Zweistellige Wachstumsraten

Die wichtigsten Freiberufler-Vermittler

04.08.2014 von Christiane Pütter
Die Geschäfte laufen gut für Personaldienstleister, die IT-Freiberufler vermitteln. Das geht aus der aktuellen Lünendonk-Marktstudie hervor. Freiberufler mit SAP-Wissen sind am stärksten gefragt. Meist erhalten IT-Freie ihr Geld von Vermittlern aber erst nach mehr als 20 Arbeitstagen.

"Die führenden Anbieter von Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern blicken optimistisch auf das Jahr 2014 und darüber hinaus", erklären die Berater aus Kaufbeuren. In Zahlen heißt das: Die Unternehmen rechnen für das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von satten 13 Prozent. 2015 sollen es sogar knapp 16 Prozent sein. Das geht aus der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" hervor.

87.500 freie IT-Experten waren laut Lünendonk 2013 in Deutschland tätig, das sind 2.500 mehr als 2012. Sie haben zusammen genommen 8,4 Milliarden Euro erwirtschaftet (2012: acht Milliarden).

Ansprechpartner finden sie in den 22 Vermittlern, die Lünendonk unter die Lupe genommen hat. Das Spektrum reicht vom Branchenprimus Hays, Mannheim, mit 759 Millionen Jahresumsatz bis zu der Heidelberger Firma iPaxx, die 2013 gut 6,5 Millionen Euro erwirtschaftet hat.

Dabei sind die Unterschiede schon innerhalb der Top 5 erheblich. Auf Hays folgt Gulp aus München mit 268 Millionen Euro Umsatz vor Allgeier Experts (161 Millionen) aus Wiesbaden, Solcom Unternehmensberatung (67 Millionen) aus Reutlingen und Sthree aus Frankfurt/M. (63 Millionen).

Lünendonk-Studie: Top Ten der Freiberufler-Vermittler -
Gute Aussichten für IT-Freelancer
Wer als einer von derzeit etwa 87.500 IT-Freien auf dem deutschen Markt agiert, hat gut Lachen. Das zeigen zwei Studien von Lünendonk: "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten in Deutschland" und "Führende Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsunternehmen in Deutschland".
Gefragte Informatiker
Ein Blick in Lünendonks Studie über führende Zeitarbeitsfirmen und Personaldienstleister 2014 bestätigt den hohen Bedarf an Informatikern. Gerade die Top-Ten-Personaldienstleister suchen IT-Fachkräfte.
Führende Vermittler von IT-Freien: Platz 22 bis 11
Insgesamt hat Lünendonk 22 Firmen untersucht, die Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freien in Deutschland anbieten. Die Zahlen in der Liste sind teilweise geschätzt.
Platz 10: emagine
Die GFT-Tochter emagine, im Bild emagine Geschäftsführer Stefan Frohnhoff, machte 2013 mit der Freiberuflervermittlung einen Umsatz von 43 Millionen Euro (Vorjahr: 61,1 Mio), der Gesamtumsatz von emagine betrug 93,4 Millionen Euro (Vorjahr 113,8 Mio).
Platz 9. Quest
erwirtschaftete 2013 44 Mio. Euro Umsatz mit Freiberuflervermittlung (Vorjahr:49 Mio). Der Dienstleister beschäftigte 2013 46 Mitarbeiter, zwei mehr als 2012.
Platz 8: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 45 Millionen Euro Umsatz und damit sieben Millionen mehr als in 2012 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 39 im Jahr 2012 auf 51 im Jahr 2013.
Platz 7. 1st Solution
Mit 46,6 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahrt 2013 hat 1st Solution fast den Wert des Vorjahres erreicht (46,8 Mio). Der Gesamtumsatz ging in dem Zeitraum um drei Millionen auf 59 Millionen zurück. 1st solution beschäftigte 2013 68 Mitarbeiter.
Platz 6: Westhouse Consulting
..ist unter anderem spezialisiert auf die Vermittlung von SAP-Freiberufler. 2013 liefen die Geschäfte bestens: Der Umsatz der Freiberuflervermittlung stieg um 23 Millionen auf 62,1 Millionen Euro an, der Gesamtumsatz stieg von 47 auf 71 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl von 65 auf 87 Euro.
Platz 5. SThree
... und ihre IT-Personalvermittlung Computer Futures haben 2013 mit IT-Staffing 62,7 Millionen Euro umgesetzt, 2,9 Millionen Euro mehr als 2012. Auch der Gesamtumsatz stieg von 137 Millionen auf 141 Millionen Euro. SThree beschäftigt 505 Mitarbeiter.
Platz 4. Solcom
Die Solcom-Geschäftsführer (von links) Martin Schäfer, Ansgar Nagel, Thomas Müller und Andreas Müller können zufrieden sein: Die IT-Freiberuflervermittlung brachte 2013 einen Umsatz von 67 Millionen Euro ( Vorjahr: 57,8 Millionen) ein. Die Mitarbeiterzahl wuchs um 23 auf 110.
Platz 3. Allgeier
Mit einem Gesamtumsatz von 239,4 Millionen Euro in 2013 hebt sich Allgeier auf Platz 3 deutlich von den Wettbewerbern ab. 161,2 Millionen Euro ( Vorjahr: 172,1 Mio. Euro) entfielen davon auf die IT-Freiberuflervermittlung. Die Mitarbeiterzahl stieg von 411 auf 437 an.
Platz 2. Gulp
... macht mit IT-Freiberuflervermittlung gut 100 Millionen mehr Umsatz als Allgeier Experts und liegt unangefochten auf Platz 2 des Rankings. Von 2012 auf 2013 erhöhte sich der Gesamtumsatz um mehr als 32 Millionen Euro auf 278,4 Millionen Euro, davon 268,3 Millionen Euro Umsatz durch IT-Freiberuflervermittlung (2012: 236,1 Mio. Euro). Gulp ist schlank aufgestellt und beschäftigt 180 Mitarbeiter ( 2012: 165 Mitarbeiter).
Platz 1. Hays
... und Vorstandschef Klaus Breitschopf sind die unangefochtenen Platzhirsche in der IT-Freiberuflervermittlung: Von 2012 auf 2013 stieg der Umsatz im IT-Staffing um 223 Millionen auf 759 Millionen Euro. Damit ist allein das Umsatzplus von Hays größer als der Freiberufler-Umsatz des Drittplatzierten Allgeier Experts. Hays erwirtschaftete mit 1380 Mitarbeiter 2013 einen Gesamtumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 819 Millionen Euro mit 1100 Mitarbeitern.
Auftraggeber in den Unternehmen
Nicht immer geht der Wunsch nach der Zusammenarbeit mit IT-Freelancern von der IT-Abteilung innerhalb der Unternehmen aus. Dies ist in 42 Prozent der Fälle so. Fast ebenso oft werden sie von der Einkaufsabteilung angefordert. Ein weiteres Ergebnis der Studie: in neun von zehn Fällen kommt der Freelancer zum Kunden.
Honorarerwartung nach Kenntnissen
Die Vermittler erwarten, dass insbesondere die Honorare für SAP-Spezialisten steigen. Denn diese sind besonders gesucht.

