt.

Im Rahmen einer Studie hat das TSB eine detaillierte (energie-) technische Erhebung unter 31 Rechenzentren durchgeführt, die insgesamt eine Fläche von mehr als 30.000 Quadratmetern für Informationstechnik aufweisen und über 40.000 Server beherbergen.

Dabei zeigte sich, dass Rechenzentren in Deutschland energieeffizienter sind, als allgemein angenommen. Unter anderem ermittelte das TSB, dass die mittlere "Power Usage Effectiveness" (PUE) der untersuchten Rechenzentren mit 1,7 deutlich unter dem Wert liegt, der in der Regel als industrieweiter Mittelwert ausgewiesen wird.

Zudem ergaben die Analysen, dass die Anzahl der Rechenzentren und damit auch deren Strombedarf erheblich überschätzt werden. Die TSB zählt für das Jahr 2007 in Deutschland rund 19.000 Serverräume mit drei bis zehn Servern und rund 10.000 Rechenzentren mit mehr als zehn Servern. Sogar dann, wenn man auch einzelne Serverräume zu Rechenzentren dazu zählt, ergibt sich eine Gesamtanzahl von nur rund 29.000 Rechenzentren. Im Gegensatz dazu steht die häufig kolportierte, jedoch empirisch offenbar wenig fundierte Zahl von 50.000 Rechenzentren in Deutschland.

Der Energiebedarf im Rechenzentrum wächst dramatisch an

Egal, wie hoch die Zahl tatsächlich ist: Der Energiebedarf der Serverfarmen bleibt enorm und wächst stark an: Mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 17 Prozent hat sich der Strombedarf für den Betrieb der Rechenzentren im Zeitraum von 1998 bis 2008 auf acht Terawattstunden (TWh) knapp verfünffacht.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Studie auch nach Energiesparpotenzialen in den Rechenzentren forscht. Dabei stellte sich heraus, dass bereits durch die einfache Verschattung von Fensterfronten in Serverräumen die maximale Kühllast stark reduziert werden kann.

Neben solchen einfachen Maßnahmen hat die TSB auch innovative Konzepte, etwa die fernwärmegestützte Kühlung von Rechenzentren, untersucht. Dabei werden spezielle Kälteanlagen mit Wärme aus dem Fernwärmenetz angetrieben. Der große Vorteil: Im Sommer, wenn in Rechenzentren großer Klimatisierungsbedarf besteht, steht bisher ungenutzte Fernwärme zur Verfügung. In Zukunft lassen sich mit solchen Konzepten enorme Einsparpotenziale in der Klimatechnik verwirklichen, so die Forscher aus Berlin.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um "Green IT" und Rechenzentren als "Klimakiller" bietet die 168 Seiten starke Konzeptstudie "Energieeffizienz in Rechenzentren" (PDF) eine gesicherte Datengrundlage und wichtige Anregungen für das Rechenzentrum der Zukunft.