Sparpotentiale im Beschaffungswesen liegen brach

Die Trends bei E-Procurement und E-Collaboration

02.06.2009 von Thomas Pelkmann
Langfristige Investitionen in elektronische Beschaffung zahlen sich aus. Das jedenfalls zeigt das Stimmungsbarometer 2009 des Branchenverbandes BME an. Während Unternehmen E-Auktionen kaum zum Preisdrücken nutzen, gibt es eine starke Entwicklung zur Lieferantenbewertung.
Mit dem Einsatz von Katalogsystemen lassen sich bis zu 40 Prozent der Prozesskosten einsparen.
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Der Einsatz von Katalogsystemen im Bereich E-Procurement hilft Unternehmen Geld zu sparen: Bei den Prozesskosten lassen sich im Durchschnitt bis zu 40 Prozent und bei den Einstandspreisen bis zu 25 Prozent erzielen. Im Bereich Ausschreibungen und Auktionen beträgt die Sparquote bei den Prozessen 17,5 Prozent und bei den Einstandspreisen immerhin noch 12 Prozent.

Das hat das "BME-Stimmungsbarometer Elektronische Beschaffung 2009" ergeben, das der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) und die Universität Würzburg (Lehrstuhl Industriebetriebslehre) durchgeführt haben. 188 Unternehmen haben sich beteiligt, darunter 113 Großunternehmen (mit über 2.000 Mitarbeitern) sowie 75 KMU.

Kataloge gehören zu den Standardwerkzeugen

Der Einsatz elektronischer Kataloge verkörpert inzwischen für den Großteil der Unternehmen - vom Global Player bis zum KMU - den gängigen Anwendungsstandard: 71 Prozent der Unternehmen setzen E-Catalogs in der Praxis ein - die Hälfte davon gar schon drei Jahre und länger. Jede zehnte der befragten Firmen befindet sich zudem in der Planphase. Aufgrund aktueller Sparzwänge verzichten allerdings auch 28 Prozent der mittelständischen Unternehmen aktuell auf die Nutzung elektronischer Kataloge.

E-Sourcing erhöhen Effizienz und Transparenz

Beim E-Sourcing (Ausschreibungen/Auktionen) zeigt sich: Vor dem Hintergrund der Finanzkrise nutzen Unternehmen Online-Tools primär zur Reduktion ihrer Einstandspreise und zur Verschärfung der Konkurrenz unter den Anbietern. Durch Ausschreibungen und Auktionen verschaffen sich Anwender zudem Transparenz auf einem undurchsichtigen Markt. Langfristig helfen nach Einschätzung der Befragten E-Sourcing-Tools den Unternehmen dabei, die Prozesseffizienz und -transparenz zu erhöhen.

Dennoch: Ein erheblicher Teil der Befragten beschäftigt sich aktuell nicht mit dem Einsatz entsprechender Tools. Lediglich 46 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen elektronische Ausschreibungen. E-Auctions wendet gar nur jedes dritte befragte Unternehmen an. BME-Hauptgeschäftsführer Holger Hildebrandt: "Der in den ersten Jahren des E-Procurement zu verzeichnende Ausschreibungs- und Auktions-Hype ist faktisch einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen."

E-Collaboration: Potenziale liegen brach

Im Bereich E-Collaboration (Datenaustausch, Qualitätsmanagement mit Lieferanten) liegen für Unternehmen aller Größen und Branchen noch erhebliche Potenziale brach. Differenziert nach Anwendungsbereichen nutzen nur zwischen 18 (Forschung und Entwicklung) und 26 Prozent (Qualitätsmanagement) der befragten Unternehmen E-Collaboration-Systeme. Die Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU fallen im Bereich E-Collaboration nur marginal aus; "absolute Beschaffungsvolumina" und "Transaktionszahlen" haben nur einen geringfügigen Einfluss auf das Nutzungsverhalten.

Der Trend geht zur Lieferantenbewertung

Eindeutiger Trend ist die Lieferantenbewertung. Bedingt durch die angespannte Situation auf den Finanzmärkten gewinnt Evaluation für Unternehmen aller Größen und Branchen an Bedeutung. Tools zur Lieferantenbewertung genießen hohe Wertschätzung. Über 43 Prozent der Unternehmen setzen entsprechende Werkzeuge bereits ein, rund 19 Prozent planen in naher Zukunft die Einführung adäquater Tools. Auffallend ist die konsequente Anwendung: Fast 40 Prozent der nutzenden Unternehmen integrieren alle Lieferanten in ihre elektronischen Systeme. Fakt ist: Tools zur Lieferantenbewertung haben sich analog elektronischer Kataloge bei Großunternehmen und KMU als Standardinstrument etabliert.