Gefragte Skills: SAP, Security und Web Services

Lünendonk wollte wissen, welche Kompetenzen die Kunden dieser Unternehmen am häufigsten nachfragen. Den größten Bedarf gibt es demnach an SAP-Skills. 96 Prozent der Anbieter sprechen von "sehr starker" oder "starker" Nachfrage. 86 Prozent beobachten das auch für Projekt- und Qualitäts-Management.

Außerdem brauchen die Kunden der Vermittler Spezialisten für die Bereiche Security, Enterprise Resource Planning und Web Services/SOA. Dagegen ist der Bedarf an CRM-Spezialisten (Customer Relationship Management) vergleichsweise gering. Lediglich 32 Prozent sehen hier eine sehr starke oder starke Nachfrage.

Das wirkt sich auf die Honorare aus. Vor allem SAP- und Sicherheitsexperten dürften mit steigenden Sätzen rechnen, erwarten die Anbieter.

Stichwort Geld: Wer sich als IT-Freier vermitteln lässt, wartet meist mehr als 20 Arbeitstage auf sein Honorar. Dieses Zahlungsziel geben jedenfalls 58 Prozent der Unternehmen an. Weitere 28 Prozent nennen eine Frist von elf bis 20 Arbeitstagen, bei den verbleibenden 17 Prozent geht es schneller. Allerdings ist die Aussagekraft dieser Angaben fraglich - 95 Prozent der Unternehmen geben an, über das Zahlungsziel lasse sich im Einzelfall reden.

Dabei treten manche Vermittler in Vorleistung. Denn ihre Kunden zahlen in mehr als einem von drei Fällen erst nach 40 Tagen. Ralf Bochtler, Junior Consultant bei Lünendonk, vergleicht die Vermittler mit einer Bank. Sie glichen die Zahlungsziele der Auftraggeber den Freelancern gegenüber aus.

