TomTom, Gavin, Navigon

Die Überlebensstrategien der Navi-Anbieter

21.08.2009 von Thomas Pelkmann
Laut Gartner gehören Navigationsgeräte zu den begehrtesten IT-Anwendungen im Auto. Für die Anbieter bringt das Probleme, weil Preisverfall und Plattformvielfalt die Margen drücken.
Navigationsgeräte fürs Auto erreichen den Massenmarkt. Den Herstellern bereitet das angesichts sinkender Margen eher Probleme.

Wer glaubt, dass stark wachsende Verkaufszahlen ein gutes Zeichen für einen profitablen Markt sind, der irrt - zumindest, was den Markt für Navigationslösungen angeht. Zwar entwickeln sich die Orientierungshilfen für Autofahrer einer Umfrage des Beratungsunternehmens Gartner zufolge zu echten Verkaufsschlagern. So gaben die meisten der 2000 in den USA und in Deutschland befragte Konsumenten an, dass GPS-Hilfen ganz oben auf ihrem Wunschzettel stehen, weit etwa vor akustischen Einparkhilfen und Freisprecheinrichtungen für Mobiltelefone.

Verantwortlich für die große Beliebtheit solcher Geräte seien einerseits aggressive Verkaufskampagnen der Hersteller, andererseits aber das gewachsene Umwelt- und Preisbewusstsein der Konsumenten. Die, so Gartner Analyst Thilo Koslowski, schauten angesichts hoher Treibstoffpreise und dramatischer CO2-Emissionen nach kostengünstigen und umweltfreundlichen Wegen, den Spritverbrauch ihrer Fahrzeuge zu senken. Navigationssysteme seien da eine gute Möglichkeit.

Für die Hersteller bringt das dennoch Probleme: Sie müssen mit drastisch fallenden Verkaufspreisen leben und zudem mit wachsendem Wettbewerb und einer Vielzahl unterschiedlicher Geräteplattformen umgehen.

Für das Jahr 2012 erwartet Gartner daher einen Durchschnittspreis von gerade einmal 49 US-Dollar für ein Personal Navigation Device (PND). Das seien nur noch zehn Prozent des Ladendurchschnittspreises von 2004, so Koslowski. Möglicherweise werde es sogar noch billigere Lösungen geben, weil die Käufer zugunsten des Preises zum Beispiel auch eingeschränktes Kartenmaterial in Kauf nähmen.

Dieser Preisverfall hat Auswirkungen. So hat etwa der GPS-Hersteller Garmin im Mai dieses Jahres Umsatzeinbußen von 34 Prozent bekannt geben müssen. Ebenfalls im Mai erklärte der PND-Hersteller Navigon aufgrund von Umsatzproblemen seinen Rückzug vom US-amerikanischen Markt. Einen Monat zuvor hatte TomTom von einem Quartalseinbruch im Vergleich zum Vorjahr von 31 Prozent berichtet. So macht den Herstellern ein Produkt massive Probleme, das in den vergangenen Monaten angetreten ist, einen Massenmarkt zu erobern.

Navi-Anbieter unter Druck

Um solche Entwicklungen überleben zu können, gibt Gartner den Herstellern zwei strategische Linien vor. Die erste scheint simpel zu sein: Erreiche bei Kosten, Preisen und Vertrieb der Geräte eine führende Marktposition, um mit hohen Absatzzahlen tatsächlich auch erfolgreich zu sein. Allerdings, so schränkt Gartner ein, werde das per Definition nur sehr wenigen Firmen gelingen können. Zudem seien die jetzigen Marktführer bereits in einer guten Ausgangsposition, um dieses Ziel zu erreichen.

Der zweite Weg steht dagegen allen offen: Wer das Nutzenversprechen für sein Gerät von "Basisfunktionalität" hin zu "treuer Begleiter auf allen Wegen" erweitere, könne am Markt auch auf Dauer bestehen. Dafür sei es zum Beispiel wichtig, so Thilo Koslowski, sein Gerät für die unterschiedlichsten Plattformen fit zu machen, um eine konsistente Navigation für alle Geräte zu gewährleisten. Das gehe unter anderem über Angebote, die Navigationsdaten für jedes beliebige Gerät nach Bedarf zu streamen. Zudem sei es sinnvoll, die Basisfunktionen (von-Ort-zu-Ort-Navigation) durch täglich aktualisierte, die jeweiligen Örtlichkeiten berücksichtigende Angebote zu erweitern.