Einkaufsabteilung als Auftraggeber

Ein weiteres Ergebnis: Die Vermittlung von IT-Freien hält mit rund 68 Prozent den Löwenanteil an den Einnahmen der befragten Unternehmen. Mit Zeitarbeit, also Arbeitnehmerüberlassung, erwirtschaften sie zehn Prozent ihres Einkommens und fast ebenso viel mit externem Third Party Management.

Der Auftrag zum Einsatz der Freien kommt nicht immer von der IT-Abteilung. Das ist "nur" in gut 42 Prozent der Fall. In 38 Prozent agiert die Einkaufsabteilung als Auftraggeber. Üblicherweise (90 Prozent) kommt der Freelancer zum Kunden ins Haus.

Diese Studie ergänzt die allgemeine Lünendonk-Analyse "Führende Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsunternehmen in Deutschland". In Zahlen lautet deren Fazit: Die Unternehmen rechnen mit acht Prozent Wachstum. Damit setzt sich die Entwicklung des Vorjahres fort. 2013 kam die Branche auf ein Plus von gut sieben Prozent.

Fast jeder Vierte wechselt von der Zeitarbeit zu dessen Kunden

Auch die allgemeine Studie bestätigt, dass Informatiker und Facharbeiter/Techniker auf dem Markt sehr gefragt sind. Auf einer Skala von minus zwei ("sehr geringe Nachfrage") bis plus zwei ("sehr starke Nachfrage") erreichen Techniker mit 1,67 den höchsten Wert. Informatiker kommen mit 0,81 "nur" auf Platz drei - aber vor allem Top-Unternehmen suchen sie.

Das heißt in Zahlen: Lünendonk hat neben dem Durchschnittswert die Top 10-Firmen gesondert ausgewertet. Und dabei erreichen Informatiker einen Wert von 1,5.

Wer eine Stelle sucht, hat gute Chancen, über Zeitarbeit in ein Unternehmen zu kommen. Voriges Jahr wechselte insgesamt gut jeder Fünfte von der Zeitarbeitsfirma zu dessen Kunden. 2014 werden es nach Einschätzung der Überlasser 23 Prozent sein - und bei den Top-Unternehmen 28 Prozent.

Herausforderungen für IT-Freiberufler 2014 -
Was sind die wichtigsten Herausforderungen für IT-Freiberufler?
Dafür befragte die COMPUTERWOCHE 1.096 IT-Selbständige. Diese waren im Schnitt 47 Jahre alt, neun von zehn Befragten sind männlich. Drei Viertel sind in der Beratung tätig, fast jeder Zweite im IT-Projektmanagement. 38 Prozent der Freelancer beschäftigen sich mit Entwicklung, jeder Dritte übernimmt Coaching-Aufgaben. Rund ein Fünftel arbeitet in Administration und Support, mit Datenbanken oder in der Qualitätssicherung.
Die Planbarkeit von Anschlussprojekten ...
... ist für jeden zweiten Freiberufler nach wie vor die größte Herausforderung.
Aber auch die Verhandlungen von Stundensätzen ...
... beanspruchen 44 Prozent der befragten IT-Freiberufler.
Hoher Reiseaufwand ...
... beziehungsweise ein weit entfernter Projekteinsatzort macht 34 Prozent der IT-Freiberufler zu schaffen. Für die meisten Kunden ist es selbstverstänlich, dass Freiberufler immer vor Ort arbeiten.
Für regelmäßige Weiterbildung ...
... fehlt jedem dritten Freiberufler die Zeit, so eine weitere Herausforderung.
Hohe Arbeitsbelastung ...
... nennen 32 Prozent der befragten IT-Freiberufler als Herausforderung.
Hohe Weiterbildungskosten ...
... belasten 27 Prozent der befragten IT-Freiberufler.
Gesetzliche Vorschriften und Regelungen, ...
... etwa zur Scheinselbständigkeit erschweren 23 Prozent der befragten IT-Freiberufler die Arbeit.
Hohe fachliche Anforderungen ... durch Projekte
... empfindet jeder fünfte IT-Freiberufler als Herausforderung.
Dass Kunden Projektreferenzen freigeben ...
... und damit dem IT-Freiberufler einen Leistungsnachweis für die nächste Akquise geben, passiert anscheinend nicht immer. Für 11 Prozent der IT-Freiberufler ist das ein Problem.
Flaute oder zu wenig Projektaufträge ...
... sind für zehn beziehungsweise 27 Prozent der befragten IT-Freiberufler ein Problem.